Berner Stadtrat will neuen Versuch mit Schulen ohne Noten
Neu ist das Thema nicht. Am Schulstandort Stapfenacker wurden Schülerinnen und Schüler von 1987 bis 2018 ohne Noten beurteilt. Mit der Einführung des Lehrplans 21 lief dieser Schulversuch aus.
Die Ratsmehrheit wünscht sich eine Neuauflage. Schliesslich sei eine reine Zahl wenig aussagekräftig, wenn man ein Kind beurteilen müsse. Eine Note könne nicht abbilden, auf welcher Kompetenzstufe sich ein Kind befinde und welche individuelle Entwicklung es nehme.
SVP-Stadträte dagegen
Anders sah es die - vor allem aus SVP-Stadträten bestehende - Minderheit. Es sei problematisch, wenn Stadtberner Schulen einmal mehr Inseln in der kantonalen Bildungslandschaft würden. Ausserdem stützten sich Firmen bei der Lehrlingsauswahl oft auf die Noten ab. Kinder aus einem Schulversuch wären hier benachteiligt.
Der Gemeinderat empfahl die Richtlinienmotion zur Annahme. Eine Beurteilung mit einer Note sei immer defizitorientiert, sagte Schuldirektorin Franziska Teuscher (GB): Für die Besten sei die 6 vorgesehen, schlechtere Noten gebe es für alle Kinder mit Defiziten. Doch der Lehrplan 21 sei kompetenzorientiert. Noten und der neue Lehrplan passten daher schlecht zusammen.
Freiwilliger Versuch
Keine Schule werde gezwungen, sich an einem neuen Schulversuch zu beteiligen, versicherte Teuscher. Die Schulleitungen dürften dies selber entscheiden. Befürchtungen, dass der Kanton übergangen werde, seien ebenfalls unbegründet. Wenn es um einen Schulversuch gehe, brauche es ja die Zustimmung der kantonalen Erziehungsdirektion.
(sda/raw)