Fragen und Antworten

Fieser Bankbetrug gegen Lehrling: So schützt du dich beim Online-Shopping

18.01.2023, 12:44 Uhr
· Online seit 18.01.2023, 11:50 Uhr
Heutzutage läuft fast alles übers Handy – so auch bei vielen Personen der Zahlungsverkehr. Doch wenn man im Internet nicht aufpasst, kann das Geld auf dem Konto schnell verschwinden. Hier liest du, wie du betrügerische Transaktionen erkennst und damit umgehst.
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Ein 16-jähriger Lehrling hat kürzlich 3500 Franken von seinem Ersparten verloren. Dies, weil er Opfer einer perfiden Masche wurde. Er wartete auf seine Bestellung aus dem Internet und erhält bald darauf eine SMS, dass er Vollzugsgebühren von knapp sechs Franken bezahlen müsse. Der vermeintliche Absender: Die Schweizerische Post.

Der 16-Jährige gab seine Bankdaten an und erhält kurz darauf einen Code, um den Bezahlservice freizuschalten. Doch dann der Schock: Innerhalb von vier Tagen buchen Betrüger über mehrere Einzelabbuchungen einen Grossteil von seinem Ersparten ab. Für den Schaden möchte die Kantonalbank allerdings nicht aufkommen.

Wie du mit einer solchen Situation umgehen kannst, erklären wir dir in diesem Artikel.

Wie erkenne ich missbräuchliche Transaktionen?

Missbräuchliche Transaktionen sind solche, die man nicht selbst getätigt hat. Um ungerechtfertigte Transaktionen rasch zu erkennen, arbeiten die Kartenherausgeber – beispielsweise SIX, Viseca oder Swiss Bankers – mit Betrugserkennungs-Systemen. «Diese werden laufend mit aktuellen betrügerischen Mustern ergänzt und so verbessert», erklärt Jolanda Meyer, Leiterin der Medienstelle der St.Galler Kantonalbank.

Trotzdem kann es laut Meyer vorkommen, dass ein Verhalten nicht als betrugsverdächtig erkannt wird. Beispielsweise dann, wenn die Transaktionen kein auffälliges Muster aufweisen oder kein exzessiver Karteneinsatz zugrunde liegt. Aus diesem Grund solltest du den Kontoauszug oder deine Abrechnung regelmässig und genau überprüfen.

Wie muss ich vorgehen, wenn ich einen Betrug festgestellt habe?

Hanspeter Krüsi, Leiter Kommunikation der St.Galler Kantonspolizei, sagt: «Wenn festgestellt wird, dass unrechtmässige Abbuchungen stattgefunden haben, soll man umgehend mit der Bank oder dem Kartendienstleister in Kontakt treten.» Laut Krüsi empfiehlt es sich, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten: «Eine Anzeige dient der Weiterentwicklung der Prävention.» Eine Anzeige lohne sich auch insofern, dass die Polizei Betrugsfälle aus dem Ausland weiterverfolgen könne.

Die Polizei empfiehlt, die Karte bei Diebstahl, Verlust oder verdächtigen Transaktionen sofort sperren zu lassen.

«Wenn man über eine Versicherung verfügt, sollte man den Schaden anmelden. Das könnte eine Cyber- oder eine Rechtsschutzversicherung sein», erklärt Rechtsanwalt Martin Steiger, spezialisiert auf IT-Recht. Wenn Geld von einer Kreditkarte entwendet wird, ist das Vorgehen identisch wie bei einem Bankkonto: «Nur, dass man die Herausgeberin der Kreditkarte kontaktiert und nicht die Bank – wobei die Herausgeberin auch eine Bank sein kann.»

Wie oft werden die Fälle aufgeklärt? 

«Betreffend Aufklärungsquote solcher und ähnlich gelagerter Fälle kann ich keine verlässlichen Aussagen machen. Erfahrungsgemäss ist die Aufklärungsquote jedoch sehr niedrig», sagt Hanspeter Krüsi. Dies habe verschiedene Gründe. Hauptsächlich aber sei eine Rückerverfolgung der Geldflüsse kaum möglich. 

Wie ist es möglich, dass ein Betrüger Geld von meinem Konto abheben kann?

«Es kommt leider immer wieder vor, dass Kundinnen und Kunden auf sogenannte Phishing-Mails oder -SMS reinfallen und ihre Karteninformationen so an Betrüger weitergeben», sagt Meyer.

