Reformierte Kirche

Warum lassen sich immer weniger Jugendliche konfirmieren?

· Online seit 09.05.2023, 05:48 Uhr
Im Mai werden wieder Jugendliche gefeiert und beschenkt – die Konf steht an. In den letzten Jahren hat die Zahl an Konfirmandinnen und Konfirmanden abgenommen. Wir haben bei Rahel Voirol, Co-Bereichsleiterin der Katechetik der reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, nachgefragt, weshalb das so ist.

Quelle: BärnToday / Stefanie Küng / Warner Nattiel

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BärnToday: Welche Bedeutung hat die Konfirmation heutzutage noch?

Rahel Voirol: Ich denke, die Konfirmation ist nach wie vor als Feier des Übergangs zum Erwachsensein sehr verbreitet und beliebt. Ein Grossteil der reformierten Familien nimmt das gerne in Anspruch und für viele Jugendliche ist es eine berührende Erfahrung, mit Familien und Freunden feiern zu können und dabei von der Kirchgemeinde begleitet zu werden.

In den letzten Jahren nahm die Zahl der Konfirmandinnen und Konfirmanden ab. Was denken Sie, sind die Gründe dafür?

Einerseits ist die Konfirmation offiziell der Schritt in die religiöse Mündigkeit. Eine mündige Entscheidung kann auch sein, sich nicht konfirmieren zu lassen. Es ist also auch zu begrüssen, dass junge Menschen sich nicht konfirmieren lassen, wenn sie nicht davon überzeugt sind. Ich denke auch, dass der Leistungsdruck und andere Verpflichtungen zunehmend eine Rolle spielen. Einigen Jugendlichen fehlt schlichtweg die Zeit für den Besuch der kirchlichen Bildungsangebote, die Voraussetzung für die Konfirmation sind.

Bereitet das der reformierten Kirche Sorgen?

Nein, die Konfirmationszahlen bereiten uns momentan keine Sorgen. Gleichzeitig denke ich, dass uns Sorgen auch nicht weiterhelfen würden. Natürlich freut sich keine Institution, wenn ihre Angebote weniger genutzt werden. Grundsätzlich geht es uns aber darum, wie Kinder und Jugendliche die kirchliche Botschaft sonst erfahren können, sodass sie für ihr Leben eine Bedeutung bekommt. Für Sorgen ist es nicht der richtige Moment.

Wie hat sich die Konfirmation über die Jahrzehnte hinweg gewandelt?

Es ist nach wie vor ein wichtiger Moment für junge Menschen, man kann aber sicher sagen, dass es früher stärker in der Tradition verankert war und zum Leben eines jungen reformierten Menschen dazu gehört hat. Heute ist es eine persönliche Entscheidung, ob man sich konfirmieren lässt oder nicht. Heutzutage, denke ich, versucht man mehr auf die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen und daher ist es eine gemeinsam gestaltete Feier.

Wie viele lassen sich nur wegen der «Gschänkli» konfirmieren? Wie viele aus Überzeugung?

Aus den jüngsten Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die Bedeutung der Geschenke als Konfirmationsgrund eher abnimmt. Wichtigere Punkte sind für die Jugendlichen, dass man ein grosses Familienfest feiert, sowie die Gemeinschaft als Konfirmationsgruppe.

Wie viele treten nur kurz nach der Konfirmation aus der Kirche aus?

Das lässt sich nicht belegen. Von Kirchenseiten ist es uns ein grosses Anliegen, dass junge Menschen ihre Kirchgemeinden als Ort ansehen, an dem sie sich einbringen und sinnstiftend beteiligen können. Sie sollen nach der Konfirmation nicht einfach Kirchenmitglieder bleiben, sondern sie sollen erfahren, dass ihre Art, wie sie die Welt sehen und deuten, die Menschen in der Kirche bewegen kann.

Was erwarten Sie für die Zukunft? 

Wir arbeiten momentan an einem religionspädagogischen Entwicklungsprojekt, das auch die Bedeutung der Konfirmation betrifft. Wir wollen die Übergangsfeier ins Erwachsenenleben betonen, damit sie an Relevanz für die Jugendlichen gewinnt. Die Konfirmation ist für die Jugendlichen eine einmalige Gelegenheit, den Übergang ins Erwachsensein zu feiern und dabei die Ambivalenz zwischen Aufbruchstimmung und Ungewissheit nicht auszublenden. Die Jugendlichen sollen sich aufgehoben fühlen und Menschen um sich haben. Das wollen wir stärken – und dann habe ich auch nicht grosse Bedenken wegen der Konfirmationszahlen.

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veröffentlicht: 9. Mai 2023 05:48
aktualisiert: 9. Mai 2023 05:48
Quelle: BärnToday

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