Kurzvideos starten durch

Schweizer Musikmarkt wächst dank Tiktok & Co.

17.02.2023, 09:50 Uhr
· Online seit 17.02.2023, 09:05 Uhr
Der Schweizer Musikmarkt ist 2022 zum siebenten Mal in Folge gewachsen. Wachstumsmotor blieb das Streaming, das unterdessen einen Marktanteil von 85 Prozent aufweist. Die Umsätze mit Downloads und physische Tonträgern waren weiterhin rückläufig.
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Insgesamt setzte die Branche 223,7 Millionen Franken um. Das waren vier Prozent mehr als im Vorjahr, wie der Branchenverband der Schweizer Musiklabels (Ifpi) am Freitag mitteilte. 73 Prozent des Gesamtumsatzes entfiel auf bezahlte Streaming-Angebote.

Das Streaming von Short Videos mit Musik in den sozialen Netzwerken wie Tiktok oder Facebook legte um satte 81 Prozent zu und brachte einen Umsatz von 12,9 Millionen Franken. Zusammen mit den Videos namentlich auf Youtube setzte das werbefinanzierte Musikstreaming im vergangenen Jahr 24 Millionen Franken um, was elf Prozent des Schweizer Musikmarkts entspricht.

«Wir machen uns schon Gedanken, ob dies unsere Musikkultur aushöhlt»

Bei den Short Videos geht es um kurze Clips, die User auf sozialen Medien hochladen und mit Musik hinterlegen. Dafür erhalten die Künstler und Musikerinnen Geld. Sie werden dank der Einnahmen über Social Media etwas unabhängiger von Streaming-Riesen wie Spotify. Die gesamte Branche ist dadurch breiter aufgestellt. «Das stärkt die Verhandlungsposition der Labels gegenüber den klassischen Streaminganbietern», erklärt Ifpi-Geschäftsführer Lorenz Haas auf Anfrage der Zeitungen von CH Media.

Doch die Kehrseite der Medaille: Die Musik wird in 30-sekündige Kurzvideos gepresst. Lorenz Haas sieht das kritisch: «Wir machen uns schon Gedanken, ob dies unsere Musikkultur aushöhlt.» Er glaubt, dass die Einnahmen über die sozialen Medien in den kommenden Jahren weiter zunehmen werden. «Es ist sicher nicht die grosse Zukunft der Musikindustrie, aber es wird zu einem wichtigen weiteren Standbein.»

Physische Tonträger lassen weiter Federn

Das werbefinanzierte Musikstreaming übertraf erstmals die physischen Tonträger wie Vinyl und CD. Deren Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 21,4 Millionen Franken. Der Marktanteil belief sich auf noch zehn Prozent. Nach zwölf Jahren mit einem leichten Aufwärtstrend sank dabei der Umsatz mit Vinyl-Platten um sechs Prozent auf 4,5 Millionen Franken.

Die Ifpi-Geschäftsleitung zeigte sich gemäss Communiqué zufrieden mit dem Geschäftsverlauf. Die Umsätze auf den sozialen Netzwerken lägen zwar noch auf relativ tiefem Niveau, würden aber stark wachsen. Diese Entwicklung sei positiv, da sie die Abhängigkeit der Musikindustrie von einzelnen Plattformen schwäche und auf ein breiteres Fundament stelle.

Die Ländergruppe Schweiz des internationalen Branchenverbands Ifpi hat nach eigenen Angaben rund 40 Mitglieder. Sie repräsentieren 90 Prozent des einheimischen Musikmarkts. Ifpi Schweiz ist unter anderem Inhaberin und Auftraggeberin der offiziellen Hitparade, der Airplay-Charts und der Swiss Music Awards.

(sda/osc)

veröffentlicht: 17. Februar 2023 09:05
aktualisiert: 17. Februar 2023 09:50
Quelle: Today-Zentralredaktion

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