Zukunft des Spitals Münsingen

Von links bis rechts – Pläne für Spitalverkauf werden begrüsst

08.04.2023, 06:53 Uhr
· Online seit 07.04.2023, 17:55 Uhr
Zustimmung von SP, Grünen, FDP und SVP: Das ist selten bei einem gesundheitspolitischen Vorhaben. Die Pläne von privater Seite, das Spital Münsingen von der Insel Gruppe zu übernehmen, lässt viele Politikerinnen und Politiker hoffen, dass die regionale Grundversorgung damit erhalten bleibt.
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Die Ankündigung der Insel Gruppe vor gut zwei Wochen war für viele ein Schock. Die Spitäler Tiefenau und Münsingen sollen noch dieses Jahr aus wirtschaftlichen Gründen schliessen. Das in Münsingen schon Ende Juni. Rund 30 Ärztinnen und Ärzte reagierten darauf mit der Gründung einer Aktiengesellschaft. Deren Ziel: der Kauf oder das Mieten des Spitals Münsingen, um den Betrieb auch künftig sicherzustellen.

Laut dem Sprecher der AG, Beat Moser, hat bereits ein erstes Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Insel Gruppe stattgefunden. Diese will sich jedoch nicht dazu äussern. Moser ist Gemeindepräsident von Münsingen und Mitglied der Grünen. Seine Partei ist «extrem froh» über die Diskussionen, die nun dank des Engagements aus Münsingen in Gang kommen, wie auch Grossrätin Seraina Patzen bestätigt.

«Die Spitalschliessung betrifft auch direkt die Angebote von Hausärzten, Spitex und Altersheimen.» Es sei zentral, dass zusammen mit allen Leistungserbringern neue Lösungen für eine sichere Grundversorgung in Münsingen gefunden werden. Und sie ist überzeugt: «Dafür braucht es auch ein finanzielles Engagement des Kantons.»

Von einer Geldspritze durch den Kanton zur Rettung des Standortes ist im Statement der FDP nicht die Rede. Doch auch sie steht dem Vorhaben, dass der Betrieb im Spital Münsingen durch private Betreiber weitergeführt werden soll, positiv gegenüber, wie sie schreibt.

Mitte will Transparenz punkto Kosten

Die Mitte hat derweil eine dringliche Motion eingereicht. Damit fordert sie den Regierungsrat auf, eine Auslegeordnung zu den Schliessungen der Spitäler Tiefenau und Münsingen, aber auch zum Zieglerspital, welches 2015 seine Türen schloss, zu erarbeiten. Insbesondere will die Partei wissen, welche zusätzlichen Kosten dem Kanton und den Krankenkassen dadurch entstehen. Denn die Insel als Universitätsspital rechnet Behandlungen zu einem höheren Referenztarif ab.

Die höheren Kosten am Inselspital führt auch SVP-Grossrat Thomas Knutti ins Feld. «Die Folge sind höhere Prämien.» Er befürchtet zudem, dass teure Zubauten auf dem Inselareal nötig werden, wenn Patientinnen und Patienten aus den Spitälern Tiefenau und Münsingen künftig in Bern behandelt werden. Deshalb begrüsse er die Initiative.

Es sei eine gute Initiative, sagt auch Manuela Kocher, SP-Vizepräsidentin und Mitglied der Gesundheitskommission. Ihr ist es wichtig, dass das Grundversorgungsangebot in der Region aufrechterhalten bleibt. Dazu sei der Kanton verpflichtet. «Er soll mithelfen und aktiv werden – die Grundversorgung ist ein Service public», sagt sie zu den im Raum stehenden Kaufplänen von privater Seite fürs Spital Münsingen.

Welche Leistungen angeboten werden, wenn eine Schliessung tatsächlich noch abgewendet werden kann, ist offen. Laut Angaben der neu gegründeten AG möchte diese den Spitalbetrieb mit all seinen Angeboten künftig selbst betreiben, mit dem bestehenden Personal.

veröffentlicht: 7. April 2023 17:55
aktualisiert: 8. April 2023 06:53
Quelle: BärnToday

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