Anpassungen nötig

Stadt Bern schiebt Einführung von Farbsack-Trennsystem weiter auf

23.02.2023, 21:36 Uhr
· Online seit 23.02.2023, 11:20 Uhr
Die Vorbereitungsarbeiten für die Einführung des Farbsack-Trennsystems in Bern brauchen mehr Zeit als angenommen. Aufgrund verschiedener Nutzungskonflikte verschiebt die Stadt Bern die Einführung. Das Projekt startet nicht wie geplant in der zweiten Hälfte dieses Jahres.

Quelle: TeleBärn

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«Wir müssen über die Bücher und brauchen mehr Zeit», teilte Marieke Kruit, zuständige Gemeinderätin der Stadt Bern, am Donnerstag an einer Medienkonferenz mit.

Die Berner Stimmbevölkerung hatte dem Projekt im Herbst 2021 zugestimmt. Damals nahm das Volk einen Investitionskredit von über sieben Millionen Franken und zusätzlichen drei Millionen Franken für die Einführung an.

Ursprünglich für 2022 geplant

Die Einführung für den ersten Stadtteil war ursprünglich für 2022 geplant, verzögerte sich aber aufgrund von Nutzungskonflikten bereits ein erstes Mal. Neu war geplant, dass das System im Quartier Mattenhof-Weissenbühl (Stadtteil III) ab der zweiten Hälfte 2023 eingeführt wird. 2024 sollte Bümpliz-Bethlehem folgen und weitere Stadtteile bis 2027. Die innere Stadt ist vom neuen System ausgenommen.

Hauptgrund für die Verzögerung sind Platzprobleme. Es habe sich gezeigt, dass die Platzierung von Containern auf Privatgrund nicht möglich sei, schreibt die Stadt Bern in einer Mitteilung. Viele Parkplätze müssten wegen der neuen Container aufgelöst werden, allein im Mattenhof-Quartier sollen 130 Parkplätze verschwinden. Hinzu kämen Unsicherheiten zu baurechtlichen Vorgaben zum Schutz des Raums zwischen dem Trottoir und der Hausfassade.

Bürgerliche fordern einen Übungsabbruch

In einer gemeinsamen Mitteilung fordern die FDP, die Mitte und die SVP der Stadt Bern einen Abbruch des Projekts. Für sie war die Kumulation der Probleme vorhersehbar, wie der Mitteilung zu entnehmen war.

«Ich würde ganz salopp sagen: ‹Wir habens ja gesagt›», so Sybil Eigenmann, Stadträtin «die Mitte». «Wir haben darauf hingewiesen, dass das Projekt so nicht umsetzbar ist und viel mehr kosten wird, als angedacht.» Schon vor der Abstimmung wären Fehler gemacht worden, so Eigenmann. Nun wird ein sofortiger Übungsabbruch gefordert. «Es geht in die Unsummen und das sind Steuergelder, die verpufft werden», sagt Eigenmann. «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende und ein Gesichtsverlust der Stadt Bern.»

SVP-Stadtrat Alexander Feuz bläst in das gleiche Horn. Mittlerweile sei das Projekt ein Fass ohne Boden, das nicht funktioniert. «Ich bin der Meinung, wenn der Gemeinderat Mut hat, geht er zurück an den Start und bricht die Sache ab. Wenn er unbedingt will, kann er die Sache neu auflegen und genau sagen, wie viel es kostet.» Feuz ist der Meinung, wenn man die verschiedenen Kritikpunkte der Stimmbevölkerung gesagt hätte, wäre das Trennsystem gar nicht erst angenommen worden.

Zudem würde das Projekt seit Jahren unnötige Ressourcen verschlingen. Die Stadt Bern habe kein Geld für solche «Testversuche».

(raw/sda)

veröffentlicht: 23. Februar 2023 11:20
aktualisiert: 23. Februar 2023 21:36
Quelle: BärnToday

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