Nach 39 Jahren

«Würdiger Abschied»: Die fünfte Jahreszeit in Ittigen ist für immer Geschichte

· Online seit 20.02.2023, 15:13 Uhr
Nur an einem, statt an zwei Tagen, feierten die Ittigerinnen und Ittiger am Wochenende Fasnacht. Nach 39 Jahren war dies aber die Letzte – die Organisatoren ziehen aufgrund fehlender, personeller Ressourcen einen Schlussstrich.
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«Seit Jahren kämpfen wir um Leute, die Ressorts im Vorstand übernehmen wollen», sagt Martin Klaus, Präsident der Fasnachtsgesellschaft Ittigen-Bolligen auf Anfrage. Es gebe Leute, die Doppel- oder Dreifach-Mandate innehatten. Dass diese den grossen Aufwand irgendwann nicht mehr betreiben wollen, sei absehbar gewesen. Die Leute, welche nun jahrelang so viel für die Ittiger Fasnacht gegeben haben, haben es verdient, nun nicht mehr «vom Mittwoch bis am Sonntag in der Fasnachtswoche unter Strom stehen zu müssen.»

Aufwand auch unter dem Jahr

Mit den gängigen Vorbereitungen und verschiedenen Sitzungen nehme die Organisation einer Fasnacht auch unter dem Jahr viel Zeit in Anspruch, so Klaus weiter. Deshalb sei der Schlussstrich eine Erleichterung, auch wenn «ein Auge weint». Ein weiteres langjähriges Vorstandsmitglied, Silvan Banger, fügt an: «Die Organisation ist enorm stressig, ich hatte noch gar keine Zeit darüber nachzudenken, dass das jetzt tatsächlich die letzte Ittiger Fasnacht war.» Die Wehmut käme aber sicherlich noch.

Ein weiterer Aspekt, welcher gegen eine Fortführung des Events gesprochen hatte, seien die Finanzen: «Wir bezahlen jeweils eine hohe Hallenmiete. Und wenn das Wetter nicht mitspielt oder nur teilweise, dann leidet die Festwirtschaft darunter. Und daraus wiederum resultiert ein Defizit, welches wir als Verein nicht mehr tragen können.» Auch habe es in der Vergangenheit Probleme gegeben mit der Halle, welche die Fasnachtsgesellschaft Ittigen-Bolligen immer miete. Diese hätte abgerissen werden sollen. Nun bleibt diese offenbar bestehen, die Fasnacht findet aber dennoch nicht mehr statt.

«Steht in den Sternen»

Dass es nie mehr eine Ittiger Fasnacht geben wird, das könne sein. Es könne aber laut Martin Klaus genauso gut sein, dass in ein paar Jahren wieder jemand etwas auf die Beine stellen möchte. «Was in den nächsten Jahren passiert, das steht in den Sternen. Plötzlich hat jemand eine gute Idee und sagt: ‹Doch, ich mache das!›»

Der Entscheid der Organisatoren, die Fasnacht nicht mehr weiterzuführen, löste viele Reaktionen aus. In den Sozialen Medien war beispielsweise von einem «würdigen Abschied» die Rede. Einige äusserten ihre Meinung auch direkt beim Präsidenten der Fasnachtsgesellschaft Ittigen-Bolligen. «Viele verstehen den Entscheid. Andere wiederum monieren, wieso wir nicht früher gesagt haben, wie es wirklich um die Fasnacht steht». Das will Klaus aber nicht so auf sich sitzen lassen. Sie hätten immer Leute gesucht, die ein Amt übernehmen wollen, wenn sich aber nie jemand auf den Aufruf meldet, dann ist es irgendwann zu spät. «Irgendwann musste ich der Böse sein und sagen: ‹Jetzt ist fertig!›». Vergleichsweise habe es aber nur wenige negative Reaktionen gegeben.

Die Fasnachtsgesellschaft Ittigen-Bolligen bleibt bestehen, auch wenn es die Fasnacht nicht mehr gibt. Die Mitglieder freuen sich darauf, andere Feste zu besuchen und dort ihre Guggen-Musik zum Besten zu geben.

veröffentlicht: 20. Februar 2023 15:13
aktualisiert: 20. Februar 2023 15:13
Quelle: BärnToday

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