«Tiere verkommen zum Konsumgut»

Er war noch jung und fit: Warum Hund Wakiza eingeschläfert wurde

03.05.2023, 19:36 Uhr
· Online seit 02.05.2023, 06:09 Uhr
Zu viele Hunde, zu wenig Platz. Mit diesem Problem müssen sich Tierheime, der Tierschutz und Vereine auseinandersetzen. Nadja Herren vom Verein BringUPaw im Emmental musste am Hund Wakiza erleben, was das grundlegende Problem ist.
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Was passiert mit Hunden, die niemand mehr möchte? Sie landen beim Tierschutz, werden weiter und weiter vermittelt und im schlimmsten Fall, müssen sie eingeschläfert werden. Eine Thematik, mit der sich Nadja Herren, Hundetrainerin und Präsidentin des Vereins BringUPaw Special Home in Häusernmoos tagtäglich auseinandersetzen muss. Sie betreibt dort nämlich ein Gnadenhof sowie Pflegeplätze für Hunde ohne Herrchen oder Frauchen.

«Paradebeispiel dafür, was falsch läuft»

Erst vor Kurzem musste sie den Hund Wakiza schweren Herzens einschläfern. Ein noch junger und fitter Hund, der nach etlichen Besitzerwechseln mit seinem Verhalten nicht bei Herren bleiben konnte, wie sie gegenüber BärnToday erzählt: «Wakiza ist das Paradebeispiel, das zeigt, was gerade falsch läuft.»

Sie erinnert sich: «Wakiza wurde auf der Strasse eingefangen und von einem Tierheim legal in die Schweiz vermittelt. Hier landete er zuerst bei einem jungen Paar, später bei einem jungen Mann. Dort entwickelten sich mehr Probleme und der Hund musste wieder und wieder Platz wechseln.»

Irgendwann stoppte die Tierschützerin das Herumreichen des Hundes und bot dem Besitzer einen Deal an. Sie würde den Hund entweder zur Pension aufnehmen und er müsste weiterhin zahlen. Oder aber sie versuche ihn in ihre Gruppe von Hunden zu integrieren, würde das nicht klappen werde sie ihn aber einschläfern.

Die Integration in die Hundegruppe blieb allerdings ohne Erfolg: «Wakiza hatte teilweise grosse Probleme mit anderen Hunden. Er zeigte zunehmend auch sozialmotivierte Aggressionen sowie Aggression vermischt mit Beutefangverhalten. Er hätte unter anderem mit einem Chihuahua zusammenleben müssen. Es wäre einfach zu gefährlich gewesen. Er hätte einen kleinen Hund plattdrücken können – trotz Maulkorb.»

Zu grosses Angebot an Hunden

Fälle wie diese gebe es leider viel zu oft. Ein Problem, das Nadja Herren auf die verbreitete Möglichkeit, sich einen Hund holen zu können, Ursprung und Aufzucht der Hunde sowie oft auch fehlende Erziehung zurückführt. Die Hunde werden nämlich oft an Tierschutzorganisationen abgegeben, wenn die Besitzerinnen und Besitzer sie nicht mehr möchten: «Es hat zu wenig Platz und niemand will es zahlen. Wir können die Hunde nicht stapeln. Es werden so viele Hunde aus diesem Grund eingeschläfert. Aber man findet die richtigen Hände nicht. Parallel dazu werden reihenweise Hunde gezüchtet, importiert und gerettet.» Der Markt sei überhäuft mit Hunden.

Das Angebot sei so gross, dass nur wenige einen Hund nehmen würden, der kompliziert ist oder ein auffälliges Verhalten zeigt. «Hunde können im Ausland bestellt werden und so bekommt wirklich jeder ein Hund, wenn man einen will. Wenn diese dann schwierig werden, werden sie oft abgegeben und die Leute suchen sich einen neuen Hund. So landen viele Hunde beim Tierschutz.» Herren moniert: «Hunde sind zu einem Konsumgut verkommen.»

Viele seien auch sogenannte Listenhunde, die einen Platz suchen, diese sind noch schwerer zu vermitteln, wie die Tierliebhaberin erklärt: «Ein Listenhund, ist ein Hund, der auf einer kantonalen Liste für bewilligungspflichtige Rassen steht oder gar verboten ist. Die Vermittlung dieser Hunde ist natürlich noch viel schwieriger»

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Meist werden diese auch nicht über legale Wege importiert. Sind die Hunde in den falschen Händen, kann das zu grossen Problemen führen. Dennoch, diese Listen sind nicht optimal, sagt Herren: «Solche Rassenlisten gehören abgeschafft. Man kann nicht aufgrund der Rasse sagen, dass ein Hund per se gefährlich ist.»

veröffentlicht: 2. Mai 2023 06:09
aktualisiert: 3. Mai 2023 19:36
Quelle: BärnToday

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