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Untersuchungsberichte offenbaren Missstände im Psychiatriezentrum Münsingen

Unter Verschluss gehalten

Berichte decken Missstände im Psychiatriezentrum Münsingen auf

· Online seit 10.01.2024, 22:18 Uhr
Zwei Untersuchungsberichte des Psychiatriezentrums Münsingen bringen diverse Missstände der Klinik ans Tageslicht. Die Berichte stammen aus dem Jahr 2022 – und wurden der Öffentlichkeit beinahe komplett vorenthalten, wie «SRF» berichtet.
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In den Untersuchungsberichten, die das Psychiatriezentrum Münsingen 2022 hatte erstellen lassen, werden problematische Zustände geschildert. Es ist von schwacher Führung, internen Streitereien und fehlender Kontrolle die Rede. Ärztliche Anordnungen seien von den Pflegenden teilweise nicht umgesetzt worden, sodass gar die Patientensicherheit in Gefahr gewesen sei.

Der damalige ärztliche Direktor habe zudem versucht, Drogentherapien einzuführen – dabei sei eine Patientin mit einer Substanz behandelt worden, welche für ihre Krankheit gar nicht zulässig gewesen wäre.

Berichte zurückgehalten

Das PZM habe die Berichte erst mit Berufung auf das Öffentlichkeitsprinzip herausgerückt, wie «SRF» publik macht. Im Juni 2022 richtete die Klinik zwar eine Medienkonferenz zu den Untersuchungen aus, jedoch sprachen die Verantwortlichen damals nur von «organisatorischen und führungsspezifischen Schwachstellen» und dass die Arbeit des damaligen ärztlichen Direktors zu wenig kontrolliert worden sei. Über die restlichen Untersuchungsergebnisse wurde geschwiegen.

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Gegenüber «SRF» äussert sich das PZM dazu folgendermassen: «Seit Februar 2022 hat das PZM den Kanton Bern aktiv und transparent über die Untersuchung informiert. Das PZM war sich der hohen Sensibilität der Thematik von Anfang an bewusst und hat nichts zu verheimlichen versucht.» Im Untersuchungsbericht sei festgehalten worden, dass keine Patientinnen oder Patienten zu Schaden gekommen seien.

Kritik an Gesundheitsdirektion

Die Gesundheitsdirektion des Kantons Bern (GSI) gerät als Aufsichtsbehörde nach den Enthüllungen ebenfalls in die Kritik. Sie hat die Berichte laut eigenen Angaben erst im September 2023 erhalten, über ein Jahr nach deren Abschluss. Laut der GSI hat sich das Psychiatriezentrum an die Meldepflicht und die gesetzlichen Vorgaben gehalten. Zudem seien die Empfehlungen des Kantons umgesetzt worden.

Die Geschäftsprüfungskommission des Berner Kantonsparlaments hat sich nun zu den Untersuchungsberichten eingeschaltet, die Öffentlichkeit soll bald darüber informiert werden.

(raw)

veröffentlicht: 10. Januar 2024 22:18
aktualisiert: 10. Januar 2024 22:18
Quelle: BärnToday

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