«Image steht im Weg»

Darum liegt Bern im Startup-Ranking schweizweit nur auf dem 7. Platz

· Online seit 05.11.2022, 07:51 Uhr
Am Anfang eines jeden Startups stehen eine gute Idee und im besten Fall ein dickes Portemonnaie. In Bern harzt es damit aber noch, wie ein Vergleich unter Schweizer Städten zeigt. Zwei Startup-Coaches zeigen auf, wo sich Bern verbessern kann und wo die Bundesstadt bereits jetzt ihre Vorteile ausspielen kann.
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Die Schweiz positioniert sich als zwölfbestes Land der Welt für Startups. Weltweit führen die USA, Grossbritannien und Israel das Ranking von «Startup Blink» im Jahr 2022 an. Im Schweizer Städteranking liegt die Stadt Bern mit dem siebten Platz hinter den Grossstädten Zürich, Basel und Genf.

Forschung kommt an erster Stelle 

Michele Blasucci, CEO und Gründer von der Unternehmensberatung Startups.ch, überrascht dies nicht: «Grössere Städte haben mehr Leute und daher auch mehr Investoren, was Jungunternehmer anzieht.» Dass aber auch kleinere Städte wie Zug oder Lausanne vor Bern liegen, hat seine Gründe. So liegt Zug im Wirtschaftsraum Zürich und beheimatet viele Unternehmen aus der Kryptoindustrie. Lausanne profitiere von der EPFL – dem Pendant zur ETH in der Romandie – als federführende Hochschule, so Blasucci.

Hochschulen stehen mit ihrer Forschung und den daraus resultierenden Innovationen häufig am Anfang eines Startups. «Die Universität Bern ist nicht als Inkubator für Startups bekannt», so Blasucci. Gute Ideen aus Bern würden so oft fehlen.

Eine Idee alleine reicht nicht aus 

Damit ein Standort attraktiv ist, braucht es aber mehr als eine gute Idee, es braucht ein sogenanntes «Startup-Ökosystem». Forschungsstätten und etablierte Industrien bieten das nötige Know-how und bringen die Talente hervor, die Startups gründen oder diese mitgestalten.

Etablieren sich in diesem Ökosystem Startups, ziehen diese Neue an. «Es braucht einen Erfolgreichen, der wiederum andere coacht und Know-how weitergibt», erklärt Blasucci.

Den Berner Startup-Standort positiver beurteilt Christian Lundsgaard-Hansen. Er verantwortet das Startup-Programm der Agentur «be-advanced», die Berner Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer mit Coaching und Weiterbildungsangeboten unterstützt.

Bern federführend in der Medizin 

«In Bern gibt viele sogenannte ‹Hidden Champions› – also Startups, die kaum jemand kennt, aber in einer Nische Weltmarktführer sind», weiss der Startup-Coach. Gerade im Bereich der Medizin kann Bern glänzen. Nicht zuletzt auch dank des Sitem-Instituts, das ans Inselspital angeschlossen ist und somit universitäre Medizinforschung mit der Praxis verbinden kann.

Lundsgaard-Hansen glaubt, Bern als führender Industriekanton werde unterschätzt. Insbesondere stehe das Image im Wege. «Man wird eher noch als gemächlicher Kanton wahrgenommen», mit Verweis auf den Stereotypen des langsamen Berners. «Dieses Bild täuscht aber. Die wirtschaftliche Power und Innovationskraft sind da», so Lundsgaard-Hansen.

Und nicht nur das: Der «Berner Weg zum Unternehmertum» bringe auch seine Vorteile mit sich. So gebe es eine aktive und lebhafte Gründerszene. «In Bern kennt man sich, die Türen stehen offen und die Wege sind kurz.» Das spreche sich rum.

«Die Art von Unternehmertum mag vielleicht etwas gemächlicher sein, ist dafür aber auch sehr bodenständig, beständig und nachhaltig», sagt Lundsgaard-Hansen. Nicht jedes Startup müsse dem amerikanischen Silicon-Valley-Mantra von Schnelllebigkeit und hohem Risiko entsprechen.

veröffentlicht: 5. November 2022 07:51
aktualisiert: 5. November 2022 07:51
Quelle: BärnToday

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