Sorgentelefon 143 in Bern

Bedürfnis nach Beratung bleibt gross – auch nach Corona

21.04.2023, 11:12 Uhr
· Online seit 21.04.2023, 10:55 Uhr
«Die dargebotene Hand» verzeichnete 2022 im Kanton Bern fast so hohe Zahlen wie während der Pandemie. Psychische Probleme seien dabei das wichtigste Thema.
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Mentale Gesundheit ist für viele Schweizerinnen und Schweizer ein Problem, wie verschiedene Studien und Umfragen in den letzten Monaten gezeigt haben. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der AXA zeigt beispielsweise, dass 53 Prozent der Befragten an mittelschweren bis schweren Symptomen von Stress leiden.

Auch die langen Wartezeiten bei Therapeutinnen und Therapeuten zeugen von einem erhöhten Bedürfnis nach psychologischer Hilfe.

Hohe Nachfrage bei Beratungsdienst

Dies hat auch Auswirkungen auf den Regionaldienst Bern des Beratungsdienstes «Die dargebotene Hand». So erklärt Mediensprecherin Daniela Humbel auf Anfrage: «Auch wir in Bern stellen nach wie vor ein erhöhtes Bedürfnis nach einem Gespräch mit ‹Tel 143› fest.»

Für das Jahr 2022 habe der Regionaldienst Bern 19'116 Telefongespräche registriert. Der Wert sei vergleichbar mit den Zahlen aus der Pandemie-Zeit: «In den Jahren 2020 und 2021, also zu Spitzenzeiten während Corona, waren es nur ein bis drei Prozent mehr.»

Dabei gibt es ein wiederkehrendes Thema: «Mit rund 26 Prozent finden die meisten der Gespräche zu Themen der psychischen Gesundheit statt.» Das sei nicht verwunderlich: «Das Jahr 2022 mit seinen multiplen Krisen hat bei vielen, und besonders bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren, Ängste hervorgerufen.» Weitere Gesprächsthemen seien Beziehungen im Allgemeinen, Familie und die Erziehung.

Suizidgedanken vorwiegend im Chat

Neben dem Telefondienst betreibt der Regionaldienst Bern unter anderem auch einen Chatdienst. Dieser sei besonders bei Selbstmordgedanken eine wichtige Anlaufstelle: «Suizid oder Suizidabsichten werden bei uns in Bern vorwiegend via Chat geäussert», so Humbel. Etwa jeder zehnte Online-Kontakt äussere starke Suizidgedanken.

Erfreulich sei hingegen, dass auch jüngere Menschen sich vermehrt trauen würden, das Angebot in Anspruch zu nehmen: «2022 waren gut 23 Prozent aller Anrufenden unter 40 Jahre alt.» Im Chat sei die Anzahl Menschen unter 40, die Beratung oder Hilfe suchen, sogar noch höher: «Hier sind es rund 56 Prozent.»

(pfl)

veröffentlicht: 21. April 2023 10:55
aktualisiert: 21. April 2023 11:12
Quelle: BärnToday

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