Gegen Zecken oder Grippe

Hat sich der Impfwille seit Corona verändert?

· Online seit 20.03.2023, 13:02 Uhr
Das Thema Impfen war noch nie so präsent wie in den vergangenen drei Jahren. Doch nebst dem Corona-Vakzin gibt es noch andere Impfstoffe, welche vor gefährlichen Krankheitsverläufen schützen sollen. Im Frühling ist die Impfung gegen das zeckenübertragende FSME-Virus besonders aktuell. Was für einen Einfluss hatte die Pandemie auf die Impfbereitschaft bei der Schweizer Bevölkerung?
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Es ist Frühling – die Vöglein singen, die Blumen spriessen und die Sonne wärmt die Haut – und in Büschen, Wiesen und auf Bäumen lauern die Zecken. Besonders gefährlich sind die kleinen Beisser als Krankheitsüberträger. Bekannte Krankheiten durch Zeckenbisse sind etwa das FSME-Virus, das zu einer Hirnhautentzündung führen kann, Borreliose-Bakterien, die bei einigen Menschen das Nervensystem und Gelenke angreifen können, und Tularämie, welche zu Fieber und – unbehandelt – tödlich enden kann. Gegen FSME gibt es eine Impfung, Borreliose und Tularämie werden mit Antibiotika behandelt.

Besonders FSME ist auf dem Vormarsch: 2020 war das Rekordjahr schlechthin, mit beinahe doppelt so vielen Fällen wie noch 2019. Auf dem zweiten Platz liegt 2022 mit 332 Fällen. Sinnvoll also, wenn man sich gegen das Virus impfen lassen würde. Wir haben beim Schweizerischen Apothekerverband Pharmasuisse nachgefragt, wie sich solche Impfungen während der Coronazeit entwickelt haben.

FSME-Impfungen haben deutlich abgenommen

Die Anzahl an verkauften FSME-Impfstoffen an Leistungserbringer habe sich von 2019 bis 2022 in etwa halbiert, teilt Pharmasuisse mit. 2019 wurden noch über eine Million Impfdosen verkauft (1'027'375 Dosen), 2022 waren es noch 513'696 Dosen. Dies könne auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie Pharmasuisse mitteilt: «Die Kampagnen und die vermittelten Informationen zur Impfung gegen COVID-19 (und Grippe) dominierten. Dies verdrängte die FSME-Impfung und wahrscheinlich auch andere Impfungen auf den zweiten Platz.»

Interessanterweise blieb der Verkauf von Grippeimpfstoffen aber stabil, mit dem Höhepunkt im Jahr 2020. Die Gründe dafür sieht der Apothekerverband in den Gemeinsamkeiten zur Covid-Impfung: «Die Grippe weist ähnliche Symptome wie COVID-19 auf und die Risikopersonen sind identisch. Aufgrund dieser starken Ähnlichkeiten zwischen den beiden Infektionen, wurde neben der Impfung gegen COVID-19, auch die Impfung gegen Grippe empfohlen.»

Die Covid-19-Impfungen gehen gemäss Apothekerverband seit Winter 2022/2023 kontinuierlich zurück. Von einer «Impfmüdigkeit» will man trotzdem nicht sprechen, da dies auf verschiedene Faktoren wie beispielsweise die Einschätzung des persönlichen Risikos in Bezug auf eine Krankheit zurückzuführen sei. Im Sommer 2022 wiesen laut der Corona-Immunitas-Kohortenstudie 98 Prozent der Schweizer Bevölkerung Antikörper gegen das Covid-Virus auf – sei es durch Impfung, Infektion oder beides.

Öffentlicher Diskurs um Impfungen wurde «intensiver»

Während der Pandemie wurde immer wieder Kritik an den Impfungen aufgegriffen – oftmals auch aus verschwörungstheoretischen Kreisen. Dies hatte auch auf andere Impfungen Einfluss, wie der Apothekerverband erklärt: «Die Hepatitis-B-Impfung wurde aufgrund des damit verbundenen Risikos neurologischer Komplikationen, insbesondere der Multiplen Sklerose, kontrovers diskutiert.» Zahlreiche Studien hätten letztlich gezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit dieser Art von Komplikationen gebe. «Es braucht Zeit, um die mit einer Impfung verbundenen Komplikationen zu entmystifizieren», so Pharmasuisse.

Diese Beobachtungen habe auch der Kanton Bern gemacht. Während der Pandemie sei der öffentliche Diskurs um Impfungen deutlich intensiver geworden, so Gundekar Giebel, Kommunikationsleiter der Berner Gesundheitsdirektion. «Ein Beispiel ist die Berichterstattung zur HPV-Impfung in den letzten Jahren. Es wurde behauptet, dass die Impfung in Verbindung mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen stehen würde. Allerdings konnte in zahlreichen Studien kein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und Autoimmunerkrankungen nachgewiesen werden.»

(dak)

veröffentlicht: 20. März 2023 13:02
aktualisiert: 20. März 2023 13:02
Quelle: BärnToday

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