Bundesratswahlen

«Sauglatte» Baume-Schneider bedrängt «unterkühlte» Herzog

· Online seit 02.12.2022, 15:59 Uhr
Die Aussenseiterin Baume-Schneider macht Boden gut. Die Favoritin Eva Herzog könnte über ihren Charakter stolpern. Das Rennen um den SP-Sitz ist offen. So präsentiert sich die Ausgangslage fünf Tage vor den Bundesratswahlen.

Quelle: CH Media Video Unit

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Die Wahl der neuen SP-Bundesrätin verspricht mehr Spannung, als anfangs gedacht. Diese Woche ereignet sich Bemerkenswertes im Bundeshaus. Elisabeth Baume-Schneider, erst noch als Aussenseiterin gehandelt, befindet sich auf einer spektakulären Aufholjagd – dies in erster Linie in Form einer Charmeoffensive.

«Betritt sie den Raum, wird es 5 Grad kälter»

Im Vergleich zur warmherzigen Elisabeth Baume-Schneider gilt Eva Herzog bei vielen als unterkühlte Person. Ein Parlamentarier sagt es gegenüber der Today-Redaktion so: «Betritt sie den Raum, wird es 5 Grad kälter». Die Sympathien verschieben sich gerade eindeutig von Basel Richtung Jura. Man traut Baume-Schneider eher zu, als Bundesrätin ein offenes Ohr zu haben für die National- und Ständeräte. Überdies weiss Baume-Schneider die starke Bauernlobby hinter sich.

Letzte Chance für Jositsch

Hinzu kommt eine ganze Reihe strategischer Überlegungen hinsichtlich der Bundesratszusammensetzung nach 2023. Insbesondere im Hinblick darauf, dass nach einer Wahl Baume-Schneiders die Deutschschweizer Untervertretung sehr rasch korrigiert werden müsste, da eine solche der Verfassung widerspricht. Das könnte die SVP freuen, die nach Guy Parmelins dereinstigem Rücktritt gerne zwei Deutschschweizer Bundesräte stellen würde. Oder Daniel Jositsch könnte eine letzte Chance zufallen – der verschmähte SP-Männerkandidat erhielte die Möglichkeit, auf Alain Berset zu folgen.

Herzog gilt als kompetent und magistral

Antipathien und Strategien ändern nichts daran, dass eine stattliche Mehrheit im Parlament Eva Herzog für kompetent hält, für magistral auch. Die Bürgerlichen haben auch nicht vergessen, wie sie sich als Basler Regierungsrätin für die Unternehmenssteuerreform III eingesetzt hatte. Herzogs konsequenteste Fürsprecherinnen sehen keinerlei Charakterprobleme. Dafür tadeln sie Baume-Schneiders Frohnatur als bundesratsunwürdigen «Sauglattismus».

Fazit: Herzog führt (noch)

Eva Herzog führt weiterhin. Setzt sich die Dynamik dieser Woche jedoch fort, ist nicht ausgeschlossen, dass Elisabeth Baume-Schneider am Ende das Rennen macht. Wie die Kandidatinnen in den einzelnen Parteien abschneiden, ist derzeit kaum auszumachen. Bekannt ist, dass die FDP sich von Beginn weg gegen eine welsche Kandidatur ausgesprochen hat. Es ist mit mehreren Wahlgängen zu rechnen, wobei im ersten Wahlgang einige Stimmen Daniel Jositsch zufallen.

veröffentlicht: 2. Dezember 2022 15:59
aktualisiert: 2. Dezember 2022 15:59
Quelle: Bundeshaus-Redaktion

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