«Waghalsige Verfolgungsjagd»

Drei Berner Polizisten freigesprochen

· Online seit 21.02.2023, 06:59 Uhr
2019 jagten drei Polizisten einen polizeibekannten Drogendealer quer durch Berns Strassen. Wegen der wilden Verfolgung mussten sie vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft forderte eine bedingte Freiheitsstrafe. Doch am Montagmorgen wurden die Männer freigesprochen.
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Der Fahrer ist teilweise mit 105 Stundenkilometer durch Bern gerast. Ein anderer hat zwei Schüsse auf das verfolgte Auto abgegeben. Drei Berner Drogenfahnder verfolgten im August 2019 einen Dealer quer durch Bern. Sie waren in zivil unterwegs und hatten weder Blaulicht noch Sirene dabei – stattdessen hupten sie unablässig.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine bedingte Freiheitsstrafe von 13 Monaten für den Fahrer gefordert und stützte sich dabei auf den sogenannten Raserartikel. Doch davon wollte die Richterin am Regionalgericht Mittelland nichts wissen. Sie sprach die drei Polizisten frei und kritisierte die Staatsanwaltschaft für ihr Vorgehen scharf, wie die «Berner Zeitung» und «Der Bund» berichten. 

Die Staatsanwaltschaft hatte in der Anklageschrift beschrieben, dass die «waghalsige Verfolgungsjagd» einem illegalen Strassenrennen ähnelte. Die Richterin hegte keine Zweifel daran, dass die Polizisten zu schnell unterwegs waren. Trotzdem habe sie den Polizeieinsatz laut Zeitungsbericht als verhältnismässig erachtet. Auch zu den Schüssen habe sie gesagt: «Das war keine Kurzschlussreaktion, der Schütze wollte schlicht die halsbrecherische Weiterfahrt unterbinden.» So wurde auch der Polizist, der die Schüsse abgegeben hatte, vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs freigesprochen.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft kann es weiterziehen. Derzeit betragen die Kosten für den Kanton circa 90'000 Franken, diese würden durch einen weiteren Freispruch erhöht.

(ade)

veröffentlicht: 21. Februar 2023 06:59
aktualisiert: 21. Februar 2023 06:59
Quelle: BärnToday

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