Missbräuche verhindern

«Machtgefälle in Institutionen muss minimiert werden»

· Online seit 30.09.2022, 05:37 Uhr
Damit Missbräuche, wie sie einem Probenleiter bei Bühnen Bern vorgeworfen werden, verhindert werden können, müssten sich die Institutionen verändern. Dazu gehörten mehr Frauen in Machtpositionen und Arbeit auf Augenhöhe, sagen Vertreter der Branche.
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Omri Ziegele, Präsident von Suisseculture, ist nicht überrascht von den Vorwürfen, die am Stadttheater Bern erhoben wurden: «Gerade bei städtischen, altehrwürdigen Institutionen ist es noch möglich, dass solche Dinge passieren.» Hier sei es seit Langem so, dass vor allem Männer Machtpositionen besetzen würden. Dies begünstige den Machtmissbrauch. «Es muss in solchen Institutionen strukturell noch sehr viel passieren.»

Institutionen revidieren

Die Entwicklung sei sehr langsam, wenn es darum gehe, das Machtgefälle zu minimieren, auf Augenhöhe zu kommen oder das Selbstbewusstsein der Jungen zu stärken. «Oder auch schon nur, Frauen in Positionen zu bringen, in denen sie etwas zu sagen haben.» Die Institutionen müssten revidiert werden. Hier habe es im Vergleich zu vor 20 Jahren Verbesserungen gegeben, allerdings laufe alles sehr langsam.

Auf der Ebene der Ausbildung müssten die Studierenden auch unterstützt werden: «Hier müssen die Leute sensibilisiert und entsprechend ausgebildet werden.» Man müsse den Studierenden klar machen, welche Rechte sie haben und wie sie sich wehren können.

Studierende informieren

Die Hochschule der Künste Bern HKB hat bereits 2019 einen «Code of Conduct» erarbeitet, wie Kommunikationsleiter Christian Pauli auf Anfrage erklärt. Darin seien das Verhalten und die Handlungen von HKB-Angehörigen beschrieben. So ist im Dokument zu lesen, dass «keine anzüglichen, demütigenden oder verächtlichen Bemerkungen und Handlungen, keine Zurschaustellung und Verbreitung von pornografischem Material und kein unerwünschter Körperkontakt oder das Ausnützen eines Abhängigkeitsverhältnisses» toleriert werden.

Studierende der HKB werden aktiv auf Möglichkeiten hingewiesen, wie sie sich bei Übergriffen oder Fehlverhalten wehren können.

Verhaltensregelung

Cyril Tissot ist Geschäftsführer des Berufsverbands Danse Suisse, der auch für die Ausbildung der Bühnentänzerinnen und Bühnentänzer zuständig ist. Er betreibt zurzeit vier Ausbildungsstandorte. Auch Tissot sieht das Problem mit den herrschenden Machtstrukturen in der Branche.

Danse Suisse sieht aber auch sich selbst als Ausbildungsort in der Pflicht, wie Tissot erklärt: «Wir sind in diesem Bereich aktiv. Im Bildungsplan, der neu in Kraft tritt, schlagen wir Module in der Ausbildung vor, um alle zu sensibilisieren, von den Studierenden bis zu den Leitungen.» Weiter gebe es auch bei Danse Suisse einen «Code of Conduct». Im Fall von Verstössen gegen diese Verhaltensregeln könne man vom Berufsregister ausgeschlossen werden.

veröffentlicht: 30. September 2022 05:37
aktualisiert: 30. September 2022 05:37
Quelle: BärnToday

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