Hohe Friedhofsgebühren

Stadt Bern nimmt Kritik des Preisüberwachers zur Kenntnis

28.01.2023, 20:13 Uhr
· Online seit 27.01.2023, 21:15 Uhr
Der Preisüberwacher hat die teilweise überhöhten Friedhofsgebühren der Kantonshauptstädte kritisiert. Die Stadt Bern plant dennoch keine Senkung.
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Auslöser für die Überprüfung waren Beschwerden aus der Bevölkerung, wie dem am Freitag veröffentlichten Newsletter des Preisüberwachers zu entnehmen ist. Erfragt wurden die Gebühren für die eigentliche Bestattung bei einer Ruhezeit von 20 Jahren, und zwar in Reihengräbern, Gemeinschaftsgräbern und Urnennischen. Der «Monsieur Prix» hat zudem die verschiedenen Gebühren für die Aufbahrung des Sarges und für die Kremation untersucht. Die ausgewiesenen Preise seien nur annähernd vergleichbar, schreibt Stefan Meierhans.

Grosse Unterschiede

Der Preisüberwacher stellt aber extreme Unterschiede zwischen den Kantonshauptstädten fest, die nicht nachvollziehbar sind. Er geht davon aus, dass die Möglichkeit der Bestattung an sich im öffentlichen Interesse ist und bezweifelt, dass alle Kantonshauptstädte das Kostendeckungsprinzip einhalten. Er lädt die Kantonshauptstädte ein, überdurchschnittlich hohe Gebühren zu senken und dabei bestimmte Schwellenwerte nicht zu überschreiten.

So sollte beispielsweise die Gebühr für ein Sarg-Reihengrab für Einwohner maximal 300 Franken und für Auswärtige höchstens 2000 Franken betragen. Für ein Urnen-Reihengrab betragen die entsprechenden Maximalkosten gemäss Schwellenwert 200 respektive 1000 Franken.

In 15 Kantonshauptstädten werden für Einwohner gar keine Gebühren für Reihengräber erhoben, wie der Preisüberwacher weiter schreibt. Zu den teuersten Kantonshauptstädten gehören Bern und Appenzell. So kostet ein Sarg-Reihengrab gemäss der Zusammenstellung der Preisüberwachung für Auswärtige in Bern über 4500 Franken. In Appenzell werden für ein Urnen-Reihengrab 4000 Franken von Auswärtigen verlangt. Einheimische müssen in diesen beiden Städten immer noch über 2500 Franken für ein Reihengrab bezahlen.

Teurere und günstigere Varianten

Christoph Scherrer, Leiter von Stadtgrün Bern, erklärt auf Anfrage: «Man muss wissen, dass die Gebühren seit 2008 in der Stadt Bern festgelegt sind, seither gab es keine Änderung mehr.» Damals war die Zielsetzung, einen möglichst hohen Kostendeckungsgrad zu erzielen. «Man hat aber auch geschaut, dass es günstigere Grabformen gibt, wie etwa Gemeinschaftsgräber, aber auch teurere.» Auch bei den teureren Gräbern sei der Kostendeckungsgrad aber nicht gegeben. Einzig bei Auswärtigen komme man an einen höheren Kostendeckungsgrad heran.

Der Preis setze sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, wie der Arbeitsaufwand, die Geräte und das Material, das es braucht. Das Grab müsse mit Maschinen ausgehoben werden, dann von Hand nachgebessert und schliesslich gesichert und zugedeckt werden. Ausserdem müsse der Blumenschmuck arrangiert werden. «Der Unterhalt um das Grab herum kommt auch noch dazu», so Scherrer weiter.

Keine Anpassung geplant

«Durch Bestattungen und Beisetzungen haben wir rund 53 Prozent Kostendeckungsgrad.» Für den Unterhalt unmittelbar um das Grab betrage der Kostendeckungsgrad rund 60 Prozent. Wie die vom Preisüberwacher vorgeschlagenen Preise zustande kämen, ist für Scherrer nicht ganz klar: «Mit 300 Franken haben wir natürlich einen viel tieferen Kostendeckungsgrad.» Dieser würde nur rund 15 bis 20 Prozent betragen, wenn man die Gebühren senken würde. Deshalb erklärt er: «Im Moment ist keine Gebührenanpassung in Bern angedacht, weder eine Senkung noch eine Erhöhung.»

(sda/raw)

veröffentlicht: 27. Januar 2023 21:15
aktualisiert: 28. Januar 2023 20:13
Quelle: BärnToday

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