Eishockey

Ein halbes Jahr nach dem Rückzug: So steht es um den SC Langenthal

07.06.2023, 15:42 Uhr
· Online seit 07.06.2023, 14:01 Uhr
Vor genau einem halben Jahr, am 7. Dezember 2022, wurde dem Langenthaler Profi-Eishockey der Stecker gezogen und der freiwillige Abstieg aus der Swiss League verkündet. Wie steht es heute um den Klub und die Spieler, die sich beide neu orientieren müssen?
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Es war für Langenthal und den ganzen Oberaargau ein Schock, als am 7. Dezember 2022 verkündet wurde, dass die Profi-Ära beim SC Langenthal zu Ende geht. Die finanziellen Perspektiven für den Verbleib in der Swiss League waren zu schlecht, denn ein neues Stadion war und ist nicht in Sicht.

Weiter geht es für den Verein in der drittklassigen MyHockey League. Wir haben mit Sportchef Marc Kämpf darüber geredet, wie es weitergeht – und wie die Spieler das schwierige letzte halbe Jahr bewältigt haben.

Marc Kämpf, wie weit bist du beim Zusammenstellen der neuen Mannschaft?

Wir sind bei etwas über der Hälfte. Am Anfang konnten wir einige Routiniers aus der bisherigen Mannschaft verpflichten mit Yves Müller und Fabio Kläy, schnell konnten wir zusätzlich neue Spieler engagieren. Seither harzt es etwas, was wir aber auch erwartet haben. Viele Spieler warten noch, ob sie in der Swiss League irgendwo Unterschlupf finden. Nun aber wird es in nächster Zeit weitere Transfers geben, es laufen viele Gespräche.

Geht es da um neue Spieler oder auch um solche aus der letztjährigen Swiss League Mannschaft?

Vor allem um neue. Die Bisherigen suchen mehrheitlich nach einer Herausforderung anderswo. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenbekommen. Bisher haben wir 14 Spieler, mehrheitlich junge. Nun braucht es noch einige erfahrene Cracks, dann kommt es gut.

Sich als Klub in einer neuen Liga zurechtzufinden nach über 20 Jahren in der Swiss League, das dürfte nicht ganz ohne sein.

Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Wir wussten zum Beispiel nicht, welche Löhne man in der MyHockey League zahlt oder wie oft man trainiert. Wir haben uns bei anderen Klubs erkundigt und unseren eigenen Weg definiert. Wir sind gespannt und freuen uns auf die Saison.

Hat der SC Langenthal ein Ziel definiert für die erste Saison im Amateur-Eishockey?

Wir warten mit dem Ausrufen von sportlichen Zielen, bis wir die Mannschaft fertig zusammengestellt haben mit allen 20-22 Spielern. Dann schauen wir, wie es in der Vorbereitung läuft und werden ein Ziel setzen.

Für viele Spieler der letztjährigen Mannschaft war es hart – sie mussten sich neu orientieren. Hat der SC Langenthal sie dabei aktiv unterstützt?

Der Fokus lag schon eher bei der neuen Mannschaft und der ganzen Neuorientierung. Nicht nur die Mannschaft, der ganze Klub muss sich neu erfinden. Wir hatten gar nicht die Kapazität, ihnen unter die Arme zu greifen, sie konnten aber weiterhin bei uns trainieren und wir standen mit Rat zur Seite. Die Spieler haben aber ihre Agenten und werden von ihnen unterstützt. Im Hockey-Business ist es ein Stück weit normal, dass Spieler auslaufende Verträge haben und hin und wieder den Verein wechseln.

Goalie Elien Paupe hat entschieden, seine Karriere zu beenden mit 27. Was sagst du dazu?

Ich war mit ihm im Kontakt und habe es kommen sehen. Es ist schade für ihn, er hatte letztes Jahr beim SCL eine gute Saison. Leider ist es so, dass mit den vielen ausländischen Goalies in der National League die Plätze für Schweizer Torhüter rar geworden sind. Elien Paupe hat trotzdem eine gute Zukunft vor sich mit seinem Studium – aber ja, die Situation ist für ihn nicht einfach.

Gibt es weitere «Härtefälle» aus der letztjährigen Mannschaft?

Einige haben noch keinen neuen Vertrag, stehen aber in Gesprächen mit anderen Teams. Wir haben mehreren Spielern aus dem letztjährigen Team angeboten, bei uns zu bleiben, aber die meisten möchten weiterhin Profi-Hockey spielen, was ich gut verstehen kann. Auch wenn es schön gewesen wäre, ein oder zwei Routiniers mehr behalten zu können.

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Ist ein halbes Jahr nach dem Entscheid zum Rückzug noch Nostalgie das vorherrschende Gefühl im Umfeld des SC Langenthal? Oder wird nach vorne geschaut?

Beides. Es gibt schon noch Leute, denen wir erklären müssen, weshalb es zum freiwilligen Rückzug gekommen ist und wie es jetzt weitergeht. Verständlicherweise.

Wir, die im täglichen Geschäft tätig sind, haben uns schon länger damit abgefunden, dass die Ära des SCL in der Swiss League zu Ende ist. Wir schauen vorwärts. Auch viele Fans freuen sich mittlerweile auf die neue Mannschaft und die neuen Gegner. Für die Leute wird es ein anderes Erlebnis in der Schorenhalle geben als bisher, aber nicht unbedingt ein schlechteres.

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veröffentlicht: 7. Juni 2023 14:01
aktualisiert: 7. Juni 2023 15:42
Quelle: 32Today

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