Viel Regen heisst auch viel Wasser: In den Kläranlagen läuft Hochbetrieb, sobald es viel Nass vom Himmel kommt. Je nach Anlage ist die Kapazität unterschiedlich, in Muri beispielsweise ist das Rückhaltebecken klein, wie die «Berner Zeitung» schreibt. In der Folge lassen die Verantwortlichen der Anlage falls nötig ungeklärtes Wasser in die Aare ab – dies immerhin hundertfach verdünnt. Das sei so in der ganzen Schweiz gängige Praxis, informiert die Gemeinde Muri in einem Schreiben.
Bürger zeigt Gemeinde an
Der konkrete Fall kurz zusammengefasst: Am 1. August beobachtete Umweltingenieur Stefan Gautschi starke braune Verfärbungen in der Aare. Grund dafür war Mischwasser, das wegen starken Regenfällen von der Gemeinde Muri abgelassen wurde.
Einem Bürger gefiel das nicht, er reichte in der Folge eine Anzeige gegen die Gemeinde ein und fordert eine Untersuchung, berichtete die «Berner Zeitung». Doch Muri lässt den Vorwurf nicht auf sich sitzen und greift nun zu einer öffentlichen Mitteilung: Die Anzeige widerspreche der aktuellen Schweizer Praxis. Die Gemeinde wolle mit der Mitteilung gewisse Sachen gerade rücken, heisst es auf Anfrage von BärnToday.
Muri weist Vorwurf zurück
«Die Einleitung von Mischwasser in Gewässer entspricht dem Stand der Technik und geschieht mit kantonaler Genehmigung», heisst es in der Mitteilung. Ohne diese Entlastungen würde es bei Starkniederschlägen regelmässig zu lokalen Überschwemmungen kommen. Und: Die Gemeinde weise den Vorwurf, in Muri laufe etwas «falsch», entschieden zurück.
Dass die Aare an der betroffenen Stelle im Bodenacher so offensichtlich verfärbt werde, liege daran, dass die Mündung der Entlastungsleitung vergleichsweise hoch liege. «Entsprechend springt das Bauwerk ins Auge und die Einleitung des Überlaufwassers kann gut beobachtet werden», schreibt die Gemeinde. Im regionalen Vergleich gehöre der Auslass im Bodenacher bezüglich Häufigkeit und entlasteter Wassermenge nicht zu den Spitzenreitern.
Herausforderungen wegen des Klimawandels
Das Vorgehen, verdünntes Abwasser in die Gewässer abfliessen zu lassen, sei in der ganzen Schweiz üblich. Dass das Wasser überhaupt gereinigt wird, ist erst seit den 1970er-Jahren üblich – vorher floss alles direkt in die Gewässer. Nun gebe es mit Blick auf die Zukunft jedoch Herausforderungen, wie die Gemeinde Muri schreibt. Der Klimawandel sorge dafür, dass grössere Wassermengen im System sind, was die Entlastung künftig noch mehr fordern werde.
Der Umgang mit der Thematik sei zunehmend auch eine gesellschaftliche Frage. «Gute Lösungen für die Zukunft müssen wir angesichts der hohen Komplexität des Themas vermehrt gemeinsam finden und realisieren», so das Credo von Roland Spälti, Leiter Netze der Gemeindebetriebe Muri und Mitglied der Gruppe Regionale Siedlungsentwässerung gemäss der Mitteilung.