30 Jahre Kinderkino

Zauberlaterne lockt noch immer mit Charlie Chaplin in die Säle

· Online seit 25.08.2022, 11:48 Uhr
Die Zauberlaterne feiert heuer ihr 30. Jubiläum. Anlässlich dazu finden kostenlose Jubiläumsvorstellungen statt, zu denen auch Erwachsene eingeladen sind. Die Verantwortlichen erklären, was das Erfolgsrezept des Kinderkinos ausmacht.
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Seit 30 Jahren macht die Zauberlaterne den freien Nachmittag zum Highlight für viele Kinder. «Sie sollen auf unterhaltsame Weise einen Film im Kino entdecken und sich in einem geschützten pädagogischen Rahmen auf die Kinokultur vorbereiten», sagt Zauberlaterne-Clubkoordinator Lorenzo Berardelli im Gespräch mit BärnToday.

Eltern müssen draussen bleiben

Das Prinzip: 6- bis 13-Jährige können dreimal jährlich gratis ins Kino, um sich jeweils drei Filme in einem Block anzusehen. Eltern müssen draussen warten. Bei der Zusammenstellung des Programms werde nicht nur auf Altersgerechtigkeit geschaut, sondern auch auf Vielfalt.

«Alle verschiedenen Epochen, Filmgenres und Techniken müssen gleichermassen berücksichtigt werden.» Jeder Block steht unter einem Motto wie «Lachen», «Träumen» oder «Angst haben» und beginnt in aller Regel mit einem Stummfilm. Dieser wird meist live von einem Pianisten begleitet und von einer Erzählerin kommentiert.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von drei filmbegeisterten Freunden. Im September 1992 fand die allererste Vorstellung in Neuchâtel statt – ein Riesenerfolg. «Der Kinosaal war pumpenvoll. Etwa 200 Kinder konnten nicht in den Saal gelassen werden und mussten auf die nächste Vorstellung warten», so Berardelli.

«Alle Kinder lieben Charlie Chaplin»

Ein Jahr später wurde der Dachverein der Zauberlaterne gegründet. Das Konzept breitete sich in der ganzen Schweiz aus – und auch im Ausland fand man Gefallen am Gratis-Kino. Mittlerweile gibt es in der Schweiz 78 und im Ausland 18 feste Vereine, die in den lokalen Kinosälen das Zauberlaterne-Programm auf die Leinwand bringen. 2006 wurde zusätzlich die «Kleine Laterne» ins Leben gerufen – ein Angebot für unter-6-jährige in Begleitung ihrer Eltern.

Bei der ersten Vorstellung 1992 brachen die Kinder bei Charlie Chaplins Stummfilm «Goldrausch» in Gelächter aus. Dieser findet noch heute im jährlich wechselnden Programm immer wieder mal seinen Platz. «Alle Kinder der Zauberlaterne lieben Charlie Chaplin. Zumindest haben sie bei diesen Vorstellungen am meisten zu lachen», weiss der Clubkoordinator.

Ansonsten lässt sich nicht verallgemeinern, welche Filme bei den Kindern am besten ankommen. «Es gehört auch zu den erklärten Zielen, den Kindern zu vermitteln, dass alle einen unterschiedlichen Filmgeschmack haben.» Und: «Nur weil ein Film nicht gut ankommt, bedeutet das nicht, dass dieser keinen Eindruck hinterlässt. Manchmal müssen die Kinder einen Film erst einmal verarbeiten, um ihn später wertschätzen zu können.»

Streaming lässt den Erfolg nicht stoppen 

Das Kino generell steht mit dem Aufkommen von Online-Streaming massiv unter Druck – immer mehr Kinosäle müssen schliessen. Bei der Zauberlaterne ist man sich der Popularität von Angeboten wie Netflix oder sozialen Medien wie Tiktok durchaus bewusst. Dennoch sei es keine Herausforderung, Kinder weiterhin ins Kino zu locken, wie Berardelli erklärt. Schliesslich sei die Erfahrung im Kino immer noch eine andere als zu Hause auf dem Sofa. «Wenn im Saal alle Kinder in Lachen ausbrechen, bekommt ein Film eine andere Dimension.»

Dazu kommt: «Eltern schätzen unser Angebot in Zeiten medialer Überflutung sehr.» Und auch Schulen tragen ihren Anteil zum Erfolg bei, indem sie auf die Zauberlaterne aufmerksam machen, sagt Berardelli. «Ihr Engagement ist wichtig, damit soziokulturelle Barrieren abgebaut werden und alle Kinder erreicht werden können – unabhängig von ihrem Hintergrund.»

veröffentlicht: 25. August 2022 11:48
aktualisiert: 25. August 2022 11:48
Quelle: BärnToday

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