147 Ja- und 147 Neinstimmen wurden am Sonntag in Lauenen gezählt. Die übrigen fünf Gemeinden, die über das Vorhaben abstimmten, sagten allesamt - teilweise mit grossem Mehr - Ja. Doch das Patt in Lauenen führt dazu, dass das Abstimmungsergebnis als Nein gewertet werden muss, wie die Gemeinden am Sonntag mitteilen.
Bereits im vergangenen August stimmten damals noch sieben Gemeinden über das Projekt Gesundheit Simme Saane ab. Sechs Gemeinden stimmten zu, in Gsteig resultierte ein hauchdünnes Nein mit einer Stimme Unterschied.
Rasch waren sich die sechs zustimmenden Gemeinden einig, dass nicht eine einzige Stimme über das Wohl und Weh der Gesundheitsversorgung einer ganzen Region entscheiden könne. Boltigen, Lauenen, Lenk, Saanen, St. Stephan und Zweisimmen schickten sich an, das Projekt ohne Gsteig durchzuziehen und setzten eine neue Abstimmung an. An ihr ist das Projekt am Sonntag nun zum zweiten Mal äusserst knapp aufgelaufen.
Erhalt des Spitals im Zentrum
Kernpunkt des Projekts war der Erhalt des Spitals Zweisimmen. Das «Gesundheitsnetz Simme Saane» wollte das Akutspital Zweisimmen, das Geburtshaus Maternité Alpine, Alterswohnheime in Saanen und Zweisimmen sowie die Spitex Saane-Simme unter einem Holding-Dach zusammenführen. Das in die Jahre gekommene Spital sollte durch einen Neubau ersetzt werden.
Die Befürworter des Gesundheitsnetzes wehrten sich gegen eine Schliessung des Spitals Zweisimmen. Diese würde auch das Ende des Geburtshauses bedeuten. Teile der Bevölkerung müssten dann über 50 Kilometer weit fahren, um ein Spital zu erreichen.
Die Gegner wiederum führten ins Feld, dass es nicht Aufgabe von Gemeinden sein könne, ein Spital zu führen und zu finanzieren. Dass ein solches in der Region erfolgreich betrieben werden könne, sei angesichts der Entwicklung der Spitallandschaft und des Personalmangels ohnehin unsicher.
Die Gemeindepräsidentinnen- und präsidenten bedauerten laut Mitteilung, dass mit dem Entscheid vom Sonntag das Akutspital Zweisimmen geschlossen werde. Sie sehen nun die Spitalgruppe STS AG, zu der das Spital Zweisimmen gehört, und den Kanton Bern in der Verantwortung, «ein alternatives Versorgungsmodell für die Region zu entwickeln».
«Ziel muss bleiben, eine stabile und verlässliche Gesundheitsversorgung für Bewohner und Feriengäste zu gewährleisten», wird der Lenker Gemeindepräsident als Sprecher der sechs abstimmenden Gemeinden in der Mitteilung zitiert.
Ambulantes Gesundheitszentrum
Der Kanton Bern nahm am Sonntag die Abstimmungsergebnisse in den sechs Gemeinden zur Kenntnis. Der letztlich negative Volksentscheid habe zur Folge, dass nun ein ambulantes Gesundheitszentrum aufgebaut werde, teilten der Kanton Bern, die Spital STS AG und die Gesundheit Simme Saane gemeinsam mit.
Dies erfordere ein neues Versorgungskonzept, welches durch die Spital STS AG gemeinsam mit den Fachpersonen des Spitals Zweisimmen entwickelt und mit weiteren Partnern diskutiert sowie mit dem Kanton abgestimmt werde.
(sda)