Den echten Schweizer Cup mit den Titanen der National League gibt es nicht mehr. Aber immerhin eine Neuauflage mit den Amateurvereinen bis und mit den Klubs der Swiss League. Eine der Partien der ersten Runde: EHC Wiki-Münsingen (1. Liga) gegen EHC Olten.
Das Resultat ist eigentlich schon vor dem ersten Puckeinwurf klar. Und tatsächlich gewinnen die Oltner 7:1. Und doch gibt es einen Grund zur Aufregung: Todd Elik ist da!
Wie Elvis im Emmental
Der inzwischen 58-jährige Kanadier hat sich mit spielerischen Heldentaten, einer Kombination aus freundlichem Wesen und rebellischer Aufmüpfigkeit, dem Aussehen eines Film-Desperados und nächtlichen Eskapaden vor allem im Gotthelf-Land und der näheren Umgebung ewigen Kultstatus erworben.
Elvis Presley ist in Memphis kaum mehr vergöttert worden. Der charismatische Kanadier, der einst in Hockey-Hollywood, bei den Los Angeles Kings, zeitweise in der gleichen Angriffsformation wie Wayne Gretzky (der Grösste aller Zeiten, aber kein Rock'n'Roller) stürmte, ist noch immer populärer als alle aktuellen Ausländer der SCL Tigers.
Die Frage geht also an Todd Elik: Was machst du denn ausgerechnet an einem heiligen Sonntag bei einem Cupspiel in der Sagibach-Arena zu Wichtrach? Die Antwort ist erstaunlich: Er wäre froh, wenn er einen Job bekäme. «Als Coach, als Assistent, als Scout oder Berater – einfach irgendwas mit Hockey.»
«Paperwork, you know»
Ganz offensichtlich hat der Mann, der einst auch die Grössen von Hollywood kannte, Heimweh nach der Gegend, in der er die wohl aufregendsten Jahre seiner Karriere zelebriert hat. Soll niemand aus den urbanen Zentren sagen, draussen in dem Land der dunklen Wälder, der sanften Hügel und der leisen Schwermut, dort, wo die Menschen sogar beim Jodeln und Singen die Fäuste im Hosensack ballen, sei nichts los. Hier ist einst sogar ein Pfarrer zu Werken der Weltliteratur inspiriert worden. Also ist es auch logisch und richtig, dass das Herz eines kanadischen Hockeyspielers hier hängen bleibt.
Aber eben: Warum gerade im Sagibach? Todd Elik sagt, eigentlich hätte er Trainer oder mindestens Assistent beim EHC Wiki-Münsingen werden sollen. Also dem Klub, der aus den Dörfern Wichtrach (Wi) und Kirchdorf (ki) hervorgegangen ist. Domiziliert im Sagibach zu Wichtrach, auf halbem Weg zwischen Bern und Thun im Aaretal. Wiki spielt heute in der zweithöchsten Amateurliga, in der Westgruppe der 1. Liga. Wahrlich, es hätte alle gefreut, wenn Wiki mit Todd Elik nach Adelboden, Delsberg, Tramelan, Sion, Düdingen oder Raron gekommen wäre. The King of Rock'n'Roll on tour.
Daraus wird leider, leider nichts. Immerhin ist Elik jetzt auf Einladung des Klubs beim Cupspiel gegen Olten dabei, gibt Autogramme und posiert für Fotos, wirft den Puck ein und übergibt die Preise für die besten Spieler. Todd Elik erklärt, für einen Job bei einem Amateurklub bekomme er als Kanadier keine Arbeitsbewilligung. Paperwork, you know. In Frage käme nur ein Job bei einem Profi-Klub aus der National League, der Swiss League, der Women's League oder beim Verband.
Popularität als Fluch und Segen
Mit seiner enormen Erfahrung aus über 500 Partien in der wichtigsten Liga der Welt (NHL) und zwischen 1997 und 2009 aus über 300 Spielen in unserer höchsten und zweithöchsten Spielklasse (Lugano, Zug, Davos, Langnau, Langenthal, Thurgau) könnte er jede Hockey-Organisation im Land bereichern. Als Skill-Coach könnte er nach wie vor jedem Star der National League etwas vormachen. Aber er habe überall höfliche Absagen bekommen.
Wo ist das Problem? Sein Ruhm und Charisma als Rock'n'Roller bescheren ihm einerseits ewigen Kultstatus, aber machen ihn zugleich zu gross. Wer am Sonntagnachmittag miterlebt, wie Todd Elik auch 15 Jahre nach seinem letzten Spiel mit den SCL Tigers die Fans elektrisiert, kann Fluch und Segen der Berühmtheit erahnen.
Verständlich, dass unsere Klubgeneräle Elik irgendwie zu scheuen scheinen wie der Teufel das geweihte Wasser. Welche Ländlerkapelle engagiert denn schon Mark Knopfler als Bassgeiger? Obwohl doch alle wissen, dass er jeden musikalisch besser machen könnte. Todd Elik weilt noch bis zum 3. November im Land.