Müsingen und Tiefenau

Gewerkschaft und Parteien sind nicht überrascht von Schliessungen

22.03.2023, 19:37 Uhr
· Online seit 22.03.2023, 19:30 Uhr
Für Parteien im Kanton Bern und die Gewerkschaft VPOD kommen die Spitalschliessungen nicht überraschend. Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung müsse jedoch weiterhin gewährleistet sein und ein guter Sozialplan sei wichtig.
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Die Zukunft Münsingens sei schon seit Jahren immer wieder im Gespräch gewesen, wegen tiefer Auslastung, Renovationsbedarf und Personalwechseln, erklärte Meret Schindler, Gewerkschaftssekretärin Gesundheit des VPOD Bern Region, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die angekündigte Schliessung des Spitals Tiefenau sei hingegen auch für sie überraschend in dieser Kurzfristigkeit. Anders als in Münsingen sei die Auslastung im Tiefenau gut. Das Gebäude sei aber in einem sehr schlechten Zustand. Und in einem archäologisch höchst wertvollen Gebiet: bauen wäre nicht möglich gewesen, so Schindler.

Schlechte Auslastung

Die schlechte Auslastung aller Berner Spitäler und Kliniken sei tatsächlich ein Problem. «Aufgrund des fehlenden Personals mussten und müssen alle Spitäler Betten schliessen», so Schindler. Eine Konzentration des Personals auf die übrigen Stationen sei sicher begrüssenswert für die Arbeitsbedingungen und die Versorgung von Patientinnen und Patienten.

Mit rund 200 Personen habe voraussichtlich eine grosse Zahl von Beschäftigten keine Anschlusslösung, Alle Insel-Angestellten, mit Ausnahme von Kader, Praktikantinnen und Lernenden sind dem GAV Berner Spitäler und Kliniken unterstellt.

Für die SP des Kantons Bern ist eine gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung vor Ort wichtig, erklärte Manuela Kocher, Vize-Präsidentin der SP des Kantons Bern, auf Anfrage. Die Spitäler seien unter einem grossen wirtschaftlichen Druck aufgrund unterfinanzierter Tarife, aber auch als Folge der Covid-Krise.

Schliessung befürchtet

«Wir haben befürchtet, dass es zu Spitalschliessungen kommen könnte», sagte Kocher. Als Folge der beiden Schliessungen werde die Gesundheitsversorgung zentraler angeboten und in den Regionen im Raum Bern künftig weniger gut sein, so Kocher, die auch Gemeindepräsidentin von Worben bei Lyss ist.

Rund ein Fünftel der aktuell in den beiden Spitäler Beschäftigten werden nicht weiterbeschäftigt. Es sei unklar ist, welches berufliche Profil das Personal habe, das nicht weiterbeschäftigt wird, so Kocher, die auch Präsidentin der Berner Sektion des Verbandes Schweizerischer Pflegefachpersonen ist. Medizinisches Personal, etwa Pflegende und Ärztinnen und Ärzte würden sicher gesucht sein. Für die von Kündigungen betroffenen brauche es eine gute Begleitung und einen guten Sozialplan.

Die Schliessungen der Spitäler Tiefenau und Münsingen sei zu erwarten gewesen, teilte die FDP des Kantons Bern auf Anfrage mit. Dies als Folge von verschiedenen Ereignissen in den letzten zehn Jahren (Fusionsgeschichte und fehlende Investitionen). Die FDP geht davon aus, dass der ausgetrocknete Gesundheitsmarkt dem gekündigten Personal Optionen bieten wird.

Spitalschliessungen seien, wenn möglich zu verhindern, könnten aber aus wirtschaftlichen Gründen angezeigt sein, teilten die Grünliberalen des Kantons Bern auf Anfrage mit. Entscheidend sei, dass die Versorgungssicherheit über alle medizinischen Fachbereiche hinweg für die ganze Bevölkerung weiterhin gewährleistet werde.

(pfl)

veröffentlicht: 22. März 2023 19:30
aktualisiert: 22. März 2023 19:37
Quelle: BärnToday

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