Flughafen Bern-Belp

«Flybair» fliegt Kinder kostenlos nach Spanien – lohnt sich das?

· Online seit 05.06.2023, 12:07 Uhr
Ein Jahr nach der finanziellen Schieflage fliegt die Berner Fluggesellschaft «Flybair» Kinder unter 12 Jahren kostenlos ins spanische Alicante. Verwaltungsratspräsidentin Andrea Wucher erklärt, warum sich das trotzdem lohnt.
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Vor einem Jahr sah es um die Berner Airline «Flybair» noch bitter aus. Schwer von Corona gebeutelt stand sogar ein Verkauf der virtuellen Airline – «Flybair» verfügt über keine eigenen Flugzeuge – im Raum. Ende 2022 entschied sich der Verwaltungsrat dann aber doch dafür, den Betrieb weiterzuführen. Nur ein halbes Jahr später können einige sogar gratis ins Flugzeug steigen: Zur neuen Destination können Kinder unter 12 Jahren vom 9. Juni bis 13. Oktober kostenlos fliegen. «Alicante ist eine ausgesprochene Feriendestination. Wir haben uns überlegt, was wir Familien Gutes tun können und haben uns dafür entschieden», erklärt Verwaltungsratspräsidentin Andrea Wucher auf Anfrage. Einzig Taxen und Gebühren würden für die jüngsten Passagiere anfallen.

«Flybair» will Bernern «etwas zurückgeben»

Doch wie machen gratis Tickets für eine Fluggesellschaft Sinn, welche erst kürzlich vor dem Aus stand? «Mit dem Flug nach Alicante bieten wir ganze Flugzeuge an und sind selbst im Risiko», erklärt Wucher. «Da geht man von einer bestimmten Auslastung aus, die es zu erreichen gilt. Alles, was über der Auslastung ist, ist zusätzlicher Gewinn – oder in diesem Fall ein ‹Gudi› für Familien. Wir haben sehr viele Aktionäre und Berner, die uns sehr lange die Stange gehalten haben und dafür wollen wir etwas zurückgeben. Das Angebot soll den ganzen Sommer durchgezogen werden – auch wenn viele kinderreiche Familien den Flug buchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass plötzlich die Mehrheit der Passagiere kostenlos fliegt, sei über den ganzen Sommer verteilt relativ gering, so Wucher.

Kritik zur Klimaschädlichkeit solcher Flüge sei sicher ernstzunehmen, sagt die Verwaltungsratspräsidentin. «Wir sind aber nicht diejenigen, die Leuten vorschreiben sollen, was sie tun sollten und was nicht.» Dadurch, dass Kinder gratis fliegen, gebe es vielleicht sogar mehr Kompensationsmöglichkeiten für das Familienbudget, meint Wucher. «Es bedeutet ja nicht, dass man das Geld nicht ausgeben muss, sondern in eine Kompensation zum Flug stecken kann.»

Wiederaufbau erfolgt Schrittweise

Da «Flybair» aber nicht über eigene Flugzeuge verfügt, kann es auch zu unschönen Momenten kommen. So musste die Fluggesellschaft im März mitteilen, dass Flüge nach Korsika gestrichen werden mussten. Der Grund: Eine Flugpartnerin hatte das Flugzeug verkauft, das für diese Strecke geplant gewesen wäre. «Wir hätten noch eine andere Maschine gehabt, aber die Flüge wären viel teurer gewesen und das hätte keinen Sinn gemacht», sagt Andrea Wucher. Daher sei es für «Flybair» unternehmerisch am sinnvollsten gewesen, den Flug zu stornieren. Da es zu Saisonstart war, hätte es noch nicht besonders viele Personen betroffen – diese konnten ihre Flüge umbuchen oder rückerstatten lassen.

Flüge ab Bern seien diesen Sommer nicht schlecht ausgelastet, berichtet Andrea Wucher. «Man merkt aber, dass Leute ihre Sommerferien kurzfristiger buchen, wie auch die letzten Jahre schon. Die Reisebranche gewöhnt sich langsam daran.» Schritt für Schritt wolle man «Flybair» nun wieder zu dem aufbauen, «was es mal sein sollte».

veröffentlicht: 5. Juni 2023 12:07
aktualisiert: 5. Juni 2023 12:07
Quelle: BärnToday

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