Im 19. Jahrhundert erlebte das traditionsreiche Kegelspiel, das nicht nur in Neuenburg, sondern auch im Berner und Waadtländer Jura verbreitet war, seine Blütezeit. Eine einfache, ganz leicht gewölbte Holzbahn, neun Kegel und eine Kugel, mit der es die Kegel umzuwerfen gilt: das ist alles, was es für das Spiel braucht.
Die umgeworfenen Kegel werden von Hand wieder aufgestellt und die Kugeln zurückgerollt. Maschinen, wie bei heutigen Kegelbahnen, gibt es nicht. Die Holzbahn wird auch schon mal mit Strohballen gesäumt, damit die Kugeln nicht davon rollen können.
Eine Besonderheit hat die Neuenburger Kegelvariante: der Wurf zählt nur, wenn der Spieler oder die Spielerin jeweils auch den vordersten der in einer Raute angeordneten Kegel trifft.
Kulturerbe erhalten
Die Neuenburger Kegelbahn befindet sich auf dem Ballenberg beim Bauernhaus von La Recorne/La Chaux-de-Fonds, wie das Freilichtmuseum am Dienstag mitteilte.
Die Errichtung der Kegelbahn erfolgte in Zusammenarbeit mit den Traditionsträgerinnen und Traditionsträgern der «Association intercantonale des joueurs de boules Grand jeu neuchâtelois». Mit diesem Projekt soll die lebendige Tradition des Neuenburger Kegelspiels nicht nur im Kanton Neuenburg, sondern auch über dessen Grenzen hinaus bewahrt werden, wie der Präsident der Vereinigung, Claude-Alain Vuillème laut Mitteilung sagt.
«Gerade in Zeiten, in denen traditionelle Kugelspiele wie Bowling und Pétanque immer präsenter werden, ist es uns ein Anliegen, diese einzigartige Kegelvariante langfristig zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen», führte Vuillème aus.
Eine Original-Kegelbahn, die man im Freilichtmuseum wieder hätte aufbauen können, fand sich nicht, wie die Institution einräumte. Die Bahnen waren entweder in sehr schlechtem Zustand oder wurden von den bestehenden Vereinen noch genutzt.
Lebendige Schweizer Tradition
Das Neuenburger Kegelspiel wird auf der Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz aufgeführt. Diese nationale Liste bildet die Grundlage und Voraussetzung für Nominierungen von lebendigen Traditionen für die UNESCO-Listen des immateriellen Kulturerbes.
Heute gibt es noch vier Clubs, die das Neuenburger Kegeln betreiben. Dafür stehen vier gedeckte Bahnen in La-Chaux-de-Fonds und Cernier und eine Freiluftbahn in Grand-Sommartel zur Verfügung. Auch Turniere werden ausgetragen.
Das Freilichtmuseum Ballenberg oberhalb von Brienz zeigt über 100 historische Gebäude aus allen Landesteilen und gibt Einblick in die ländliche Kultur vergangener Jahrhunderte. Die kulturelle, touristische und wissenschaftliche Institution wurde 1978 eröffnet.
(sda/mj)
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