Klimaaktion Kirchenfeld

«Schulhaus tadellos hinterlassen» – Schule, Aktivisten und Gegner sind zufrieden

· Online seit 08.06.2023, 19:58 Uhr
Die Klimaaktivisten von «End Fossil Bern» sind am Mittwochabend vom Gymnasium Kirchenfeld abgezogen. Zuvor hatten sie das Schulhaus zwei Tage lang besetzt, um Klima-Workshops und Infoveranstaltungen für die Schüler durchzuführen. Eine Bilanz.

Quelle: BärnToday / Warner Nattiel / Suena Fischer

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Man könne eigentlich nicht von einer Besetzung sprechen, sagte Schulrektor André Lorenzetti bereits am Dienstag. Er hatte den Klimaaktivisten nämlich nach Absprache Räume für ihre Aktionen zur Verfügung gestellt und der Unterricht lief normal weiter.

«Stand heute, 24 Stunden nach der Beendigung der Aktion, war dies ein guter Entscheid», sagt Lorenzetti rückblickend. «Mein Auftrag war, den Unterricht nicht zu stören, Personen nicht zu Schaden kommen zu lassen und wenn möglich die Infrastruktur zu schützen.» Dies alles sei erfüllt.

Der Abzug von «End Fossil» sei vorbildlich gewesen, sagt er. Dies sei umso bemerkenswerter, als ja die Installationen für die Aktion am Mittwoch wieder haben aufgebaut werden müssen. Die Aktivistinnen und Aktivisten waren zwei Tage lang vor Ort, durften aber nicht über Nacht bleiben. Daher wurden die Installationen zweimal auf- und abgebaut. «Und auch am Mittwoch haben die Aktivistinnen und Aktivisten das Schulhaus tadellos hinterlassen.»

«End Fossil» forderte klimagerechtere Bildung – ändert sich nun der Unterricht am Gymnasium Kirchenfeld? Rektor Lorenzetti erklärt, dass der Handlungsspielraum von staatlichen Gymnasien sehr begrenzt sei, durch Ressourcen und Geld. «Wir reizen diesen Handlungspielraum bereits aus.» So auch durch myGymer-Angebote, wo Themen von Mobilität über Biodiversitätskrise und Erdöl zu Gletscher behandelt würden. Aktuell sei auch ein Kleidertausch am Laufen.

Hoffen, dass Leute in Zukunft etwas fürs Klima machen wollen

Die Gruppe «End Fossil» selbst ist mit dem Ergebnis der Aktion zufrieden, wie Mitglied Lena auf Anfrage sagt. Sie hätten die Aktion so durchführen können, wie sie es geplant hatten, ausser, dass sie nicht über Nacht bleiben konnten. Das Interesse der Schüler sei dagewesen. Es hätten mehrere Dutzend an den Workshops teilgenommen.

«Dabei kamen auch neue Ideen und Kritikpunkte am Unterricht auf, was super ist», sagt sie. Sie hätten zum Beispiel darüber gesprochen, wie die Klimakrise Jugendliche psychisch belastet, aber auch über mentale Gesundheit im Unterricht allgemein.

Allerdings habe es auch negative und sogar aggressive Reaktionen gegeben. «Einige haben unsere Flyer direkt vor dem Schulhaus verbrannt oder Transparente heruntergerissen. Das war schon schockierend», sagt Lena. Hoffnung setze die Gruppe in die Schüler, die bei der Aktion interessiert waren. «Wir hoffen, dass sie dies weiterführen und auch in Zukunft etwas fürs Klima machen wollen.»

Die Gegenaktion war auch erfolgreich

Während der Aktion ebenfalls vor Ort war der Präsident der Jungfreisinnigen Kanton Bern Tobias Frehner. Die Partei machte eine Gegenaktion zur Aktion der Klimaaktivisten, weil sie es nicht richtig gefunden hätten, wenn «End Fossil» diese Plattform allein erhalten hätte, sagt Frehner.

Deshalb stellten sie sich mit einem Transparent vor der Schule auf und Lorenzetti stellte ihnen ebenfalls ein Zimmer zur Verfügung, in dem Schüler vorbeikommen und mit ihnen übers Thema Klima reden konnten.

Dieses Angebot sei auch genutzt worden. Frehner sei positiv überrascht gewesen davon, wie sich die Schüler ihre Argumente anhörten. Die Gegenaktion sei in seinen Augen erfolgreich gewesen. «Wir haben ‹End Fossil›  gezeigt, dass sie nicht einfach machen können, was sie wollen», sagt er. Die Stimmung während der Aktion habe er aber als friedlich empfunden. Ein paar Sticheleien und Provokationen zwischen der Gruppe und der Partei fanden vor allem im Vorfeld auf Twitter statt.

«End Fossil» hat momentan keine weiteren Besetzungen in Bern geplant. Die nächste Aktion ist eine Klimademo in Bern am 30. September. Die Aktion im Gymnasium Kirchenfeld würden sie sich noch bei einem gemeinsamen Treffen reflektieren und dann schauen, wie es weitergeht.

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veröffentlicht: 8. Juni 2023 19:58
aktualisiert: 8. Juni 2023 19:58
Quelle: BärnToday

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