Grossbank in Nöten

Bundesrat äussert sich nach Sitzung nicht zum CS-Debakel

16.03.2023, 19:43 Uhr
· Online seit 16.03.2023, 11:05 Uhr
Der Bundesrat äussert sich vorerst nicht zur angeschlagenen Schweizer Grossbank Credit Suisse. Er traf sich am Donnerstag zu einer Sondersitzung. Über den Inhalt der Sitzung werde nicht informiert, teilte die Bundeskanzlei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.

Quelle: Bundeshaus-Redaktion

Anzeige

Den Angaben zufolge liess sich der Bundesrat am Nachmittag von Vertretern der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) über die Situation bei der Bank orientieren. Weitere Details nannte die Bundeskanzlei nicht.

Die Landesregierung hielt es offenbar für dringend, sich bereits am Donnerstag ausserplanmässig zum Thema zu treffen. Einen Tag später, für Freitag, ist die nächste ordentliche Sitzung des Bundesrats geplant.

Kurserholung am Donnerstag

Am Aktienmarkt zeigten die CS-Titel am Donnerstag immerhin mit einem Anstieg um rund 19 Prozent im Plus auf 2,022 Franken eine klare Erholung vom Absturz des Vortages. Am Mittwoch hatten die CS-Aktien in einer turbulenten Sitzung um 24 Prozent nachgegeben und zeitweise einen neuen Tiefstwert von 1,55 Franken erreicht. Die Titel blieben allerdings weiterhin klar unter dem Schlusskurs vom Dienstagabend von 2,24 Franken.

Am Mittwoch hatten die Sorgen um die CS auch die Bankentitel weltweit belastet. Auslöser waren die Aussagen des CS-Grossaktionärs Saudi National Bank gewesen. Deren Präsident hatte weitere Kapitalzuschüsse an die als «global systemrelevante» geltende CS ausgeschlossen. Die Äusserungen fielen in ein Marktumfeld, das von den Problemen der Silicon Valley Bank (SVB) und weiterer US-Regionalbanken stark verunsichert ist, weshalb auch US-Finanzministerin Janet Yellen am Donnerstag die Märkte zu beruhigen versuchte.

Vertrauen wiederherstellen

Ob der SNB-Milliardenkredit das Vertrauen der Investoren wie auch der Bankkunden wiederherstellt, muss sich nun erst zeigen. Vontobel-Analyst Andreas Venditti sprach immerhin von einem «starken und wichtiges Signal»: Er hoffe, dass damit die Negativspirale durchbrechen werde.

Die Grossbank litt zuletzt unter anhaltenden Vermögensabflüssen. Im vierten Quartal 2022 hatten Kunden fast 111 Milliarden Franken abgezogen, wobei ein grosser Teil der Abflüsse im vergangenen Oktober nach Gerüchten um eine Schieflage der Bank angefallen war. Wie hoch die Vermögensabflüsse und Geldrückzüge in den vergangenen Tagen waren, wollte die CS am Donnerstag allerdings nicht kommentieren.

Die Bank benötige die SNB-Liquidität nun wohl zumindest in Teilen, um die «wahrscheinlich bedeutenden Abflüsse an Kundeneinlagen» überhaupt stemmen zu können, erklärte auch Bankenprofessor Teodoro Cocca von der Universität Linz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Zudem habe die Credit Suisse wohl am Markt nicht mehr genügend Liquidität beschaffen können, weil ihr die anderen Banken nicht mehr trauten, sagte der Bankenexperte.

SNB pumpt 50 Mia. Franken in CS

In der Nacht zum Donnerstag kündigte die Credit Suisse an, sich bis zu 50 Milliarden Franken von der Schweizerischen Nationalbank leihen zu wollen. Durch diesen Schritt solle die Bank «gestärkt» werden, teilte das Institut mit.

(sda/osc/jaw)

veröffentlicht: 16. März 2023 11:05
aktualisiert: 16. März 2023 19:43
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch