Albi Saner: «FCZ-Meistertitel war für die Young Boys ein Chlapf zum Gring»
BärnToday: Die Young Boys sind die Schweizer Meister 2023. Was lief dieses Jahr besser?
Albi Saner: Auf der einen Seite hatte es keinen FCZ, der «Glöggli» gehabt hatte. Wir wissen auch heute noch nicht, warum sie damals so einfach durchgezogen und Meister geworden sind. Auf der anderen Seite hatten sich die Young Boys in der letzten Saison doch etwas auf ihren Lorbeeren ausgeruht. So gab es etwa Transfers ins Ausland, die nicht kompensiert wurden.
Im Prinzip war der Meistertitel des FCZ aber glücksbringend für YB. Es war wie ein Schuss vor den Bug, wie ein «Chlapf zum Gring». So haben sie gesehen, dass es nicht so einfach zum Meistertitel geht. Die Young Boys haben aber die nötigen Lösungen gesucht und gefunden. Sie konnten fast alles verbessern, was in den vergangenen Saisons nicht so gut lief.
Wie hat sich der Zusammenhalt im Team verändert?
Es war von der mannschaftlichen Zusammengehörigkeit die Rede und davon, dass man zusammen redet und es keine Missgunst zwischen den Spielern gibt. Man hat das Gefühl, dass im Team wieder mehr zusammen gemacht wird. Ich habe gehört, dass man «sogar» wieder zusammen «Zmittag» essen geht. Der Teamgeist wurde wiedergeboren.
Wie viel hat Trainer Raphael Wicky zu diesem Erfolg beigetragen?
Trainer haben oft Glück oder eben kein Glück. Ich glaube, Raphael Wicky hat im entscheidenden Moment den richtigen Schritt gemacht und YB hat in der Situation, in der es vor der Saison stecke, den richtigen Trainer erwischt. Wicky hat vieles richtig gemacht. YB hat diese Saison dominiert. Das war nicht immer der Fall. Ich sass oft an einem Match und habe mich aufgeregt, dass die Young Boys eigentlich gut gespielt und trotzdem verloren haben. Jetzt haben sie manchmal vielleicht nicht so gut gespielt und trotzdem gewonnen. Das war sicher auch – aber nicht nur – der Verdienst von Raphael Wicky.
Welche Spieler waren die Bausteine des Meistertitels?
Eigentlich die ganze Mannschaft. Es wäre unfair, wenn man nicht alle elf Standardspieler und auch einige Ersatzspieler nennen würde.
Nach so einem Erfolg kann YB nächste Saison aber eigentlich nur noch verlieren?
Wenn man das so anschaut, dann ja: Sie können nur verlieren. Aber sie haben eine grosse Aufgabe vor sich – die Champions League ist das erklärte Ziel. Es wird eine längere und strapaziösere Saison, die auf sie zukommt. Es wird mehr Spiele geben und deshalb auch mehr Spieler brauchen. Das sind aber Ziele, an denen YB weiter wachsen kann. Ich traue das dem Staff zu. Sie haben schon längst junge Spieler nachgezogen, die allfällige Abgänge im Sommer, ersetzen werden.
(mfu/dak)