Eisklettern

«Ich bin noch weit weg von meinem Peak»

· Online seit 28.01.2023, 05:48 Uhr
Sina Goetz gehört zu den besten Eiskletterinnen der Welt. Erst kürzlich stand die Bündnerin in Korea auf dem Podest und will am Wochenende in Saas-Fee ihr Können erneut unter Beweis stellen.
Leo Butie

Quelle: FM1Today/Marija Lepir

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Mit gemischten Gefühlen reiste die 23-jährige Sina Goetz aus dem bündnerischen Mastrils zum Eiskletter-Weltcup im koreanischen Cheongsong. «Ich kämpfte mit meiner Fitness und wollte mal schauen, wo ich stehe», sagt sie zum Turnier, das Mitte Januar stattfand. Trotz der Zweifel erreichte sie in Cheongsong auf Anhieb den dritten Platz.

Die 23-Jährige gehört zu den besten Eiskletterinnen der Welt. Von 2018 bis 2020 entschied sie dreimal nacheinander die Schweizermeisterschaften für sich. 2020 gewann sie den Gesamteuropacup und erreichte in der Weltrangliste den dritten Platz.

Klettern als ständiger Begleiter

Da das Eisklettern aber eine Randsportart ist, fehlt es an finanzieller Unterstützung. «Sponsoren sind gefragt, vor allem Geldsponsoren», sagt sie. Doch bei Wettkämpfen wird sie vom Schweizer Alpen-Club SAC unterstützt, «was eine grosse Entlastung ist».

Das Klettern wurde Goetz in die Wiege gelegt. «Mein Vater ist Bergführer und meine Mutter leitet Kletterkurse für Kinder.» Seit sie denken kann, ist das Klettern für sie ein ständiger Begleiter. «Klar gab es Höhen und Tiefen, aber mit der Zeit hat sich in mir das eigene Feuer entfacht und ich klettere nur noch aus eigener Motivation», sagt Goetz, die Psychologie studiert und in einer Kletterhalle als Coach arbeitet.

Unterbruch wegen Corona

Schon in ihrer Jugend begann sie, an Wettkämpfen teilzunehmen. «Für das Eisklettern wurde Nachwuchs gesucht und der Trainer kontaktierte mich und fragte, ob ich Interesse hätte.» Nach Spass-Events habe sie an den U16-Weltmeisterschaften teilgenommen. «Es lief mega gut und von da an packte es mich noch mehr», erzählt Goetz.

Wegen der Coronapandemie gab es eine mehrjährige Zwangspause. Zusätzlich wurde sie von einer Verletzung zurückgeworfen. «Im letzten Januar entzündete sich mein Handgelenk», sagt Goetz. Diese Blessur spüre sie bei gewissen Bewegungen noch heute.

Nun will sie dieses Wochenende in Saas-Fee im letzten Weltcup der Saison ihr Können erneut unter Beweis stellen. «Ich weiss, dass ich es kann», sagt sie. Anschliessend folgen zwei europäische Wettkämpfe, bevor sie sich im Frühling wieder ihrem Studium widmet. «Da muss ich noch einiges nachholen.»

Die Formkurve zeigt nach oben

Teamkollegin und Olympiateilnehmerin Petra Klingler, die in Cheonsong den ersten Platz ergatterte, lobt die junge Frau aus Mastrils. «Sina ist eine super Teamplayerin und unglaublich wertvoll dafür! Sie pusht unser Team zu Topleistungen und ist immer für ein Training zu haben», sagt Klingler.

In Goetz sieht sie noch grosses Potenzial. «Die grosse Herausforderung wird für sie sein, Studium und Sport unter einen Hut zu bringen.»

Für die 23-Jährige ist es wichtig, nach dem Spitzensport eine Perspektive zu haben, die auch erfüllend sei. «Vom Eisklettern wird man nie leben können, es sei denn, man ist ein Marketing-Genie», meint sie. Auch für Klingler ist klar: «Der Sport muss professionalisiert werden. Als Erstes sollte man in der Schweiz die Athletinnen und Athleten für ihren Einsatz wahrnehmen und respektieren.»

Noch steht für die junge Frau aber das Klettern im Fokus. «Ich bin noch weit weg von meinem Peak», sagt sie. Zudem hat sie ein Ziel vor Augen: «Bei einem Weltcup zuoberst auf dem Podest stehen, wäre für mich ein Traum!»

veröffentlicht: 28. Januar 2023 05:48
aktualisiert: 28. Januar 2023 05:48
Quelle: FM1Today

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