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Der Rasta-Eklat in der Brasserie Lorraine schlägt weiterhin hohe Wellen. Am 18. Juli brach die Beiz im Trend-Quartier ein Konzert der Berner Reggae-Band Lauwarm ab.
Grund: Einige Zuhörende fühlten sich gestört, weil die Musiker Rastas trugen und Reggae spielten. Rastas und Reggae seien Merkmale einer unterdrückten Kultur. Deshalb sei es problematisch, wenn Weisse sich diese zu eigen machen, so der Vorwurf. Seither läuft eine hitzige Debatte um den Vorfall – auch unter linken Politikerinnen und Politikern.
«Kann für Betroffene schmerzhaft sein»
Die Berner SP-Stadträtin Barbara Keller zeigt Verständnis für die Entscheidung der Brasserie. Sie sagt: «Mit dem Konzert stiess man Leute vor den Kopf, die sich sehr unwohl fühlten.»
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Dabei gehe es allerdings um viel mehr: «Es geht hier um marginalisierte Gruppen, die täglich Diskriminierung und Gewalt erleben. Wenn man sich ohne zu hinterfragen mit deren Federn schmückt, kann es für die betroffenen Personen sehr schmerzhaft sein», so Keller.
Parteikollege Erich Fehr sieht das anders: «Für mich gilt die Regel, dass jeder machen kann, was er will, solange er nicht jemand anderem schadet. Ich sehe nicht, wie Berner mit Rasta-Frisuren jemandem schaden», sagt der Bieler Stadtpräsident.
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Fehr findet einen Diskurs über die sogenannte kulturelle Aneignung zwar wichtig, was allerdings nicht ausschliesse, dass «Weisse Lieder von People of Color reproduzieren und spielen dürfen», so der SP-Mann. Weiter führt Fehr an: «Wenn man die Musikgeschichte betrachtet, erkennt man, dass der gegenseitige Austausch vom einen zum anderen Kontinent die Musik auch weitergebracht hat.» Wer dies ignoriere, riskiere eine «kulturelle Verarmung».
«Es braucht ein Miteinander»
SP-Grossrätin Nicola von Greyerz bläst ins gleiche Horn: «Wir sollten die übergreifende kulturelle Vielfalt feiern, statt auszugrenzen.»
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Die Diskussion sei zwar wichtig, derzeit aber zu politisch aufgeladen, sagt von Greyerz. «Mit dem Thema ‹kulturelle Aneignung› müssen wir uns breit und differenziert miteinander auseinandersetzen und schauen, was das für uns als Gesellschaft heisst.» Es gebe «kein Schwarz-Weiss, sondern viele Graustufen».
(ris)