Ramadan

Was die Fastenzeit der Muslime für Berner Schulen bedeutet

· Online seit 23.03.2023, 11:51 Uhr
Auch in der Schweiz hat der Ramadan für Musliminnen und Muslime begonnen. Der islamische Glaube sieht zwar nicht vor, dass bereits Kinder fasten müssen. Doch wie gehen Berner Schulen mit Schülerinnen und Schülern um, die trotzdem mitmachen möchten?
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Am Mittwochabend begann für gläubige Musliminnen und Muslime der Fastenmonat Ramadan. Bis am 21. April dürfen sie nur nach Einbruch der Dunkelheit essen und trinken – tagsüber ist dies nicht erlaubt.

Karin Mykytjuk, Geschäftsleiterin des Hauses der Religionen in Bern, erklärt die Bedeutung des Fastenmonats so: «Ramadan ist mehr als Fasten und Verzichten. Es ist für Musliminnen und Muslime ein sehr wichtiger und intensiver Monat, welcher auch Potentiale birgt. Es geht darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, es geht um Nächstenliebe, Gemeinschaftlichkeit, Achtsamkeit und innere Stärkung. Fasten kann auch heilende Aspekte haben.»

Grundsätzlich gilt im islamischen Glauben die Regel, dass alle erwachsenen und geistig gesunden Muslime während dem Ramadan fasten müssen. Ausgenommen sind Menschen mit körperlichen Problemen, alte Menschen sowie schwangere und menstruierende Frauen.

Auch Kinder vor der Pubertät sind von der Fastenpflicht befreit. Aber: Laut eines Prophetenwortes sollten Kinder zwischen dem 7. und dem 14. Lebensjahr spielerisch und in kleinen Schritten an die Religion herangeführt werden, schreibt der Norddeutsche Rundfunk (NDR).

So gehen Berner Schulen mit Ramadan um

Wie handhaben Berner Schulen das Thema Ramadan? Mykytjuk wünscht sich ein Umdenken. «In Schulen wird Fasten nicht immer als Potential wahrgenommen, sondern tendenziell als Störfaktor im Regelunterricht. Ein Perspektivenwechsel ist wichtig.»

Nichts essen, das fördere die Konzentration nicht, sagt Franziska Schwab, Leiterin Pädagogik beim Berufsverband Bildung Bern: «Die Schülerinnen und Schüler sollten die Aufgaben der Schule erfüllen und ihre Bildungsziele erreichen können. Gesund bleiben. Und da ist wichtig, dass man altersgerechte Kompromisse macht. Mindestens trinken müssen Kinder regelmässig.»

Doch nicht alle Schulen würden die gleiche Erfahrung machen, da es nicht überall Kinder gäbe, die während des Ramadans fasten, erklärt Schwab. «Einzelne Schulen sind vertrauter mit der Thematik – logischerweise die Schulen, welche von mehr Kindern mit muslimischem Hintergrund besucht werden». Die Aufklärung über religiöse Hintergründe laufe an Berner Schulen aber gut. «Wir vom Lehrerverband finden, transparent sein, informieren und im Unterricht thematisieren, das ist immer der richtige Weg», betont Schwab. Idealerweise könne ein Kind, welches den Ramadan mitmacht, anderen erzählen, was das ist und weshalb es fastet.

Individuelle Lösungen finden

In den Schulen komme es meistens zu keinen grossen Problemen während des Fastenmonats, sagt Karin Mykytjuk vom Haus der Religionen. Und: «Ich finde es gut, wenn nicht vorauseilend überreglementiert wird, sondern dass man in dem Moment, in dem sich eine Frage stellt, mit allen Beteiligten an einen Tisch zusammensitzt und diese kompetent und mit einer lernenden Haltung diskutiert. Und zusammen Lösungen findet.»

Dieser Ansicht ist auch Franziska Schwab. «Im Kanton Bern gibt es keine Rechtsprechung zum Umgang mit religiös motiviertem Essverhalten. Es gibt gar keine generellen Regeln, da muss man als Schule eigene Wege finden, um damit umzugehen». Von der kantonalen Bildungsdirektion bestehe aber ein Leitfaden zum Umgang mit Kultur und Religionen, an dem man sich orientieren könne.

So gäbe es Möglichkeiten, Kinder in Einzelfällen vom Unterricht dispensieren zu lassen und Kompromisse einzugehen. «Man kann beispielsweise bei der Menu-Gestaltung im Hauswirtschaftsunterricht unterschiedliche Ernährungsvorschriften thematisieren und während des Ramadans das Essen mit nach Hause geben, so dass die Kinder das Essen später – wenn sie von der Tageszeit her dürfen – zu sich nehmen können», sagt Schwab.

Mykytjuk rät betroffenen Lehrpersonen, sich über das Thema Ramadan zu informieren. «Man soll sich mit dem Thema Ramadan auseinandersetzen, darüber Beiträge lesen und vor allem persönliche Gespräche führen. Es geht im Ramadan um mehr als ‹nur› um Fasten und das sollte berücksichtigt werden.»

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veröffentlicht: 23. März 2023 11:51
aktualisiert: 23. März 2023 11:51
Quelle: BärnToday

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