Solche Phishing-Nachrichten können ganz unterschiedliche Inhalte haben. Beispielsweise Zollgebühren, die bezahlt werden müssen oder dass ein vermeintliches Konto gesperrt wurde und man deshalb seine Zugangsdaten angeben muss. «Das Ziel ist immer dasselbe: an Kunden- und/oder Kartendaten zu gelangen.»

Wenn du unsicher bist, ob es sich um eine Phishing-Nachricht handelt, solltest du die Mailadresse des Absenders überprüfen. Die Polizei empfiehlt, ein Augenmerk auf untypische Absenderadressen, Schreibfehler und Logos zu legen, nur vertrauenswürdige Webseiten zu besuchen und Zahlungsaufforderungen immer zu kontrollieren. Auch solltest du immer daran denken, dass Finanzinstitute nie via Mail über ungewöhnliche Kontobewegungen informieren.

Wer haftet, wenn unrechtmässig Geld von meinem Konto abgehoben wurde?

Jolanda Meyer erklärt: «Wenn ein klarer Verstoss gegen die Nutzungsbestimmungen und/oder die Sorgfaltspflicht vorliegt – beispielsweise, wenn Kartendaten unvorsichtig an Dritte weitergegeben wurden – kann die Bank keine Haftung für entstandene Schäden übernehmen.»

In der Regel hängt die Haftung also von der Art des Vorfalls ab – wobei das eigene Verhalten entscheidend ist. Martin Steiger meint: «Leider stellen sich Banken fast immer auf den Standpunkt, keine Entschädigung leisten zu müssen. Sie sehen die Verantwortung bei den betroffenen Kundinnen und Kunden und verweisen auf ihre AGB, die meist zu Gunsten der Bank formuliert sind.»

Viele Kundinnen und Kunden können so nur auf Kulanz seitens der Bank hoffen. Ein Rechtsstreit lohne sich erst dann, wenn es um Beträge von deutlich über 10'000 Franken geht, wie Steiger sagt. Auch Rechtsschutzversicherungen würden nicht ohne weiteres Deckung gewähren.

«In einem solchen Rechtsstreit geht es im Wesentlichen um die Frage der Sorgfaltspflicht der Bank: Hätte sie die betrügerischen Zahlungen erkennen können und erkennen müssen, um die Zahlungen zu verhindern?», so Steiger. Häufig gebe es bei den betrügerischen Zahlungen erhebliche Auffälligkeiten.

Kann mir eine Versicherung helfen, entstandene Schäden abzudecken?

«Eine Haftpflichtversicherung deckt die eigene Haftung gegenüber Dritten und kann insofern nicht helfen», weiss Steiger. Es gebe aber Versicherungsprodukte, die Schäden aus der Cyberkriminalität abdecken.

«Solche Produkte gibt es auch bei Anbietern von Haftpflichtversicherungen. Wie immer ist es wichtig, dass man genau prüft, welche Schäden eine Versicherung deckt – bei Cyberversicherungen gibt es zum Teil erhebliche Einschränkungen», so der Rechtsanwalt.

Ist die Zahlung mit Kreditkarte überhaupt sicher? 

In der Schweiz sind Geldautomaten und Zahlterminals für Konto-, Debit- und Kreditkarten laut Polizei äusserst sicher. Dies gilt gemäss Martin Steiger auch online: «Zahlungen mit Kreditkarten sind vergleichsweise sicher. Auch werden Kreditkartenzahlungen wesentlich häufiger vorsorglich blockiert als Bankzahlungen. Hinzu kommt, dass Kreditkartenzahlungen inzwischen meist ausdrücklich bestätigt werden müssen.»

Was muss ich bei der Anmeldung zum E-Banking beachten?

Da bei der Anmeldung zum E-Banking sensible und private Daten angegeben werden müssen, gibt es verschiedene Punkte zu beachten. «E-Banking – aber sicher!» (EBAS), eine unabhängige Plattform der Hochschule Luzern – Informatik, empfiehlt, die Adresse zum E-Banking des Finanzinstituts immer manuell in der Adresszeile des Browsers einzugeben. Es soll niemals ein Link verwendet werden.

Zudem soll auf eine sichere Verbindung (Schloss-Symbol, richtiger Name des Finanzinstituts und korrekter Domänen-Name) geachtet werden. Bei einem Systemunterbruch oder ungewöhnlichen Fehlermeldungen sollte die Verbindung sofort beendet werden. Unterwegs solltest du darauf achten, dass du deine Anmeldeinformationen verdeckt eingibst und dir niemand über die Schultern blickt.

veröffentlicht: 18. Januar 2023 11:50
aktualisiert: 18. Januar 2023 12:44
Quelle: FM1Today

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