Massentourismus

Hier solltest du deine Ferien besser nicht verbringen

13.11.2022, 11:44 Uhr
· Online seit 13.11.2022, 06:15 Uhr
Die enormen Massen des Tourismus machen der Umwelt zu schaffen. Viele Destinationen mussten daher die Zahl der Reisenden beschränken oder den Zutritt zu gewissen Hotspots ganz verbieten – unter anderem wegen zu starker ökologischer Belastung.
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Viele beliebte Touristenattraktionen hätten dringend einen Tourismus-Detox nötig, schreibt der Urlaubsratgeber «Fodor's Travel». Wegen des Massentourismus seien diverse Destinationen in Gefahr. Denn rund acht Prozent der weltweiten Emissionen würden durch den Tourismus produziert.

Dies könnte unter anderem die Zerstörung von Lebensraum von Wildtieren zur Folge haben. Ausserdem sei nicht auszuschliessen, dass die Wirtschaft zum Einsturz gebracht werden könnte, wenn sich der Klimawandel weiter verschärfe. Dann wären beliebte Reiseziele für Touristen nicht mehr erreichbar, warnt der Urlaubsratgeber.

In einer Übersicht hat «Fodor's Travel» deshalb eine «Not-to-visit»-Liste erstellt. Also eine Liste von Destinationen, die nicht mehr besucht werden sollen.

Küsten von Frankreich stehen am Abgrund

Obwohl die Küsten Frankreichs durch die immer häufigeren und stärkeren Stürme stark belastet werden, stelle der Übertourismus das eigentliche Problem dar. So seien in Étretat in der Normandie vor allem die vermehrten Erdrutsche besorgniserregend, die durch zu viele Fussgänger verursacht würden, berichtet das englische Magazin. Erste Massnahmen wurden bereits ergriffen. So hat beispielsweise der Calanques-Nationalpark in Marseille ein Besuchermaximum von 400 Personen festgesetzt.

Lake Tahoe in Kalifornien braucht eine Auszeit

Im US-amerikanischen Kalifornien lautet das Problem «Verschmutzung». Durch den zunehmenden Verkehr lagere sich Staub und Dreck mehr denn je auf den Strassen, welcher durch Regen in den Lake Tahoe geschwemmt wird. Dadurch werde das Wasser verschmutzt und erscheint somit immer trüber.

Deshalb sei eine Verbesserung der Strassenbedingungen angedacht. Das Dilemma zeigt sich allerdings auch hier. So äussert sich ein Sprecher aus der Umgebung Taheo gegenüber von «Fodor's Travel»: «Wir müssen der Natur eine Auszeit geben, aber wir wollen die Touristen nicht abwinken.»

Wasserknappheit auf Hawaii

Die hawaiianische Insel Maui kämpft mit Wasserknappheit. Daher hat die Regierung vergangenen Sommer Sparmassnahmen für die Bevölkerung beschlossen. Wer aus «nicht essenziellen» Gründen Wasser verbraucht, muss mit einer Geldstrafe von 500 US-Dollar rechnen. Als «nicht essenziellen» Verbrauchsgrund gelten beispielweise Rasenbewässerung oder Autowäsche.

Während die Bevölkerung auf dem Wasser-Minimum lebte, galten diese Regelungen für die Hotel-Resorts jedoch nicht. Pools, Rasenflächen und Golfplätze wurden wie bisher bewirtschaftet, was für Unruhe im Volk sorgte. Die Message des Reiseratgebers lautet daher: Touristen sollten sich künftig zweimal überlegen, welche Auswirkungen einen Besuch auf Hawaii für die Einheimischen mit sich tragen kann.

Wasserspiegel des Lake Powell sinkt 

Ähnlich sieht die Situation beim Lake Powell am US-amerikanischen Fluss Colorado aus. Der Stausee verzeichnet stets einen Abgang des Wasserspiegels. Die US-Bundesstaaten Arizona und Nevada sehen sich deshalb ebenfalls mit Wasserkürzungen konfrontiert. Durch den sinkenden Wasserspiegel wird nicht nur der Trinkwasservorrat knapper, sondern auch die Energieproduktion ist vom Staudamm abhängig.

Die Touristen werden vor allem durch die Folgen der Wasserknappheit angelockt, denn nun liegen alte Schiffswracks frei und die Klippen des Stausees erscheinen in rötlicher Farbe. Die Attraktion sei demnach der Erderwärmung zuzuschreiben.

