Filmfehler

Wenn Luzern mitten in Österreich liegt und weitere Kuriositäten

· Online seit 07.03.2023, 05:34 Uhr
Dass es Hollywood mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau nimmt, ist nichts Neues. Und sobald die Schweiz in Filmen und Serien ins Zentrum rückt, erst recht nicht mehr. So kann Luzern schon mal irgendwo in Österreich liegen und Schweizer Autokennzeichen Buchstaben enthalten.

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

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«Lucerne Switzerland» heisst es auf dem weissen Schriftzug, während ein Bild eingeblendet wird, das vieles zeigt, aber ganz bestimmt nicht die Reuss mit der Kapellbrücke. Nicht der einzige Fehler, der sich in die achte Folge der Serie «Welcome to Chippendales» eingeschlichen hat. Die Folge mit dem Titel «Switzerland» wurde nämlich kaum hier gedreht – schon gar nicht in Luzern. Die Brücke, die anfangs gezeigt wird, steht im österreichischen Bad Ischl und die Luzerner Altstadt, die später gezeigt wird, ist in Wirklichkeit Davos.

Drehorte sind aber nicht die einzigen Fehler, welche sich eingeschlichen haben: So sind auf einem Luzerner Autokennzeichen nicht nur Zahlen, sondern auch Buchstaben zu finden. Ein weiterer Fehler, der sich auch in den Mystery-Thriller «A Cure for Wellness» auf ein Bündner Nummernschild geschlichen hat. Aber was erwartet man auch von einem Film, der überwiegend in einem Wellness-Resort in Graubünden spielen soll, jedoch kaum in der Schweiz gedreht wurde? Hauptdrehort war tatsächlich Deutschland.

Aargauer Kantonspolizei in Graubünden

Wer genau hinschaut, erkennt denn auch, dass bei den Kantonswappen ebenfalls nicht allzu genau hingesehen wurde. Denn auf der Uniform des Dorfpolizisten prangt nicht etwa der Bündner Steinbock, unter dem Schriftzug «Kantonspolizei» ist stattdessen das Aargauer Kantonswappen zu erkennen.

Und auch der Schweizer Akzent der Dorfbewohner lässt zu wünschen übrig, sowohl in der Originalfassung als auch in der deutschen Synchron: Von einem Bündner Dialekt sind beide Fassungen weit entfernt.

So nah und doch so fern

Keine Sprachschwierigkeiten, dafür ein weiterer Ortswechsel findet sich in der Netflix-Serie «Contigo Capitán». Gedreht wurde tatsächlich in der Schweiz – nur halt nicht in Lausanne, wo die Serie spielen soll. Ganz anders als in «Welcome to Chippendales» steht in «Contigo Capitán» tatsächlich Luzern im Rampenlicht. So wird der Vierwaldstättersee kurzerhand zum Lac Léman und das Sportgericht steht im Dreilindenpark.

Der Grund: Zeitdruck. Und weil man in der Zentralschweiz schneller an eine Drehgenehmigung kam und das Sportgericht in Lausanne dem Konservatorium im Dreilindenpark tatsächlich ähnelt, wurde der Schauplatz gewechselt. So wurde aus der Stadt Luzern und Brunnen kurzerhand ein fiktives Lausanne gebastelt.

Die Schweiz ist als Drehort unattraktiv

Etwas, das nicht unüblich ist. Tatsächlich wird oft nicht an Originalschauplätzen gedreht. Gerade die Schweiz ist als Drehort unattraktiv. Das liegt vor allem am Geld. Denn der Bund unterstützt nur professionelle Koproduktionen. Statt vom Gastgeberland unterstützt zu werden, das vom Werbeeffekt der Filme profitiert, müssen Filmemacher in der Schweiz also draufzahlen.

Finanziell liegt das kaum drin. Weswegen zum Beispiel «A Cure for Wellness» im Nachbarland Deutschland gedreht wurde. Nur zwei Drehtage gab es in der Schweiz. Die Aufnahmen aus diesen Tagen wurden dann hauptsächlich als Backdrop verwendet, damit die Schweizer Berge in der eigentlich deutschen Landschaft trotzdem zu sehen sind.

Den Fehlern auf der Spur

Eine Montage, die dem nicht ortskenntlichen Zuschauer kaum auffallen wird. Wer genau hinschaut, benötigt oft aber keine Ortskenntnis, um die Fehler trotzdem zu erkennen – und zwar mit einem Blick in den Hintergrund der Szenen. Strassenschilder, Plakate und Schriftzüge, zum Beispiel auf Autos, bleiben entweder unübersetzt oder weisen sonstige Merkwürdigkeiten auf. So etwa auf einem Auto der angeblichen Schweizer Bank «Gasel», die in «The Falcon and the Winter Soldier» zu sehen ist: «Sicherheitsdients» steht da. Gasel ist im Übrigen ein Dorf in Bern, die Bank existiert aber nur im Marvel Cinematic Universe.

Auch bei der Serie «Harry & Meghan» reicht ein Blick in den Hintergrund, um einen weiteren Ortsfehler zu erkennen. «Switzerland» behauptet der Schriftzug im Vordergrund – «Lech» steht aber auf der Skigebietskarte im Hintergrund. Die Aufnahmen stammen also aus Österreich.

Filmfehler schleichen sich schnell ein – wenn die Schweiz gezeigt wird, umso häufiger. Denn Filme arbeiten mit Budgets und die Schweiz ist teuer.

veröffentlicht: 7. März 2023 05:34
aktualisiert: 7. März 2023 05:34
Quelle: PilatusToday

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