Quelle: BärnToday / Riccardo Schmidlin / Warner Nattiel
Mit dem Lift geht es von der Monbijoubrücke runter ins Marzili. Geradeaus kommt man zur Aare und zur Badi, rechts zum Bowlingcenter gleich neben dem Lift. Doch der Weg zur Cannabar führt nach links zu den Wohnblöcken. Durch diese führt ein Tunnel, düster und voll mit Graffitis. Am Ende des Tunnels prangt das in Grossbuchstaben geschriebene Logo, verziert mit einem Hanfblatt.
Hier gibt es angeblich auch das beste Essen. Zumindest ist die Cannabar auf dem Portal «Tripadvisor» als Nummer-1-Restaurant der mittleren Preiskategorie aufgeführt. Insgesamt 292 Fünf-Sterne-Bewertungen hat es dort – und eine einzige 1-Stern-Bewertung. Dazwischen: nichts.
Dasselbe Bild auf Google: 350 Personen haben die Bar bewertet – praktisch ausschliesslich mit der Höchstpunktzahl. Unter den niedrigsten Rezensionen finden sich zwei 4-Stern-Bewertungen. Der Tenor: Gemütlich, freundlich, zum Verweilen – und zum Empfehlen. Irgendwie zu gut um wahr zu sein.
Legaler Hanf, regionale Getränke und viel Liebe zum Detail
Der Slogan unter dem Logo verrät dann aber, dass die Kategorie «Restaurant» ein Trugschluss ist. In «Switzerland’s First Coffeeshop» besteht stattdessen die Möglichkeit, Hanfprodukte zu konsumieren. Dabei handelt es sich aber aussschliesslich um legalen CBD-Hanf mit einem maximalen THC-Gehalt von einem Prozent. So wie es der Gesetzgeber vorschreibt.
Eine Treppe führt in die Bar hinauf. Dort angekommen sind die Zweifel über die verdächtig guten Rezensionen oder das anrüchige äussere Erscheinungsbild rasch verflogen. Die Bar ist sauber, das Ambiente gemütlich. Es gibt eine Bar, Tische mit Sitzmöglichkeiten sowie ein Fumoir. Angebaut wird der Hanf in der Indoor-Plantage mit 180 Pflanzen der Cannabar selbst. Dort steht der Geschäftsführer Daniel Adank im weissen Hemd.
Die Gäste erwarte ein «einzigartiges Geschäftskonzept», verspricht Adank. «Man kann den Pflanzen beim Wachsen zuschauen und Getränke geniessen. Bei der Auswahl der Getränke lege ich Wert auf Regionalität und Nachhaltigkeit.»
Da wäre etwa der Bestseller: Tee vom Quartierladen Längass-Tee, serviert im traditionellen Kännchen. Oder Kaffee aus frisch gemahlenen Bohnen, deren Hersteller den Kaffee direkt von den Bauern bezieht – ohne Zwischenhändler. Daneben gibt es auch die grosse Bandbreite an Softdrinks und alkoholischen Getränken. Die Cannabar ist eben nicht nur Cannabis, sondern auch Bar.
«Dänu» ist nah bei den Gästen
In der Cannabar soll das Soziale hochgehalten werden. Der Geschäftsführer begrüsst und bedient jeden Gast persönlich, stellt die Besuchenden einander vor. Somit muss niemand sein Bier oder seinen Joint allein vor dem Handydisplay geniessen. Es gibt Brettspiele und eine Dartscheibe zum Verweilen.
Daher rühren wohl auch die guten Bewertungen. «Dänu», wie er in diesen auch oft genannt wird, hat stets ein offenes Ohr. «Die Leute schätzen, dass der Geschäftsführer selber vor Ort ist und sich Zeit für die Gäste nimmt», so Adank. Missfällt dem Gast etwas, nimmt der Chef die Kritik ernst und bietet Alternativen an. Somit verlässt wohl kaum einer die Cannabar mit dem Bedürfnis, seinen Frust auf Google oder Tripadvisor rauslassen.
«Die Bewertungen freuen mich jedes Mal. Sie bestätigen, dass die Cannabar auf dem richtigen Weg ist», sagt der Geschäftsführer. Viele werden nach einem Besuch selbst zum Stammgast. Auch Touristinnen und Touristen kommen ins Lokal. Wer ein klassisches Restaurant erwartet, wird am Telefon freundlich darauf hingewiesen, dass dies nicht der Fall ist. Wer aber die CBD-Pflanzen aus nächster Nähe bestaunen will, ist herzlichst willkommen.
Nach einer Anlaufzeit und dem Dämpfer durch die Corona-Pandemie habe sich die Cannabar langsam etabliert. Dementsprechend optimistisch blickt Adank in die Zukunft. «Ich will die Qualität beibehalten und kontinuierlich Detailpflege zu machen, um das Angebot zu verbessern.»
Und so sollen die Gäste auch weiter in die Cannabar strömen. Hinter dem anrüchigen Tunnel zwischen den Wohnblöcken im Berner Marzili, hinein in die saubere Bar mit gemütlichem Interieur.
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