Silicon Valley Bank

Das bedeutet das US-Bankenchaos für den Schweizer Finanzplatz

· Online seit 16.03.2023, 06:38 Uhr
Am Freitag meldete in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) Insolvenz an. Es ist der grösste Kollaps einer Bank seit der Finanzkrise 2008 und versetzte die Börsen in Aufregung. Das bedeutet das Bankenchaos für den Finanzplatz Schweiz.
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Eine US-amerikanische Bank geht Hops und die Börsen weltweit spielen verrückt. Investoren ziehen Kapital ab und weitere Banken könnten zusammenbrechen. Was klingt wie eine Nacherzählung der Anfänge der Finanzkrise von 2008, ereignete sich im März 2023.

Das ist passiert

Am Freitag kollabierte die Kalifornische Silicon Valley Bank (SVB). Wenig später ging auch die Kryptobank Silvergate Capital pleite. Der Kollaps der Kryptobank ist mit jenem der SVB jedoch nicht unbedingt vergleichbar. Die Pleite der SVB ist der grösste Kollaps einer Bank seit der Finanzkrise 2008.

Die SVB wurde am Freitag von den amerikanischen Aufsichtsbehörden geschlossen. Sie konfiszierten sämtliche Vermögenswerte. In den Stunden davor hatten die Anlegerinnen und Anleger versucht, rund einen Viertel der Einlagen von der Bank abzuziehen. Das sind mehr als 40 Milliarden Dollar.

Die Silicon Valley Bank 

Die kalifornische Bank spezialisierte sich auf das Geschäft mit Startups und Risikokapitalgebenden – ein risikoreiches Geschäftsfeld. Die SVB sass auf extrem viel Geld, gerade weil sie sich auf das Geschäftsfeld spezialisierte. Besonders während der Coronapandemie nahmen die Kundengelder bei der SVB rasant zu.

Um selbst Geld investieren zu können, hatte die SVB ausserdem Staatsanleihen. Nachdem die US-Notenbank den Leitzins innert kurzer Zeit mehrfach angehoben hatte, um die Inflation zu bekämpfen, waren diese Staatsanleihen weniger wert, weil die SVB höhere Zinsen darauf zahlen musste, erklärt Wirtschaftsjournalist Philipp Löpfe.

Und weil die Kundschaft nicht mehr so einfach an günstige Anleihen kam (ebenfalls wegen der höheren Zinsen), zogen viele Kunden ihr Geld ab. Es stellt sich ein klassischer Banken-Run ein: Kunden ziehen ihr Geld ab, die Bank macht Verluste, Investoren rufen dazu auf, Geld nicht mehr bei der SVB zu platzieren. Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf. Die Bank geht Hops.

Die Auswirkungen

Investorinnen und Investoren sind verunsichert, auch am Finanzplatz Zürich, erklärt Martin Spieler die aktuellen Geschehnisse. Martin Spieler ist Wirtschaftspublizist, unabhängiger Finanzexperte und Moderator der TV-Sendung «CEO Talk». «Ich halte die Ängste bezüglich einer grossen Finanzkrise aber für übertrieben.» Noch könne man nicht sagen, wie die Sache ausgeht. Fest stehe aber, dass wir in einer anderen Situation sind als damals in der Finanzkrise von 2008.

Bei der SVB ist die Krise bankenspezifisch. Ausserdem hat die US-Regierung interveniert. Alle Kundinnen und Kunden der SVB sollten so wieder zu ihrem Geld kommen. «Dies bedeutet nicht, dass nicht noch weitere US-Banken in einen Negativsog geraten könnten», sagt Spieler. Dennoch stehe fest, dass die europäischen Banken – und so auch die Credit Suisse – anders aufgestellt sind und ein breiteres Geschäftsfeld haben als die Tech-Startup-Finanziererin SVB.

«Unsicherheit weiter gross»

Martin Spieler stellt klar: «Die Unsicherheit am Finanzplatz ist weiter gross und hält noch an, wie wir an den erneuten Aktienverkäufen bei der CS in den letzten Tagen sehen. Die Panik hat sich aber gelegt.» Es sei aber ganz klar die Credit Suisse, welche in Zürich, dem grössten Finanzplatz der Schweiz, im Fokus steht.

Und tatsächlich häuften sich bei der Credit Suisse zuletzt Meldungen zu Allzeittiefstwerten. Da hilft die Aufregung um den Kollaps einer US-amerikanischen Bank nicht. Spieler: «Hier rächt es sich, dass die CS unabhängig von der aktuellen Verunsicherung, welche den gesamten Bankensektor betraf, aufgrund ihrer vielen hausgemachten Probleme viel Vertrauen von Kunden und Anlegern verspielt hatte. Da ist es klar, dass Investoren im Zweifelsfalle auf Distanz gehen.»

Obwohl die Credit Suisse einiges an Kapitalpuffern aufweise – was ebenfalls ein wichtiger Unterschied zur Finanzkrise von 2008 darstellt –, seien solche Panikreaktionen, wie man sie in diesen Tagen bei Bankpapieren sehen konnte, immer gefährlich und könnten eine Dynamik mit schwer voraussehbaren Folgen annehmen.

Bei der SVB selbst untersuchen die US-Behörden mittlerweile ein mögliches Fehlverhalten von Bankangestellten, wie das «Wall Street Journal» (Bezahlartikel) berichtet. Dabei geht es etwa darum, ob Aktienverkäufe von Führungskräften gegen Insiderregeln verstossen haben.

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veröffentlicht: 16. März 2023 06:38
aktualisiert: 16. März 2023 06:38
Quelle: ZüriToday

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