Bern
Kanton Bern

Wegen Lärmklagen durch Kuhglocken: Aarwangen nimmt neues Reglement an

Lärmklagen

Aarwangen nimmt Glocken-Reglement mit nur einer Gegenstimme an

18.06.2024, 09:40 Uhr
· Online seit 18.06.2024, 08:09 Uhr
An der Gemeindeversammlung in Aarwangen wurde am Montagabend das «Reglement über das Glockengeläut» fast einstimmig angenommen. Damit soll das Glockengeläut als Brauchtum erhalten werden.
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«Die Gemeinde Aarwangen bekennt sich zu seiner historischen Tradition als ländliches Dorf mit Glockengeläut am Tag und in der Nacht. Am Glockengeläut besteht mit Blick auf das Brauchtum und die örtlichen Gepflogenheiten ein gewichtiges öffentliches Interesse.» Hinter diesem Reglement steht (fast) ganz Aarwangen. Mit nur einer Gegenstimme wurde das Reglement, dass Glockengeläut in Aarwangen «dazugehört», am Montagabend angenommen.

So entstand die Kuhglocken-Initiative

So sollen besonders Neuzugezogene über die Bedeutung der Kuhglocken aufgeklärt werden. Angestossen hatten die Geschichte zwei zugezogene Paare, die in Aarwangen das nächtliche Kuhglocken-Gebimmel verbieten wollten.

Quelle: Tele M1

Schnell formierte sich aber Widerstand – in kurzer Zeit unterschrieben über 1000 Personen diese sogenannte Glockeninitiative. Mit der Abstimmung am Montagabend wurden Kuhglocken nun als historische Tradition in Aarwangen verankert.

Lärmklagen auch in Zukunft möglich – eine Anlaufstelle soll schlichten

Um solche Konflikte in Zukunft zu vermeiden, will Aarwangen eine Anlaufstelle einrichten. Personen, die sich durch das Geläut weiterhin gestört fühlen, können sich dort melden – die Anlaufstelle versucht dann, zwischen den Parteien zu vermitteln und den Konflikt zu lösen. «Wenn es diese Anlaufstelle schon früher gegeben hätte, hätte man in meinem Fall sicher eine Einigung finden können», sagt der Bauer Ernst Geber, dessen Kühe und Glocken bei den Zugezogenen für unruhige Nächte gesorgt hatten. Auch ihm selbst seien mit dieser Anlaufstelle viele schlaflose Nächte erspart geblieben.

Der Gemeindepräsident Niklaus Lundsgaard-Hansen betonte an der Gemeindeversammlung aber auch, dass Lärmklagen in Zukunft nicht ausgeschlossen werden können, da das Lärmschutzrecht im Bundesrecht und teilweise im kantonalen Recht geregelt sei. So könne die Gemeinde im Einzelfall auch weiterhin Massnahmen gegen das Geläut verfügen.

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Kritik an Polizei, «die auf dem Feld herumspringt» 

Gegen den betroffenen Bauern Ernst Geber ist nach wie vor eine Lärmbeschwerde hängig. Ein Paar habe die Beschwerde zwar zurückgezogen, die andere Partei sei aber ins Nachbardorf gezogen und hält an der Beschwerde fest. Von der Polizei wurden diesbezüglich bereits Messungen durchgeführt – welche ebenfalls an der Gemeindeversammlung kritisiert wurden.

«Wenn im konkreten Fall wie auf dem Land von Ernst Gerber zwei Mitarbeiter der Lärmschutzstelle der Polizei des Kantons Bern auf dem Feld herumspringen, einer davon misst und der andere bimmelt und damit zumindest einer so tut, wie wenn er ein Rindvieh wäre, dann habe ich meine erheblichen Zweifel, dass das genau gleich klingt wie das Bimmeln einer Kuh», erklärt Andreas Baumann vom Initiativkomitee der Glockeninitiative.

Für das Komitee ist die Arbeit aber erstmal erledigt: «Das Initiativkomitee Glockeninitiative hat mit dem heutigen Tag sein Ziel erreicht und wird aufgelöst. Unsere Arbeit ist getan», sagt Andreas Baumann. Ganz verschwinden die Glockenfreunde aber nicht: Es wurde bereits eine Interessengemeinschaft gebildet, die dem Gemeinderat und dem Präsidenten «auf die Finger schauen» will. Auch möchte Andreas Baumann nach wie vor den Glockenklang in der Bundesverfassung verankern – doch eine nationale Initiative werde er aktuell nicht selbst angehen.

(dak/pd)

veröffentlicht: 18. Juni 2024 08:09
aktualisiert: 18. Juni 2024 09:40
Quelle: 32Today

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