Hybridkatzen-Boom

Strengere Auflagen für Hybrid-Katzen? Falscher Weg, sagt eine Züchterin

22.02.2023, 10:02 Uhr
· Online seit 22.02.2023, 07:58 Uhr
In einer Meldung des Schweizer Tierschutzes STS ist zu lesen, dass vermehrt Bengalkatzen in Tierheimen abgegeben werden. Er fordert deshalb strengere rechtliche Auflagen für die Zucht und Haltung von Hybridkatzen. Was sagt eine Züchterin? Wir haben nachgefragt.
Anzeige

Wenn es um die Anschaffung eines Haustiers geht, dann kann es in der heutigen Zeit nicht zu exotisch sein. So kommt es, dass der Boom um Hybridkatzen zunimmt. Das schreibt der Schweizer Tierschutz STS in einer Mitteilung. So sind in Schweizer Haushalten am häufigsten Bengalkatzen anzutreffen, dabei handelt es sich laut STS um eine Kreuzung zwischen einer Hauskatze und einer asiatischen Wildkatze. In den letzten vier Jahren hat sich der Bestand auf 12'500 registrierte Tiere verdoppelt. Nicht wenige davon landeten aufgrund von Überforderung der Besitzenden im Tierheim. Damit die Anzahl nicht weiter zunimmt, will der STS die Vorlagen verschärfen. Eine Züchterin aus dem Argovialand, die nicht namentlich genannt werden möchte, ist mit der Forderung ganz und gar nicht einverstanden. Sie sagt: «Wir müssen auf andere Arten handeln!»

Problematische Zwangsverpaarung

Per Definition handelt es sich bei einer Hybridkatze um eine Verpaarung einer domestizierten Hauskatze und einer Wildkatze. In der Schweiz ist die direkte Verpaarung einer Wildkatze und einer Hauskatze in der ersten Generation verboten.

Die Hybridkatzen unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch im Charakter von den Hauskatzen. «Sie haben noch sehr viel Blut einer Wildkatze in sich. Demnach sind sie wilder und brauchen mehr Auslauf», so die Züchterin. Auch die Körpergrösse der Tiere unterscheidet sich stark, so kann beispielsweise eine Savannah-Katze, eine Kreuzung zwischen einem afrikanischen Serval und einer Hauskatze, bis zu 45 Zentimeter gross und 120 Zentimeter lang werden. In der Schweiz gelten die ersten beiden Savannah-Filialgenerationen (F1-F2) als Wildtiere. Man muss für die Tiere also eine Haltebewilligung einholen. Dasselbe gilt für Bengalkatzen. Viele investieren deshalb in die späteren Generationen, deren Abstammung vom Wildtier weiter zurück liegt.

«Bengalkatzen zählen mittlerweile kaum noch zu den Hybridkatzen, da die meisten genetisch gesehen bereits weit weg von Wildkatzen sind. Sie haben kaum noch deren Blut in sich.» Viele in der Schweiz lebende Bengalkatzen befinden sich laut der Züchterin in der Filialgeneration 30 oder sogar mehr. Dass es sich bei dem Boom der Bengalkatzen tatsächlich um Hybridkatzen handelt, bezweifelt die Züchterin also. «Wenn man das Hybriden-Gesetz verschärft, dann wird sich am Bestand der Bengale im Tierheim nichts ändern.» Während Corona hätten sich viele ein Haustier zugelegt und später bemerkt, dass sie doch keine Zeit für sie haben. «Das ist jedoch nicht nur bei den Bengalkatzen, sondern auch bei allen anderen Tieren der Fall», so die Züchterin.

«Im Ausland bekommt man Hybridkatzen zum Spottpreis»

Die Auflagen für die Zucht von Hybridkatzen zu verschärfen, sei also der falsche Lösungsansatz. «Wenn die Auflagen in der Schweiz immer strenger werden, um eine Hybridkatze zu besitzen, dann kaufen die Leute die Tiere einfach illegal im Ausland.» Ähnliches ist bereits in der Mitteilung des STS zu lesen: «2022 beliefen sich die Importzahlen von Bengalkatzen auf 400 Stück.» Die Züchterin betont deshalb: «Man sollte die Grenzen strenger kontrollieren! So kann man verhindern, dass die Hybridkatzen illegal importiert werden.» So sei es momentan viel zu leicht, ein Tier über die Grenze zu bringen, ohne eine Bewilligung vorzuweisen.

Die importierten Hybridkatzen aus dem Ausland, meist F1 und F2, werden unter weniger strengen Auflagen gezüchtet und gehalten. So sind diese laut der Expertin meist nicht sozialisiert, falsch gepaart und teils sogar stark traumatisiert. «Wenn man die Auflagen weiter verschärft, werden noch mehr Tiere aus dem Ausland importiert», sagt die Züchterin. Dazu kommt: «Man erhält die Hybridkatzen im Ausland zum Spottpreis.»

Strikte Auflagen in der Schweiz 

Ausserdem seien die Zuchtregeln in der Schweiz bereits heute streng. Zum Beispiel: «Die Tiere brauchen neben einem Innengehege (30 Quadratmeter) auch ein Aussengehege (20 Quadratmeter). Auch müssen wir über eine fachspezifische Ausbildung verfügen.» Die Einhaltung der Auflagen wird regelmässig vom kantonalen Veterinäramt kontrolliert.

Der Kauf einer Hybridkatze wird oft unüberlegt und überstürzt getätigt. So schreibt der Tierschutz: «Die Halterinnen und Halter informieren sich vorgängig nicht über die spezifischen Bedürfnisse und unterschätzen massiv, wie zeitaufwendig und anspruchsvoll die Haltung ist.»

Seit über neun Jahren züchtet die Expertin nun Hybridkatzen. Dass die Tiere um einiges anstrengender und pflegeintensiver sind, ist ihr bewusst. Den Nachwuchs verkauft sie nur unter strikten Voraussetzungen: «Mir ist es wichtig, dass die Interessierten mehrere Male bei mir vorbeischauen, um zu sehen, wie pflegeintensiv die Tiere sind.» Weiter ist es der Züchterin ein Anliegen, dass sie bei den Kundinnen und Kunden zu Hause vorbeischaut, um sicherzugehen, dass die Tiere ein gutes Daheim haben werden. «Wer in einem Vollzeitpensum arbeitet, bekommt keine Katze von mir. Sie müssen genügend Zeit aufbringen können.» Und erst wenn sie sich sicher ist, dass eine ihrer Katzen ein wohliges zu Hause hat, dann verkauft sie das Tier.

veröffentlicht: 22. Februar 2023 07:58
aktualisiert: 22. Februar 2023 10:02
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch