Nach Zwangsheiraten

Berner Imam übernimmt Verantwortung – und tritt zurück

· Online seit 05.01.2023, 10:32 Uhr
Im November wurde durch Recherchen des SRF bekannt, dass im Haus der Religionen Zwangsheiraten durchgeführt wurden. Der Verein des interreligiösen Hauses zeigte sich fassungslos. Mustafa Memeti vom Muslimischen Verein Bern tritt nun zurück.
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Anfang Dezember teilte der Vorstand des Hauses der Religionen mit, dass man wegen der durchgeführten Zwangsehen eine Anzeige bei der Polizei eingereicht hatte. Nun zieht auch der Imam des Muslimischen Vereins Bern Konsequenzen aus dem Skandal, wie die «Berner Zeitung» und «Der Bund» am Donnerstag schreiben. Der Imam Mustafa Memeti schreibt in einer Medienmitteilung, er habe sich in Anbetracht der Verantwortung dafür entschieden, per Ende April 2023 zurückzutreten: «Ich bin davon überzeugt, dass dies die beste Entscheidung für den Muslimischen Verein ist und eine wichtige Signalwirkung hinsichtlich der Schaffung einer demokratischen Organisation aller muslimischen Glaubensgemeinschaften in der Schweiz entfalten wird.»

Auch die vollzogenen Zwangsehen im Haus der Religionen verurteilt der Imam aufs Schärfste: «Zwangsehen sind ein abscheuliches und grosses Verbrechen. Mich machen diese Ereignisse deshalb fassungslos.» Da die Moschee im Haus der Religionen eine «wichtige muslimische Institution und ein Ort, an dem die Öffentlichkeit hinschauen kann und muss» ist, sei es wichtig, dass die Vorfälle öffentlich gemacht wurden. Für die Etablierung eines schweizerischen Islams brauche es gerade muslimische Gemeinschaften, die sich öffentlich verantworten und sich nicht in Parallelwelten zurückziehen, so der Imam Mustafa Memeti. 

Mustafa Memeti will seinen Rücktritt bei der Vereinsversammlung vom 7. Januar 2023 formell bekanntgeben.

(dak)

veröffentlicht: 5. Januar 2023 10:32
aktualisiert: 5. Januar 2023 10:32
Quelle: BärnToday

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