Thuner glauben

Zeigt die neue Toblerone-Verpackung etwa den Niesen?

24.03.2023, 11:12 Uhr
· Online seit 21.03.2023, 05:43 Uhr
Gross ist sie gewesen, die Aufregung über die neue Toblerone-Verpackung. Weil der Berner Traditionsschoggi künftig auch in der Slowakei produziert wird, wurde das Matterhorn durch einen anderen Berg ersetzt. Doch dieser kommt manchen gar bekannt vor.
Anzeige

«Das ist doch unser einmaliger Niesen!», glaubt ein BärnToday-Leser. Und er liegt mit seiner Vermutung nicht alleine. Auch andere Userinnen und User sind der Überzeugung, dass es sich beim Berg auf der Verpackung um den Thuner Hausberg handelt.

Wäre dies überhaupt rechtlich zulässig? Schliesslich entfernte der Hersteller das Matterhorn auf der Verpackung, so dass die Schleckmäuler nicht in die Irre geleitet werden und nicht davon ausgehen, es handle sich noch um in der Schweiz produzierte Schokolade.

Kein Matterhorn auf ausländischer Schoggi

Seit 2017 ist eine neue Swissness-Gesetzgebung in Kraft, die die Marke «Schweiz» besser schützen will. Diese soll verhindern, dass Kundinnen und Kunden über die Herkunft eines Produkts getäuscht werden – sei es durch ein Schweizerkreuz, der Bezeichnung «aus der Schweiz» oder eben eines bekannten Symbols. Es gibt allerdings keinen Katalog, der sämtliche Nationalsymbole auflistet.

Beim Matterhorn ist die Ausgangslage vergleichsweise einfach: Der markante Berg ist schweizweit und über die Grenzen der Eidgenossenschaft hinweg bekannt und wird mit der Schweiz in Verbindung gebracht. Hätte der Hersteller das Matterhorn auf der slowakischen Schokolade behalten, so könnte ein Konkurrent eine Klage wegen Konsumententäuschung einreichen.

Im Falle des Niesens ist die Lage etwas komplexer. Zwar ist der mystische Berg durchaus ein beliebter Ausflugsort. Dennoch kann bezweifelt werden, dass Konsumentinnen und Konsumenten ausserhalb des Berner Oberlands den Gipfel auf der Toblerone-Verpackung sofort mit dem Niesen in Verbindung bringen. Ausserhalb der Schweizer Grenzen ist dies noch fraglicher. Am Ende müsste aber ein Zivilgericht entscheiden, sollte ein Mitbewerber eine Klage einreichen.

Doch zeigt die neue Verpackung überhaupt den Niesen? Beim US-amerikanischen Lebensmittelkonzern Mondelez will man auf Anfrage von den Vermutungen nichts wissen. In hochgestochenem PR-Deutsch teilt man uns lediglich mit: «Die Neugestaltung der Verpackung führt ein modernisiertes und gestrafftes Berg-Logo ein, das mit der geometrischen und dreieckigen Ästhetik übereinstimmt.»

Niesenbahn bläst zum Angriff gegen Toblerone-Hersteller 

Auch die Niesenbahn will von einem Niesen auf der Schokoladenverpackung nichts wissen. «Nein, der Niesen hat sowohl im Original wie auch im Schatten eine andere Form», sagt Marketingleiter Nicolas Overney. Die Bergflanken würden im Toblerone-Berg viel steiler herabfallen. Weil die Proportionen nicht stimmen, ähnle der abgebildete Berg dem Niesen «nicht wirklich».

Fakt ist: Die Niesenbahn kritisiert, dass Teile der Toblerone-Produktion nach Osteuropa verlegt wird. In einer Medienmitteilung erlaubte man sich kürzlich denn auch einen Seitenhieb: «Wenn Toblerone teilweise in Bratislava produziert werden soll, dann primär wegen der höheren Kosten in der Schweiz.» So etwas sei für den Niesen «keine Option».

In der Wirtschaftlichkeit, bei sozialen Aspekten sowie im Umwelt- und Klimaschutz brauche es «Konsequenz und Haltung». «Da kann man nicht einfach weglaufen, wenn ein Parameter nicht mehr zum Margendenken passt», so Overney mit erhobenem Zeigefinger. Man wolle für die Gäste und Aktionäre das Beste rausholen, auch wenn die Umstände anspruchsvoll seien.

Daran wird sich die Niesenbahn also zu messen haben. Schade eigentlich, dass ihr die neue Toblerone-Verpackung ohne einen abgebildeten Niesen keine zusätzliche Aufmerksamkeit beschert.

«Möchtegern-Matterhorn»: So kommt die neue Toblerone-Verpackung in der Today-Redaktion an:

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 21. März 2023 05:43
aktualisiert: 24. März 2023 11:12
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch