Trotz hoher Auslastung

«Es kommt nicht vor, dass Patienten nicht in den Notfall eingelassen werden»

01.12.2022, 16:07 Uhr
· Online seit 01.12.2022, 15:57 Uhr
Ein 88-jähriger Mann, der wegen Atemnot von der Ambulanz abgeholt wird, muss im Fahrzeug ausharren, weil die Spitäler keinen Platz haben? So wird es in einem Medienbericht geschildert. Die Spitäler widersprechen.
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In einem Artikel von «nau.ch» wird geschildert, wie ein 88-jähriger Mann aus dem Oberaargau vorletzte Woche wegen Atemnot von der Ambulanz abgeholt wird. Von den Notaufnahmen der umliegenden Spitäler sei er mit der Begründung abgewiesen worden, es gebe keinen Platz. Schlussendlich landete er laut dem Bericht im Spital Langenthal, wo ihn die Rettungskräfte trotz Platzmangel im Oberaargauer Spital untergebracht haben sollen.

Das Spital in Burgdorf hat keine Kenntnis davon, wie Mediensprecherin Kerstin Wälti auf Anfrage von BärnToday mitteilt. «Den vier anwesenden Ärzten im Notfall ist der Fall nicht bekannt.» Wälti führt weiter aus: «Die von ‹nau.ch› geschilderte Beschreibung scheint nicht den Tatsachen zu entsprechen.» Wie jedes Spital habe auch das Spital Emmental eine Aufnahmepflicht. Es sei ausgeschlossen, dass Patienten im Rettungswagen vor dem Notfall stehen und nicht eingelassen würden, besonders bei Menschen mit Atemnot.

Erstversorgung immer auf Notfall

«Die Erstversorgung geschieht immer auf dem Notfall», so Wälti. «Sollte anschliessend der Fall eintreten, dass eine Patientin oder ein Patient stationär aufgenommen werden muss und auf den Stationen kein Bett mehr frei ist, wird eine Alternative in einem anderen Spital gesucht.» Der Patient könne die Nacht aber auf dem Notfall verbringen und schauen, ob am Morgen noch ein Bett frei wird.

Es könne ausserdem nicht vorkommen, dass eine Ambulanz unangekündigt vor dem Notfalleingang eines Spitals steht, erklärt die Sprecherin. Denn: «Die verletzte Person bestimmt am Unfallort, in welches Spital sie gebracht werden möchte. Die Sanitäter fragen dann bei diesem Spital nach, ob eine Aufnahme möglich ist. Falls nicht, wird ein anderes Spital angefragt.»

Vorfall auch Spital Langenthal nicht bekannt

Auch dem Spital Region Oberaargau in Langenthal, also dem Spital, das den Mann schliesslich aufnahm, ist ein solcher Fall nicht bekannt. «Uns ist kein Fall eines Rettungsdienstes bekannt, der vor dem Spital hätte warten müssen und einen Patienten nicht in das Notfallzentrum hätte bringen dürfen», sagt Carol Schmid, Leiterin Marketing und Kommunikation.

Für Gundekar Giebel, Kommunikationsleiter der bernischen Gesundheitsdirektion, ist klar: «Jedes Spital ist in einer solchen Situation zur Aufnahme verpflichtet.» Auch dem Kanton Bern ist der Oberaargauer Fall nicht bekannt. Die Notfallversorgung und -aufnahme bei lebensbedrohlichen Situationen werde lückenlos gewährleistet. Das Rettungswesen im Kanton Bern erfülle seine Aufgabe sehr gut, ergänzt Giebel. Die Ambulanzdienste seien in Regionen aufgeteilt. «Sie arbeiten eng zusammen und unterstützen sich gegenseitig.»

Das Inselspital in Bern gewährleistet ebenfalls, dass niemand im Notfall abgewiesen wird, wie Mediensprecher Didier Plaschy bestätigt. «Das Inselspital erfüllt einen überregionalen Versorgungsauftrag und stellt die medizinische Versorgung aller Patientinnen und Patienten sicher.» Die Sanitätspolizei von Schutz und Rettung Bern übernimmt die Koordination der Patientenverteilung auf die verschiedenen Spitäler. Damit will man eine schnelle Behandlung ermöglichen.

Wartezeiten aktuell möglich

Plaschy bestreitet aber nicht, dass es auf der Notfallstation des Inselspitals aktuell zu Wartezeiten kommen kann. Man behandle die Patientinnen und Patienten nach medizinischer Dringlichkeit. «Negative Konsequenzen für Patienten mit lebensbedrohlichen Verletzungen oder Krankheiten gibt es nicht.»

Den grossen Andrang an Notfallpatienten spürt auch Schutz und Rettung Bern. Noch stünden genügend Kapazitäten zur Behandlung der Notfälle zur Verfügung, betont Mediensprecherin Jessica Ladanie. Sie sagt aber auch: «Einzelne Einrichtungen stossen aber an ihre Belastungsgrenze.»

veröffentlicht: 1. Dezember 2022 15:57
aktualisiert: 1. Dezember 2022 16:07
Quelle: BärnToday

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