Horror-Familie

Bruder und Schwägerin halten 67-Jährige 22 Jahre lang gefangen

15.09.2022, 08:53 Uhr
· Online seit 15.09.2022, 08:45 Uhr
Eine Frau aus Campobasso in der italienischen Region Molise wurde 22 Jahre von ihrem Bruder und ihrer Schwägerin als Gefangene gehalten. Nach jahrelangen Hilferufen hat nun jemand im Dorf reagiert.
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Eingesperrt in einem Raum ohne Heizung, ohne Fernseher und einmal im Monat die Möglichkeit sich zu waschen. So ist es einer heute 67-jährigen Frau in Italien ergangen. Über 22 Jahre lang lebte sie wie in eine Gefangene im Haus ihres Bruders und erlebte einen täglichen Horror.

Die Folterer sollen ihr Bruder und ihre Schwägerin sein: Verwitwet und allein, wurde sie in einem kleinen Raum gesperrt, manchmal sogar mit Hilfe von Seilen.

Gefesselt und unter Beobachtung

Die Geschichte begann angeblich bereits 1995, als das Opfer mit 40 Jahren Witwe wurde. Ihr Bruder und dessen Frau sollen ihr angeboten haben, bei ihnen einzuziehen, damit sie nicht alleine sei, wie «20Minuten» berichtet. Zunächst zog sie in das Zimmer der Eltern, doch fünf Jahre später soll sie gezwungen worden sein, in ein Zimmer neben dem Holzschuppen zu ziehen – ohne Heizung, nur über eine externe Wendeltreppe erreichbar und nur von aussen verschliessbar.

Um zu verhindern, dass die Frau fliehe, sei sie sogar angebunden worden. Wenn sie etwas ohne Erlaubnis gesagt habe, sei sie geschlagen und beschimpft worden. In den 22 Jahren Gefangenschaft habe sie dieselbe Kleidung getragen, die sie bei ihrem Einzug mitgebracht hatte.

Ignoriert trotz Hilfeschreie

Immer wieder versuchte die weggesperrte Frau, Passantinnen und Passanten mit Klopfen an die Scheibe auf sich aufmerksam zu machen oder rief leise «Hilfe». Wenn die Peiniger ausser Haus waren, wagte sie sogar zu schreien. Doch in dem 550-Einwohner-Dorf wollte sich offenbar niemand einmischen. Die Menschen zuckten beim Vorbeigehen mit den Schultern und ignorierten die Frau, wie «20Minuten» schreibt.

Eine Person im Dorf muss sich dann jedoch endlich ihrer erbarmt haben, denn vor einiger Zeit erhielt die Polizei zwei anonyme Briefe, in denen von der Gefangenschaft der Frau berichtet wurde. Nach ihrer Rettung erzählte das Opfer der Staatsanwaltschaft von seinem qualvollen Leben: «Sie liessen mich nicht einmal ein Bad nehmen. Ich durfte mich nur einmal im Monat im Waschbecken waschen.»

Auf Social Media kursieren Bilder von den Carabinieri Campobasso, die das Waschbecken zeigen.

Bürgermeister zeigt sich erstaunt

Die Horrorgeschichte überrascht den Bürgermeister Eliseo Castelli, denn der Bruder und dessen Frau seien in seinen Augen freundliche Menschen. Daher warne er vor voreiligen Schlüssen. «Wir sollten jetzt keine Schuld zuweisen, auch um die Privatsphäre der Beteiligten zu schützen», sagt Castelli.

Über das Motiv der Peiniger wird noch spekuliert. Möglich seien jedoch finanzielle Hintergründe im Spiel. Offenbar behielt das Paar all die Jahre die Witwenrente des Opfers in Höhe von 400 Euro. Die 67-Jährige ist nun laut italienischen Medien seit letzten Freitag befreit und wurde auf dem Polizeiposten angehört. Untersuchungen laufen.

(joe)

veröffentlicht: 15. September 2022 08:45
aktualisiert: 15. September 2022 08:53
Quelle: Today-Zentralredaktion

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