Daniela Schürmann ist Geschäftsführerin des Sport-Secondhand-Shops «2nd Peak» am Amthausgässchen 3 in Bern. Im Laden kann man unter anderem gebrauchte Wanderschuhe, Windjacken und Fleece kaufen. Zum nationalen Secondhand Day Tag am 23. September bietet «2nd Peak» einen Workshop an, in dem Besucher aus alten Kletterseilen, die man nicht mehr gebrauchen kann, unter Anleitung Armbänder, Schlüsselanhänger und Fussmatten flechten können.
BärnToday: Warum habt ihr euch zum Secondhand Day die Aktion mit den Kletterseilen überlegt?
Daniela Schürmann: Mit den alten Kletterseilen bleiben wir in unserem Bereich des Outdoor-Sports, und mit dem «Upcycling», also dem Weiterverwenden von Materialien, zeigen wir einen Weg auf, aus Material, das scheinbar Abfall ist, etwas zu machen, was weiter Freude und Spass bringt. In unserem Geschäft ermöglichen wir Outdoor-Teilen ein zweites Leben, indem wir sie unserer Kundschaft abkaufen und wieder verkaufen – das tut auch das «Upcycling».
«Upcycling» und «Secondhand» wird beides im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit oft erwähnt. Gehört «Upcycling» immer mehr zum «Secondhand» dazu?
Ich glaube schon. Upcycling ist eigentlich der nächste Schritt, nachdem man etwas möglichst lange getragen oder sonst verwendet hat – und der Schritt vor dem Recyling. Bei alldem geht es darum, Dinge möglichst lange am Leben zu erhalten. Ist etwas kaputt und erfüllt seinen Zweck nicht mehr, kann man immer noch Teile davon verwenden, um etwas Neues zu machen und so die Ressourcen am Leben erhalten.
Eignen sich Outdoor-Sportartikel gut für Upcycling?
Ja, denn Kleidung und Zubehör für Outdoor-Sport ist ja oft sehr langlebig, gerade von renommierteren Marken, von denen wir secondhand Produkte im Laden wieder verkaufen. In die Produktion werden viele Ressourcen gesteckt und die Artikel sind teuer. Aus diesen Gründen macht es besonders Sinn, Teile davon wiederzuverwenden. Wenn zum Beispiel eine Regenjacke kaputt ist, kann man immer noch den Reissverschluss rausnehmen und ihn für eine Tasche brauchen, oder aus Teilen des Stoffs Beutel nähen, denn die Einzelteile sind hochwertig und können noch lange halten.
Macht ihr bei «2nd Peak» noch andere Upcycling-Projekte?
Wir machen auch selbst Upcycling-Artikel zum Verkaufen. Zum Beispiel Packsäcke oder «Znünisäckli» aus Gleitschirmstoff. Wir upcyceln Dinge, die uns Leute bringen, die wir aber nicht mehr weiterverkaufen können.
Ihr habt im Rahmen der Berner Nachhaltigkeitstage diesen Monat auch schon diesen Workshop angeboten. War grosses Interesse da?
Es sind einige Leute gekommen und haben lässige Sachen gemacht, aber wir sind nicht überrannt worden.
Was denkst du, könnte der Grund sein?
Die Leute haben einerseits viel anderes los: Sie sind beschäftigt, in ihrem Trott oder nach den Ferien wieder am Ankommen im Alltag. Im Moment ist auch noch schönes Herbstwetter und gerade unsere Kunden, die ja outdoor-affin sind, geniessen dieses gerne draussen. Andererseits muss man halt auch sehen, dass das Thema Nachhaltigkeit, respektive Upcycling und Secondhand, nur einen Teil der Bevölkerung erreicht und leider in der Schweiz noch nicht die grosse Masse interessiert.
Für «2nd Peak» steht Nachhaltigkeit im Fokus. Für einige Unternehmen nicht. Warum glaubst du, ist das so?
In den letzten Jahrzehnten war der Fokus in der Wirtschaft der Profit, ökologische Themen wurden in den Hintergrund gedrückt. Ich denke aber, wir sehen an dem, was momentan in der Umwelt passiert, dass wir Sorge tragen müssen zu unseren Ressourcen und unserer Natur. Der Profit ist Teil des Geschäfts, aber auf Kosten der Umwelt möglichst viel Profit zu machen geht langfristig nicht auf. Spätestens, wenn das in Rechnung gestellt wird, wird ein Umdenken stattfinden – wenn es nicht schon vorher freiwillig passiert.
Wie sind deine Erwartungen für den Workshop?
Wir sind gespannt, was passiert. Es freut mich, wenn Leute vorbeikommen und etwas Lässiges selbst machen. Wir sind einfach hier, schauen mal, und freuen uns über alle, die kommen.
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