Südpol auf dünnem Eis

Anders als die oben genannten Destinationen leidet die Antarktis nicht an Overtourismus, sondern – wie längst bekannt – unter der globalen Erderwärmung. Diese wird allerdings durch den Tourismus verstärkt.

Das Problem seien die Schiffe und Flugzeuge, die Abgase und Russ produzieren. Der dunkle Russ setzt sich auf dem Eis ab und absorbiert mehr Wärme als das gefrorene Wasser. Dies führt dazu, dass das Eis schneller schmilzt. Ein reduzierter Tourismus kann das Schmelzen der Eisberge also nicht verhindern, aber definitiv verlangsamen.

Amsterdam

Jedes Jahr besuchen 17 Millionen Touristen die niederländische Hauptstadt. Damit ist die Touristenzahl gleich hoch wie die Einwohnerzahl des gesamten Landes. Der holländische Touristenverband hat nun seine Marketingstrategie von «Destinationswerbung» zu «Destinationsmanagement» gewechselt.

Künftig sollen die Einwohner, die bisher im Massentourismus untergingen, an erster Stelle stehen. Durch «Weglocken» der Touristen zu unbekannteren Orten soll die Bevölkerung entlastet werden. Ebenso wurde ein Verbot für Cannabistouristen in Cafés vorgeschlagen, über das bisher aber noch nicht weiter entschieden wurde.

Verlangt Venedig bald Eintrittspreise?

Um Touristen zu verwöhnen, wurden in Venedig Einheimische gebeten, Platz für Touristen zu machen. Mit 370 Besuchern pro Einwohner pro Jahr ist Venedig längst vom Massentourismus betroffen. Auch mit dem Klimawandel hat die überschwemmungsgefährdete Stadt zu kämpfen.

Als Massnahme dagegen wurden beispielsweise grossen Kreuzfahrtschiffen das Anlegen verboten. Auch werde möglicherweise bereits kommendes Jahr ein Eintrittspreis für Venedig verlangt. «Kulturelle Hotspots sind aus gutem Grund so – es lohnt sich, sie zu besuchen. Aber vielleicht überdenken Sie es noch einmal, diese im Jahr 2023 zu besuchen», schreibt das Reisemagazin.

Touristen sollen Cornwall in England fernbleiben

Die Surfattraktion im Südwesten von England ist den Massen des Tourismus nicht gewachsen. «Obwohl ein gewisser Tourismus lebenswichtig ist, leidet Cornwall schwer unter der enormen Masse, der es jedes Jahr ausgesetzt ist», berichtet ein Einwohner. Die Infrastruktur sei schlicht nicht auf die vielen Touristen ausgelegt.

So gibt es weder genügend Parkplätze, noch sind die Strassen gut ausgebaut. Müll, Stau und Umweltverschmutzung lägen daher an der Tagesordnung. Ausserdem sorgt ein Trend der Ferienwohnungen für eine Immobilienkrise und hohe Lebenskosten für die Einheimischen. Die Situation spitzte sich in den vergangenen Jahren so stark zu, dass die Tourismusbehörde die Besucher dazu aufforderte, sich von den Stränden Cornwalls fernzuhalten.

«Maya Bay»-Bucht stösst an ihre Grenzen

Thailand will seine Tourismusphilosophie ändern. Künftig will auf «High-End-Reisende» gesetzt werden anstelle einer hohen Anzahl von Touristen. Dies schlug der Tourismusminister Thailands vor. Man habe festgestellt, dass viele ökologische Vorteile durch die pandemiebedingte Schliessung der Nationalparks hervorgingen.

Daher sollen alle 155 Naturparks neu mindestens einen Monat im Jahr schliessen. Speziell betroffen ist das Reiseziel «Maya Bay» in Phi Phi Leh. Vor fünf Jahren wurde die Attraktion geschlossen, da zu grosse Schäden verzeichnet wurden. Nach dreieinhalb Jahren wurde die Bucht erneut geöffnet, diesmal unter strengen Massnahmen. Wegen einer erneuten Touristenflut wurde die Destination allerdings wieder für zwei Monate geschlossen.

veröffentlicht: 13. November 2022 06:15
aktualisiert: 13. November 2022 11:44
Quelle: PilatusToday

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