Nach den langwierigen Diskussionen über das Schulhaus oder die Grünabfuhr kommt es zum nächsten Zoff in Konolfingen. Dieses Mal geht es um den Mehrzweckplatz im Dorf am Rande des Emmentals.
Referendum gegen neues Reglement ergriffen
Für ein fakultatives Referendum braucht es fünf Prozent der Stimmberechtigten, in der Gemeinde Konolfingen mit ihren rund 4000 Stimmberechtigten wären das 200 Personen. 618 Personen (also über 15 Prozent) der Stimmbevölkerung haben ein Referendum gegen das totalrevidierte Reglement über die Benützung von Gemeindeanlagen unterzeichnet.
Im neuen Reglement sorgt nur ein Punkt für Zoff: Kommerzielle Veranstalter sollen neu Gebühren bezahlen, wenn sie den Mehrzweckplatz im Dorf benutzen – es geht um 300 Franken pro Tag. Bisher war das gratis.
Gemeindepräsident: «Wollen daran nicht Geld verdienen»
Auf dem Platz finden diverse Veranstaltungen statt: Viehschauen, Amtsmusiktage oder Gewerbeausstellungen. Besonders die Viehschauen sind in Konolfingen sehr beliebt, wie auch der Gemeindepräsident von Konolfingen Heinz Suter weiss: «Die Viehschau ist Tradition, das ist wie ein Volksfest. Viele Leute kommen und geniessen diese Anlässe.»
Trotzdem sei die Einführung einheitlicher Gebühren sinnvoll, sagt Suter. Der Gemeindepräsident erklärt es so: «Es geht uns nicht darum, daran Geld zu verdienen, sondern effektiv über alle Räumlichkeiten und Plätze eine einheitliche Ordnung zu schaffen». So betrifft das Reglement nicht nur den Mehrzweckplatz, sondern alle Räumlichkeiten, die die Gemeinde vergibt. «Wenn ein Verein im Kirchgemeindehaus eine Abendunterhaltung veranstaltet, bezahlen die dort auch». Das neue Reglement wolle alle gleichbehandeln.
BärnToday hat letztes Jahr die Herbstviehschau in Konolfingen besucht:
Quelle: BärnToday / Dominic Flückiger / Warner Nattiel
Sind traditionelle Gewerbeschauen gefährdet?
Ausserdem würde das neue Reglement nur Gebühren verlangen, wenn an einem Anlass Geld verdient werde: «Wenn man als Verein einen Platz oder eine Halle braucht, ist das gratis – es gibt nur einen Nebenkostenbeitrag für die Arbeit des Abwartes», erklärt Suter. «Wenn man aber einen kommerziellen Anlass durchführt, bezahlt man eine Gebühr, dann wird dort Geld verdient – das ist auch bei Viehschauen so.»
Kritiker befürchten nun, dass Anlässe wie eine Viehschau nicht mehr durchgeführt werden können und Traditionen verloren gehen.
Gemeindeversammlung entscheidet im Juni
Man sei im Vorfeld mit den Vereinen in Kontakt getreten, erklärt der Gemeindepräsident weiter. Dass es Kritik an den Anpassungen geben wird, sei aber klar gewesen. Eine Interessengemeinschaft hatte angekündigt, sich dagegen zu wehren. Hätten sie das Referendum nicht ergriffen, wäre das neue Reglement per 1. Januar 2025 in Kraft getreten.
Allerdings seien die Fronten nicht verhärtet. «Wir haben Anfang Oktober einen gemeinsamen Besprechungstermin, und wir sind auf die Lösungsvorschläge gespannt.» Suter betont, dass es eine gemeinsame Lösung geben müsse – und er zeigt sich zuversichtlich, dass diese gefunden werde.
Das neue Reglement, inklusive neuer Gebühren für Veranstalterinnen und Veranstalter, wird aufgrund des Referendums nun an der Gemeindeversammlung im Juni 2025 besprochen.
(dak/mfu)
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.