«Auch Scheisszeiten gehen vorbei» – damit tröstet sich Marc Sway
Quelle: BärnToday
Deine neue Single heisst «Why». Du hast dich dazu auf einer Reise mit deiner Familie in Brasilien inspirieren lassen – wie war das?
Es war wunderschön. Ich erinnere mich vor allem an die letzte Woche, die wir dort verbrachten. Das war in Pantanal, einem der schönsten Naturschutzgebiete, die es gibt. Dort ist der Jaguar zuhause, auch Capybaras (Wasserschweine). Am Rio Negro, wo wir waren, leben über 400 verschiedene Vogelarten. In so einem Moment fragt man sich, wieso, «why» gehen auch die schönsten Zeiten im Leben irgendwann auf irgendeine Art und Weise zu Ende? Seien das Ferien, Erlebnisse oder auch nur kleine Glücksmomente im Leben. Dort ist der Song «Why» entstanden, auf dieser Reise.
Bist du nach Brasilien mit dem Ziel, einen Song zu schreiben, oder flog er dir wie ein Vögelchen zu?
Ich bin bewusst zur Inspiration nach Brasilien. Meine Mutter ist Brasilianerin, mein Vater ist Schweizer. Ich bezeichne mich als Kosmopolit. Ich bin geprägt von verschiedensten Rhythmen, verschiedenen Musikstilen. Schon nur die Frage, ‹was ist man als Brasilianer?› beschäftigt mich. Ein Teil meiner Familie ist indigen, ein Teil ist afrikanisch-angolanischer Herkunft. Entsprechend ist meine Musik stark geprägt von diesen Einflüssen. Ich nehme sie, mache sie zu meinen und trage sie in eine neue Zeit hinein. Wenn einen die Musik so fest prägt, ist es am einfachsten, man geht ins Land und lässt sich berieseln. Nicht nur mit Musik, auch durchs Essen und die gute Zeit, die man hat.
Hast du eine Antwort gefunden auf die Frage, wieso solch gute Zeiten auch enden?
Ja, und es gibt einen ganz kleinen Trost auf diese Frage: Die Scheisszeiten im Leben gehen dann auch irgendwann einmal vorbei.
Muss etwas Schönes nicht auch enden, damit man realisiert, dass es schön war?
Ich bin ganz dieser Meinung. Die Endlichkeit macht unser Leben so wertvoll. Gleichzeitig ist es auch der traurigste Moment. Auf der einen Seite wissen wir, das Leben ist endlich und deshalb so wertvoll, auf der anderen Seite muss man dann auch sagen, das Traurigste im Leben der Tod. Die schönen Momente haben ihren Preis. Manchmal ist es schmerzhaft. Das zeigt vielleicht auch der musikalische Teil des Songs: Er hat etwas sehr Sonniges und Farbiges. Aber man sollte, auch wenn man weiss, dass es manchmal schwer zu verkraften ist, es nicht meiden, schöne Momente zuzulassen. Auch wenn man weiss, was für einen Preis das haben kann.
Fandest du Inspiration für einen Song oder sind gleich mehrere dabei herausgekommen?
Man kann ja nicht vier Wochen herumreisen und dann mit nur einem Song nachhause kommen. Also man kann schon – aber wir sind fleissig dran im Studio. Es ist ein steter Prozess, weitere Songs zu machen. Was schön ist: Irgendwann hat man einen fertigen Song und findet, so, der verdient es jetzt. Das ist der wichtigste Teil: Man muss Songs gehen lassen. Wir schreiben Songs und wir wollen, dass die Leute sie hören, aber es gibt einen Moment, ab dem sie nicht mehr dem Künstler gehören, sondern den Leuten draussen. Dann werden die Songs gross, weil eigene Geschichten um diese Songs herum entstehen. Und das ist schön.
Durch die Blume heisst das, 2024 kommt ein neues Marc-Sway-Album heraus?
So ist es. Nebst neuen Songs kommen im 2024 ganz viele neue Songs, und zwar im Rahmen der Show «Sing meinen Song», auf die ich mich mega freue.
Du bist aktuell alleine unterwegs auf Promotour, wie fühlt sich das an?
Ich muss mit niemandem mehr morgens das Gipfeli teilen, das ist ein grosser Vorteil (lacht). Es ist ein «Back to the roots»: Ich mache das, was ich eigentlich schon immer gemacht habe. Als Solokünstler ist man normalerweise alleine unterwegs zu Terminen. Es ist aber auch ein tolles Erlebnis, musikalisch wieder dort hinzugehen, wo ich herkomme.
Und du musst bei Interviews nicht absprechen, wer was sagt...
Oder wer beginnt zu reden, wer nicht? Ja, vieles ist einfacher. Aber in der Zeit, in der wir zusammen unterwegs waren, Bligg und ich, hatten wir auch Corona, und so konnten wir oft das Leid zusammen teilen. Zu der Zeit war das toll.
Das klingt wie Einzel- oder Mannschaftssport. Welchen Sport hast du getrieben als Kind?
Ich habe Fussball gespielt. Ich bin im Prinzip ein Mannschaftssportler. Doch wer das Gefühl hat, dass man als Solokünstler nicht auch ein Mannschaftssportler ist, liegt falsch. Denn ich habe eine Band, ich habe eine Equipe, die mit mir unterwegs ist, ich habe ein ganzes Team, das mit mir zusammen arbeitet. Als Solokünstler geht es darum, dass man die besten Leute um sich scharen kann. Wenn man allein wäre, wäre es ziemlich trostlos.