Abstimmungskampf

Politanalyst zu JSVP-Tweet: «Dachte, dass sich ChatGPT verselbstständigt hat»

28.03.2023, 18:09 Uhr
· Online seit 28.03.2023, 11:41 Uhr
Die Junge SVP Kanton Bern hat am Dienstag erneut für Schlagzeilen gesorgt: Sie sucht auf Twitter nach Nackt-Doubles von Altbundesrätinnen. Bei den Nutzerinnen und Nutzern stösst der Aufruf auf Unverständnis – auch der Politanalyst Mark Balsiger hält wenig davon.
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Die Jungpartei sucht Laienschauspieler für einen Videoclip, die den ehemaligen Bundesrätinnen Doris Leuthard und Simonetta Sommaruga von hinten ähneln.

Wie viele andere Nutzerinnen und Nutzer von Twitter, zweifelte auch der Politanalyst Mark Balsiger zuerst an der Echtheit des Aufrufs: «Als ich den Tweet sah, dachte ich zuerst, dass sich der ChatGPT verselbstständigt hat. Aber wie wir inzwischen wissen, stammt er tatsächlich vom Chef der Jungen SVP.»

Video für Abstimmungskampagne

Nils Fiechter, der Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern, will das Video im Rahmen des Abstimmungskampfes gegen das neue Klimaschutzgesetz veröffentlichen. Über dieses stimmt die Schweiz im Juni ab.

Laut Nils Fiechter sind die ehemaligen Energieministerinnen Doris Leuthard und Simonetta Sommaruga verantwortlich für die gescheiterte Energiestrategie der Schweiz – auch wenn sich der Bundesrat als Gesamtgremium hinter diese Entscheidungen gestellt hat. «Er war auf dem falschen Pfad», sagt Nils Fiechter.

Man müsse zurück zu einer vernünftigen Energiepolitik, so Fiechter. «Die Junge SVP will nun mit einem überspitzten Augenzwinker-Video den Leuten aufzeigen, welche Folgen es hätte, wenn man das Stromfressergesetz annehmen würde.»

Wettstreit der besten Ideen

Die Idee stosst bei den Twitter-Nutzenden auf Unverständnis und Empörung. Nils Fiechter glaubt aber nicht, dass der Aufruf und die vielen negativen Reaktionen darauf der Jungpartei schaden könnten. «Spätestens dann, wenn das Video öffentlich ist, werden die Leute erkennen, dass sehr wohl eine wichtige politische Botschaft dahintersteckt.»

Der Politanalyst Mark Balsiger erinnert: «Wahlen sind eine Sternstunde der Demokratie. Es geht es um den Wettstreit der besten Ideen. Dusch-Videos schrammen deutlich an diesem Anspruch vorbei.» Sei das Drehbuch für den Videoclip ähnlich bescheiden, wie der Versuch, die Medien einzuspannen, werde sich die halbe Online-Schweiz fremdschämen – nicht nur in der Stadt, sondern auch dort, wo es «Bschüttilöcher» und Mistgabeln gebe.

Dafür, dass SVP-Bundesrat Albert Rösti als neuer Energieminister für das neue Klimaschutzgesetz wirbt, hat Nils Fiechter Verständnis – anders als bei Simonetta Sommaruga und Doris Leuthard. «Es ist das Gesamtgremium, das den Entscheid gefällt hat, das Gesetz zu unterstützen.» Das Engagement von Albert Rösti sei deshalb nicht persönlich zu werten.

(dak/rst/sst)

veröffentlicht: 28. März 2023 11:41
aktualisiert: 28. März 2023 18:09
Quelle: BärnToday

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