Verdrängtes Gewerbe

Wie weiter in der Stadt Bern?

· Online seit 16.08.2022, 12:48 Uhr
Das Gewerbe fühlt sich aus der Stadt Bern verdrängt. Auch der Stadtpräsident räumt ein, dass es Handlungsbedarf gibt.
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Verkehrsbeschränkungen und Beschwerden machen dem Gewerbe das Leben in der Stadt Bern schwer. «Wir stellen zunehmend fest, dass bei neuen Zonenplanungen die industriell-gewerblichen Nutzungen unter die Räder kommen», sagte der langjährige FDP-Grossrat Adrian Haas an der Medienkonferenz von fünf Berner Wirtschaftsverbänden zu ihrem neuen Vierjahresprogramm.

Ein Beispiel ist Ausserholligen: Hier soll eine Durchmischung von Wohnen, Gewerbe und Freizeitaktivität entstehen. Dass dies funktionieren wird, glaubt Haas nicht: «Letztlich werden grossflächige und Lärm verursachende Gewerbebetriebe in der Stadt einfach keinen Platz mehr finden» wie er gegenüber den Zeitungen «Der Bund» und «Berner Zeitung» sagt.

Blumen verdrängen Malergeschäft

Thomas Balmer, Präsident des Gewerbeverbandes KMU Stadt Bern spricht in einem Beispiel von einem Malerbetrieb, der seit Jahrzehnten in der Stadt ansässig sei. Diesem wurden aber kürzlich Blumentröge vor das Gebäude gesetzt. «Jetzt kann er die Lastwagen nicht mehr ab- und beladen. Deshalb sucht er einen neuen Standort und wird wohl die Stadt verlassen.»

Insgesamt ist die Zahl der Arbeitsplätze in der gewerblich-industriellen Produktion in der Stadt Bern seit vielen Jahren rückläufig. Zwischen 2011 und 2019 schrumpfte sie laut Bundesamt für Statistik um 5 Prozent auf noch gut 10’000.

Handlungsbedarf vorhanden

Stadtpräsident Alec von Graffenried räumt im Bericht ein, dass die Stadt Handlungsbedarf habe. Diesbezüglich sei allerdings kürzlich die Strategie «Zukunft Werkplatz Bern» beschlossen worden. Ziel sei es, Standorte für die Industrie und das Gewerbe zu sichern. Etwa auf dem Schermenareal, an der Freiburgstrasse oder im Galgenfeld.

Gerade im Galgenfeld könne beobachtet werden, «wie sich Start-ups und Freizeitbetriebe im Industriegebiet breitmachen.» Die Wirtschaftsverbände hoffen, dass Industrieareale in der Stadt erhalten bleiben. Immerhin gebe es in der Region noch Gemeinden, die sich ums Gewerbe bemühten, so Köniz, Burgdorf oder Kirchberg.

(pfl)

veröffentlicht: 16. August 2022 12:48
aktualisiert: 16. August 2022 12:48
Quelle: BärnToday

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