Der Medienrummel war gross um den erst 19-jährigen Fabio Hiltbrunner aus dem beschaulichen Schmidigen-Mühleweg in der Gemeinde Walterswil. Mit einem Plattwurf im 6. Gang gegen Schwingerkönig Joel Wicki hat er sich sensationell den Co-Sieg des Eidgenössischen Jubiläumsschwingfests in Appenzell gesichert. Gemeinsam mit dem grossen Favoriten Fabian Staudenmann wurde er von seinen Berner Team-Kollegen geschultert. Unter anderem von seinem grossen Vorbild und Clubkollegen Matthias Aeschbacher. Was für ein Moment!
Seither steht der Mann des Schwingclubs Summiswald im Rampenlicht. Es gab viele Interview-Anfragen und es zeigt sich: Hiltbrunner hat nicht nur im Sägemehl-Talent, sondern ist auch ein authentischer Interview-Partner.
Hiltbrunner erinnert an Stucki
Besonders lesenswert ist ein Gespräch mit der Lokalzeitung «Unter-Emmentaler», wo Hiltbrunner frei von der Leber weg über seinen grossen Sieg, aber auch sein Privatleben erzählt. Der Jungspund erinnert in vielerlei Hinsicht an Schwingerkönig Christian Stucki. Nicht nur wegen seines weinroten «Stucki-Hemds» auf dem Schwingplatz und den Schwinger-Schuhen, die er vom Seeländer höchstpersönlich als Jungschwinger erhalten hat, sondern auch wegen seiner bodenständigen Art.
Dieser Vergleich dürfte Hiltbrunner freuen, zu seinem Vorbild Stucki sagt er im Interview: «Wer die ‹Gmüetsmore› Christian Stucki als Mensch nicht mag, dem ist nicht zu helfen.»
Schuhe von Chrigu als Glücksbringer in Appenzell
Hiltbrunner hat Christian Stucki 2018 als 12-jähriger Bub beim Seeländischen Jungschwingertag kennengelernt. Stucki war Kampfrichter und Hiltbrunner gewann in seiner Kategorie und fragte den späteren Schwingerkönig, wo er seine Schuhe mit der Grösse 51 jeweils herhabe.
Hiltbrunner schildert diese Situation im Interview so: «Chrigu hat nicht viel geantwortet. Nur die Gegenfrage gestellt, ob ich junger Spund schon so grosse Füsse habe? Am Abend an der Rangverkündigung stand er dann plötzlich vor mir und hat mir ein paar seiner Schuhe geschenkt, die er extra bei ihm Zuhause geholt hatte. Ein unvergesslicher Moment. Weil sich bei meinen Schuhen die Sohle abgelöst hat, griff ich für das Jubiläums-Schwingfest auf die Stucki-Schuhe zurück. Ich habe tatsächlich in seinen Glücksbringer-Schuhen gesiegt.»
Entscheidender Sieg gegen Schwingerkönig Wicki
In Appenzell erreichte der Walterwiler seinen grössen Erfolg in seiner noch jungen Karriere. Ausser gegen Samuel Giger sei er in jedem Gang so dermassen überzeugt gewesen, dass er gewinnen werde.
Zu seinem entscheidenden Sieg gegen Schwingerkönig Joel Wicki, sagt Hiltbrunner im Interview: «Als ich aus der Garderobe in Richtung Arena gelaufen bin, ist mir der Rigi-Schlussgang 2023 zwischen Pirmin Reichmuth und Joel Wicki durch den Kopf gegangen. Joel kommt eigentlich nie beim ersten «Guet» mit Übersprung.»
So habe er Wickis ersten explosiven Kurz-Zug – wie damals Reichmuth auf der Rigi– einfach Stand gehalten. Beim zweiten Zusammengreifen habe Hiltbrunner sich etwas anders hingestellt und auf das «Guet» war er darauf gefasst, dass der König sofort mit dem Übersprung angreift. «Ich konnte reflexartig kontern, womit meine Rechnung aufgegangen ist.»
«Ich wollte keine sturme Bire»
Sie hätten lange gefeiert. Am Morgen habe ihn sein guter Schwing-Kollege, Michael Moser (Sieger des Emmentalischen Schwingfestes) nach Hause gefahren. Dieser habe auf Alkohol verzichtet. Getrunken habe Hiltbrunner trotz seines grossen Erfolgs ebenfalls nicht gross.
«Es floss schon reichlich Bier. Aber ich persönlich habe mich zurückgehalten. Ich trinke das ganze Jahr über keinen Alkohol und ertrage ihn deshalb auch sehr schlecht. Ich wollte meinen Triumph auskosten und nicht mit einer ‹sturmen Bire› verpassen.» Allerdings durfte der 19-jährige ausgebildete Bauer doch ein paar Runden bezahlen.
Erste Ferien auf Mallorca
Noch ist die Saison für Hiltbrunner nicht ganz vorbei. Am Freitag, 20. September, wird es in seinem Wohnort Schmidigen-Mühleweg einen grossen Empfang geben. Ausserdem überlegt er sich noch, ob er am Wochenende beim Chemihütte-Schwinget in Aeschiried antreten soll.
Nach dem Saisonende gibt es für Hiltbrunner eine Premiere: Erstmals fährt er in die Ferien. «Ich bin noch nie richtig in den Ferien gewesen, weil es mir daheim am besten gefällt und ich zudem in ganz einfachen Verhältnissen aufgewachsen bin. Nun reise ich mit den Schwingerkollegen tatsächlich erstmals in die Ferien: Wir fliegen nach Mallorca.»
(mfu)