Der Mensch gewöhnt sich an fast alles – an Misserfolge, aber auch an Erfolge. Während YB-Fans jahrzehntelang wussten, dass die Jungs wichtige Spiele «veryoungboysen» werden, ist es seit 2018 umgekehrt: Seither hat YB sechsmal die Meisterschaft und zweimal den Cup «geyoungboyst». Und niemand kann oder will sich vorstellen, dass diese Erfolgs-Ära einmal zu Ende geht.
Die Dinge im Sport können sich schnell ändern
Aber Sport ist ein dynamisches Business. Die Dinge können sich sehr schnell ändern, manchmal weiss niemand genau, weshalb. YB und seine Fans könnten das geahnt haben, stand doch der mit Ach und Krach errungene Meistertitel im Mai unter dem Motto «Nüt isch säubverständlech».
Dieser einfache Satz zeugt von bemerkenswerter Einsicht. Auch wenn alle einen Titel erwarten: Er muss zuerst erspielt und erkämpft werden. Dafür braucht es Arbeit, Demut, Hartnäckigkeit, Siegeshunger. Gratis gibt es auch in einer durchschnittlichen Liga wie der Schweizer Super League gar nichts. Man frage beim FC Basel nach.
Geld garantiert nicht den Erfolg
Die Verantwortlichen bei YB wissen, dass Erfolge in der Vergangenheit keine Erfolge in der Zukunft garantieren. Sie haben bewusst den Trainer gewechselt und nicht die halbe Mannschaft ausgetauscht, weil sie der Überzeugung sind, dass viele Spieler mehr können, als sie bisher im YB-Dress gezeigt haben.
Die beiden verlorenen Spiele zum Auftakt in die Saison 24/25 gegen Sion und gegen Servette sind ein Schuss vor den Bug – vielleicht ein heilsamer. Klar, YB hat immer noch am meisten Geld und das qualitativ beste Kader. Aber das garantiert eben noch lange keinen sportlichen Erfolg.
Ausgedünnte Innenverteidigung
Sicher ist es zu früh, nach zwei verlorenen Spielen in Panik oder Aktivismus zu verfallen. Die Niederlagen lassen sich erklären. Vor allem die Defensive ist personell ausgedünnt, es fehlen mit Amenda, Benito, Camara und Lustenberger Spieler, die letzte Saison in der Innenverteidigung stabile Leistungen gezeigt haben. Offensiv haben Spieler wie Imeri, Males oder Itten zu wenig Einfluss aufs Spiel. Und alle müssen sich mit Patrick Rahmen an einen neuen Trainer und ein neues Spielsystem gewöhnen.
Auch wenn YB dank der Qualität im Kader früher oder später die Punkte einfahren wird, ist es schwierig, einen Fehlstart noch wettzumachen. Nicht nur, weil die verlorenen Punkte nie mehr wieder kommen, sondern auch, weil das Selbstvertrauen und das Selbstverständnis schnell weg und nur schwer wiederzubekommen sind.
Vielleicht braucht es prominente Zuzüge, um für die Playoffspiele für die Champions League Ende August gerüstet zu sein – Geld wäre genug vorhanden nach all den Transfers und den Einnahmen aus der Champions League. Vielleicht ist Ruhe bewahren das Richtige. Sicher aber braucht es bei allen im Klub die Erkenntnis, dass Erfolg auch bei YB kein Naturgesetz ist. Und zwar am besten, bevor man sich mit weiteren Niederlagen eine erfolgreiche Saison verbaut.
Eben: «Nüt isch isch säubverständlech» im Sport und bei YB. Und Erfolge weiss man oft erst zu würdigen, wenn sie vorbei sind.
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