Das Rellerli ist ein traditionsreicher Ausflugs- und Skiberg im Saanenland, Riesenslalom-Weltmeister Mike von Grünigen etwa lernte seine perfekten Schwünge auf der benachbarten Hugeli-Skipiste. Im Januar 2019 wurde die Bahn eingestellt – der Winterbetrieb auf dem von den übrigen Skigebieten im Saanenland isolierten Berg lohnte sich nicht mehr.
In der Region formierte sich der Verein «Freunde des Rellerli». Um den herrlichen Aussichtsberg auf 1843 Metern über Meer weiterhin für alle zugänglich zu machen, lancierte sie das Projekt einer neuen Bahn. Sie soll den Berg weiterhin erschliessen, mit einer Linienführung, die von Schönried direkt aufs Rellerli fährt.
Die alte 6er-Gondelbahn machte mit einer aufwendigen Mastenkonstruktion noch eine Kurve.
Seit etwa zwei Jahren herrscht allerdings beim Bauprojekt für eine neue Bahn Funkstille – wir kommen darauf zurück.
Berghaus mit Hotel, Restaurant und Buvette
Zusammen mit der neuen Bahn ist geplant, ein neues Berghaus zu bauen. Hier kommt der im Saanenland wohnhafte Biotech-Milliardär Ernesto Bertarelli ins Spiel. Seiner «Mountain View AG» gehören Tal- und Bergstation in Schönried beziehungsweise auf dem Rellerli. Logischerweise sind beide Projekte (Bahn und Berghaus) nur gemeinsam sinnvoll – aber sie müssen unabhängig voneinander bewilligt werden.
Im Amtsblatt ist nun das Baugesuch fürs neue Berghaus publiziert. Es liegt bis zum 19. August öffentlich auf. Vorgesehen ist ein Teilabbruch des bestehenden Berghauses auf dem Rellerli und der Neubau eines Kongresshotels samt Restaurant.
Das Hotel soll über 16 Doppelzimmer verfügen, das Restaurant mit Bar ist mit 75 Sitzplätzen geplant, die Terrasse mit 50 Plätzen. Dazu kommen noch eine kleinere Buvette samt Terrasse (16 bzw. 20 Sitzplätze) und ein Fumoir.
Bergbahn: Baugesuch im Frühling?
Doch weshalb geht es mit der neuen Bergbahn nicht vorwärts? Es liege am Kanton Bern, sagt Heinz Welten, Präsident des Vereins «Freunde des Rellerli». Das Amt für Gemeinden und Raumordnung AGR sei an der Arbeit und werde seine Einschätzung im kommenden Herbst (endlich) abgeben. Dann braucht es wegen der neuen Lininenführung der Bahn einen Entscheid der Gemeindeversammlung von Saanen, um den Korridor der neuen Gondelbahn zu sichern. Erst danach kann auch das Baugesuch für die Bergbahn eingegeben werden.
«Es ist eine sehr positive Zusammenarbeit mit der Moutain View AG», sagt Welten. Es sei immer die Idee gewesen, dass der Berg nicht als Privatbesitz der Bertarellis dient, sondern allen Leuten zu Gute komme. Das Baugesuch zeugt von dieser Zusammenarbeit - ein Berghaus ohne Gondelbahn funktioniert ebenso wenig wie umgekehrt.
Es gebe zwar durchaus «Bremser», sagt Welten, er rechne aber nicht mit Einsprachen, sobald die rechtlichen Voraussetzungen für den Neubau von Berghaus und Gondelbahn gewährleistet sind. Die Gondelbahn würde dann vom Verein gestemmt, er will bei Mitgliedern Geld auftreiben. Die Kosten werden auf etwa 12 Millionen Franken geschätzt. Die Gemeinde Saanen hat bereits ausgeschlossen, sich an der Finanzierung zu beteiligen.
Das Projekt der Seilbahnfirma Doppelmayr/Garaventa wurde zur Vorprüfung den Umweltorganisationen und Behörden schon vorgestellt. Es könnte also auf einmal schnell gehen mit den Neubauten am Rellerli, sobald die rechtlichen Hürden weggeräumt sind.
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