Pionierrolle

«Eine grosse Sache» sagt die erste Frau, die Rektorin der Uni Bern wird

02.06.2023, 15:13 Uhr
· Online seit 02.06.2023, 09:45 Uhr
Die Uni Bern gibt es seit 189 Jahren – und noch nie war eine Frau Rektorin. Das soll sich nun ändern. Prof. Dr. Virginia Richter übernimmt ab August 2024 als erste Frau diesen wichtigen Posten.
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Virginia Richter, die derzeit Vizerektorin ist, ist sich der Tragweite und Wichtigkeit ihrer Pionierrolle bewusst. Im Gespräch mit BärnToday erzählt sie, wie es dazu kam und worauf sie ihren Fokus als Rektorin legen will.

«Ich bin sehr aufgeregt darüber und freue mich sehr», sagt Richter zu ihrer Wahl. «Es ist natürlich eine grosse Sache, dass in der langen Geschichte der Uni Bern jetzt eine Frau zum ersten Mal an der Spitze steht.» Die Uni Bern wurde 1834 gegründet und ist also bald 200 Jahre alt – bisher waren nur Männer als Rektoren angestellt. «Da freue ich mich schon sehr, dass die Wahl auf mich gefallen ist.»

Ende Mai hat der Regierungsrat Prof. Dr. Virginia Richter zur neuen Rektorin der Universität Bern gewählt. Die designierte Rektorin tritt Anfang August 2024 die Nachfolge von Christian Leumann an, der aus Altersgründen zurücktritt.

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Frauen in Führung sollen sichtbar werden

«Ich finde das wichtig, dass Frauen in Führungspositionen sichtbar werden.» Das sei für die Vizerektorin einer der Gründe gewesen, weshalb sie sich auf die Stelle beworben habe. «Ich glaube, wir müssen einfach zeigen, dass Frauen solche Karrieren haben wollen.» Dass sie bereit seien, dafür hart zu arbeiten, und es dann aber auch möglich sei. «Die Zeit, als es ganz selbstverständlich war, dass Rektoren, Vizerektoren und Dekane immer nur Männer waren, gehen doch allmählich zu Ende», sagt Richter. «Auch wenn wir sicher noch nicht am Ziel.»

Virginia Richter konnte als Vizerektorin bisher wertvolle Erfahrungen sammeln. «Das war für mich ganz wichtig, dass ich schon Mitglied der Unileitung bin und gelernt habe, wie das Geschäft läuft und welche Themen anstehen.» Die Uni sei ein sehr, sehr kompliziertes Gebilde. Sie hat acht Fakultäten, über die medizinische Fakultät hängt sie am Inselspital. Es gebe ganz verschiedene Arten von Anstellungen und man habe ein grosses Budget. «Das sind Sachen, die man so einfach gar nicht kennenlernt, wenn man einfach nur Professorin ist.» Es sei sehr wichtig gewesen, auch schon die Leute kennenzulernen, die verschiedene Aufgaben haben. «Wenn ich dann antrete, habe ich das Gefühl, dass ich weiss, mit wem ich sprechen muss, wenn ein bestimmtes Thema ansteht.» Sie verstehe so besser, wie der ganze Apparat funktioniere.

«Wie in der Sterneküche»

Virginia Richter ist derzeit für Internationalisierung zuständig. Wie für alle Schweizer Universitäten sei es eine grosse Herausforderung, dass die Universität nicht vollberechtigt am europäischen Förderprogramm «HorizonEurope» teilnehmen könne. «Das wäre ein wichtiges Ziel, da weiter daran zu arbeiten. Dass wir den Anschluss an die internationale Bildungslandschaft und Forschungslandschaft halten können.»

Da ist Virginia Richter schon dran. Die Uni Bern sei gerade einer neuen Kooperation beigetreten, der europäischen Universitätsallianz ENLIGHT. «Das wird sehr viel verändern, was beispielsweise die Mobilität von Studierenden angeht», sagt Richter. Für das Projekt werde sie sich sicher auch als Rektorin weiter einsetzen. «Sodass wir international weiterhin auf dem Niveau bleiben, auf dem wir sind.» Die Uni Bern sei seit einiger Zeit in den Universitäts-Rankings unter den Top 100 der Welt. «Das ist wie in der Sterneküche, wenn man so eine Position hat, ist es schwer sie zu halten.» Richter werde alles setzen, dass die Uni Bern als Forschungsuniversität und Lehruniversität weiterhin genauso gut bleibt, wie sie jetzt ist.

(ade/pd)

veröffentlicht: 2. Juni 2023 09:45
aktualisiert: 2. Juni 2023 15:13
Quelle: BärnToday

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