CO₂-Ausstoss

Aldi verbannt Flugobst – Expertin: «Lokal zu konsumieren, ist nicht immer am besten»

· Online seit 13.01.2023, 12:57 Uhr
Aldi bietet in seinen Schweizer Läden kein Flugobst und -gemüse mehr an. Damit will der Detailhändler 5000 Tonnen CO₂-Emissionen einsparen. Eine Expertin erklärt, ob dieser Entscheid sinnvoll ist, und dass lokale Ware nicht immer besser fürs Klima ist.
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In Aldi-Suisse-Filialen landet künftig kein Obst und Gemüse mehr in den Regalen, das per Flugfracht in die Schweiz kam. Das «Obst- und Gemüsesortiment ist fortan garantiert frei von Flugware», heisst es in einer Medienmitteilung. Die Supermarkt-Kette hat die Massnahme per Anfang Jahr umgesetzt.

Auf Anfrage der Today-Redaktion verrät Aldi Suisse, wie sich das auf die Klimabilanz auswirkt: «Wir sparen 5000 Tonnen CO₂ mit dieser Massnahme», heisst es von der Medienstelle. Umsatzrelevante Zahlen zu Importmengen könnte der Detailhändler nicht machen.

CO₂ von über 1000 Schweizerinnen und Schweizer eingespart

Aldi spart somit die CO₂-Emissionen ein von rund 1250 Schweizerinnen und Schweizern. Ausgangswert ist dabei der Verbrauch des «Global Carbon Atlas». Laut diesem verursachten Schweizerinnen und Schweizer pro Kopf rund vier Tonnen CO₂-Emissionen im Jahr 2021.

Ist dieser Entscheid sinnvoll, wenn man den hohen Energieverbrauch von Gewächshäusern beachtet? «Es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung», sagt Kathrin Dellantonio, Geschäftsführerin von Myclimate Schweiz. «Für Gewächshäuser müsse man das aber im Detail anschauen», erklärt Dellantonio. Es spiele beispielsweise eine Rolle, wie lange die Früchte oder das Gemüse im Gewächshaus ist und wie diese beheizt werden.

Rosen aus Kenia besser als Rosen aus den Niederlanden

Ein Beispiel von per Flugzeug importierten Blumen zeigt aber, dass Luftfracht nicht immer höhere CO₂-Emissionen zur Folge hat. Myclimate verglich Rosen aus Kenia und solche aus Gewächshäusern der Niederlande. «Rosen aus fossil beheizten Gewächshäusern der Niederlande haben eine schlechtere Klimabilanz als solche aus Kenia», erklärt Dellantonio.

Dellantonio sagt aber auch, dass man dieses Beispiel nicht generalisieren könne: «In diesem Fall war die Anbaumethode relevanter als der Transport». Weil Kundinnen verschiedene Bedürfnisse haben, präzisiert Dellantonio: «Nur lokal zu konsumieren, ist nicht immer am besten.» Am sinnvollsten sei eine Kombination aus lokal und saisonal.

Wenig Flugfleisch und keine aussersaisonale Erdbeerwerbung

Flugobst gibts künftig also nicht mehr in Schweizer Aldi-Filialen. Wie siehts beim Flugfleisch aus? Laut der Medienstelle gebe es heute noch ein Fleischprodukt, das per Flugfracht in die Läden kommt: «Aktuell befindet sich dieser Artikel in Prüfung, ob auch hier eine Umstellung möglich ist».

Neben der Abschaffung von Flugobst- und Gemüse will Aldi die Schweizer Landwirtschaft mit seiner Werbung fördern. So bewirbt Aldi die Frucht nur noch während der Schweizer Erdbeersaison und macht Schweizerinnen und Schweizer ausserhalb dieser Zeit nicht zusätzlich gluschtig auf Erdbeeren.

veröffentlicht: 13. Januar 2023 12:57
aktualisiert: 13. Januar 2023 12:57
Quelle: Today-Zentralredaktion

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